Evakuierung zu spät?

Nach Hurrikan «Ian» steigt Zahl der Opfer in Florida

· Online seit 03.10.2022, 07:31 Uhr
Erst Tage nachdem Hurrikan «Ian» weitergezogen ist, wird das Ausmass der Katastrophe in Florida greifbar. Mittlerweile gehen die Behörden von rund 80 Toten aus. Angesichts der hohen Opferzahlen drängen sich unbequeme Fragen auf.

Quelle: CH Media Video Unit / Melissa Schumacher / Video vom 1.10.2022

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Wie viele Todesopfer gibt es?

Nach dem verheerenden Hurrikan «Ian» steigt vor allem im US-Bundesstaat Florida die Opferzahl. Nach Angaben örtlicher Behörden wurden bisher rund 80 Todesfälle gemeldet, wie die «New York Times» und der Sender CBS berichteten. Allein im Bezirk Lee County, in dem «Ian» mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 240 Kilometern pro Stunde auf Land traf, kamen mindestens 42 Menschen ums Leben, wie Sheriff Carmine Marceno am Sonntag sagte.

Auch nachdem der Wirbelsturm längst weitergezogen war, waren einige Orte in Florida von Überschwemmungen betroffen, weil der Boden kein Wasser mehr aufnahm. Hunderttausende Haushalte blieben weiter ohne Strom.

So hart traf der Sturm Florida in der Nacht auf letzten Donnerstag:

Quelle: CH Media Video Unit / Katja Jeggli / Video vom 29.09.2022

500'000 Haushalte ohne Strom

Der Wirbelsturm verlor am Wochenende weitgehend die Kraft. Ausläufer sorgten an der US-Ostküste bis nach New York für Regenfälle. Bevor er sich abgeschwächt hatte, war «Ian» am Freitag noch als Hurrikan der Stufe eins von fünf auf die Küste von South Carolina getroffen und hatte Sturmfluten mit sich gebracht. Auf TV-Bildern waren komplett überflutete Strassen und ein teilweise zerstörter Pier zu sehen.

Der Bundesstaat sei aber von Todesfällen verschont geblieben, sagte Gouverneur Henry McMaster. Für mehr als 500'000 Haushalte in South und North Carolina sowie Virginia fiel der Strom aus, unter anderem weil umstürzende Bäume die Leitungen durchtrennten. In North Carolina kostete «Ian» auch mit abgeschwächten Winden noch vier Menschen das Leben, wie Gouverneur Roy Cooper sagte.

Ein Leser erzählt, wie der den Hurrikan erlebt hat:

Quelle: ArgoviaToday / Michelle Brunner

Biden besucht Katastrophengebiete

US-Präsident Joe Biden wird in den nächsten Tagen nach Florida und Puerto Rico fliegen, um sich ein Bild von den Hurrikan-Schäden zu machen. Zunächst werde Biden am Montag in das vom Hurrikan «Fiona» heimgesuchte Puerto Rico reisen, kündigte das Weisse Haus an. Dort sind auch zwei Wochen nach dem Unwetter immer noch einige Haushalte ohne Strom. Rund 90 Prozent der Ausfälle seien aber behoben worden, sagte Criswell. Nach Florida will Biden am Mittwoch folgen. Das Weisse Haus hatte angekündigt, Betroffene ohne Hochwasserversicherung mit bis zu 40'000 Dollar zu unterstützen.

«Ian» war am Mittwoch als Hurrikan der Stufe vier von fünf in Florida auf Land getroffen. Bei seinem Zug quer über den südlichen Bundesstaat hinterliess er Zerstörungen und Überschwemmungen. Der Wiederaufbau werde Monate und zum Teil auch Jahre dauern, betonten Behörden. Noch am Sonntag stiegen in einigen Ortschaften in der Mitte von Florida die Wasserpegel weiter an, wie die Chefin der Katastrophenschutz-Behörde Fema, Deanne Criswell, im US-Fernsehen sagte.

Kam die Evakuierung zu spät?

Angesichts der hohen Opferzahlen im Lee County wurde die Frage aufgeworfen, ob die Evakuierungs-Anordnung zu spät ausgegeben worden sei. Sheriff Carmine verteidigte am Sonntag die Vorgehensweise: Der Hurrikan habe seine Route verändert und erst einen Tag vorher sei klar geworden, dass er eher den Ort Fort Myers als Tampa treffen werde.

Auch eine Debatte darüber, ob ein teurer Wiederaufbau in Gebieten mit heftigen Unwettern auf Dauer sinnvoll sei, kam in Gang. Fema-Chef Criswell sagte, dass strikte Bauregeln nötig seien, damit Gebäude Naturgewalten widerstehen könnten. Der Bürgermeister von Fort Myers, Kevin Anderson, sagte im TV-Sender CBS, dass neue Gebäude bereits grösstenteils den Hurrikan überstanden hätten.

(sda/jaw)

veröffentlicht: 3. Oktober 2022 07:31
aktualisiert: 3. Oktober 2022 07:31
Quelle: Today-Zentralredaktion

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