Nord-Stream-Lecks

So können Gaspipelines im Meer repariert werden

· Online seit 28.09.2022, 18:45 Uhr
Noch ist nicht bekannt, wie es zu den Lecks in den Pipelines Nord Stream 1 und 2 kam. Klar ist aber: Aus den beiden Unterwasser-Rohren strömen grosse Mengen Erdgas. Wie könnten sie wieder repariert werden?

Quelle: CH Media Video Unit / Katja Jeggli / 28.09.2022

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Die wichtigste Antwort zuerst. Eine Reparatur der Pipelines ist grundsätzlich möglich – wenn auch sehr aufwändig, komplex und gefährlich. Das bestätigte der Betreiber von Nord Stream 1, wie «Futurezone» berichtet. Eine Reihe von Schritten ist dazu notwendig.

Schritt 1: Den Schaden begutachten

Als Erstes wolle der Betreiber nun die Pipelines begutachten, um herauszufinden, wie gross die Schäden an den beiden Rohren sind. Es gebe Erfahrungen und Anbieter für mögliche Arbeiten, schreibt die «Süddeutsche Zeitung». Bevor ein Vorgehen festgelegt werden könne, müssten allerdings die Schäden untersucht werden. Es gebe bisher keine Bilder der eigentlichen Lecks. Man wolle die Schäden so schnell wie möglich inspizieren, das setze aber voraus, dass die Behörden die um die Lecks verhängten Sperrzonen aufheben.

Schritt 2: Das Gas ablassen

Bereits vor den Druckproblemen sei weder durch Nord Stream 1 noch durch Nord Stream 2 Gas von Russland Richtung Europa geflossen. Trotzdem befänden sich in beiden Pipelines noch mehrere Millionen Kubikmeter Erdgas. Bevor Reparaturen an den Pipelines durchgeführt werden könnten, müsse dieses Gas entweichen oder «ausgasen», wie es in der Fachsprache heisst. Aktuell bestehe an Ort und Stelle eine hohe Explosionsgefahr. Bis die Pipelines leergelaufen seien, könne es allerdings noch dauern. Der Leiter der dänischen Energiebehörde rechne im Falle von Nord Stream 2 mit mehreren Tagen, wenn nicht sogar einer Woche.

Schritt 3: Die Pipelines abdichten

Sind die Erdgas-Pipelines leer, dürfte laut «Futurezone» ein Molch auf beiden Seiten der Pipeline eingeführt werden. Molche sind Geräte, die Pipelines warten oder Messungen an ihnen durchführen. In diesem Fall sorgen sie dafür, dass weder Wasser noch Gas aus der Pipeline austreten kann. Dann könne in der Theorie die Reparatur beginnen.

Schritt 4: Die richtige Reparaturmethode wählen

Jeder Pipelinebetreiber habe verschiedenste Reparaturkonzepte. Diese würden von einem kleineren Leck bis hin zu einem grösseren Bersten reichen. Auch Nord Stream gebe auf seiner Webseite an, mehrere Notfallpläne in Petto zu haben. Ob die Firma allerdings auch so grosse Explosionen einkalkuliert habe, könne man nicht sagen – zumal das Ausmass der Lecks derzeit noch unklar sei. Es gebe jedenfalls unterschiedliche Methoden, um eine Unterwasser-Pipeline zu reparieren. Bei kleineren Lecks werde eine Art Manschette über die undichte Stelle geklemmt. Sie umschliesse die Pipeline von aussen und dichte sie auf diese Weise ab. Ist der Schaden grösser, wie es bei Nord Stream 1 und 2 der Fall sein könnte, müssten Betreiber ganze Abschnitte austauschen und neue Rohre anbringen.

Schritt 5: Reparieren

Müssen ganze Rohrabschnitte ersetzt werden, könne ein Schiff ein sogenanntes Unterwasserhabitat herablassen, eine Art Tauchkammer. Diese Station werde über die zu reparierende Stelle gestülpt, danach fixiert und das Wasser im Inneren des Raumes abgepumpt. Menschen könnten das Habitat so betreten und wie an der Oberfläche arbeiten und schweissen. Vorher würden so viele Vorbereitungen wie möglich an Land durchgeführt. Zum einen, um Kosten zu sparen. Zum anderen, um das Reparatur-Personal nicht überflüssigen Gefahren auszusetzen. Der Arbeitsplatz eines Unterwasserschweissers sei einer der gefährlichsten, den man sich vorstellen könne.

(osc)

veröffentlicht: 28. September 2022 18:45
aktualisiert: 28. September 2022 18:45
Quelle: Today-Zentralredaktion

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