Bern

Tragödie in Johns kleine Farm: Kallnachs Tierpark verliert Kamel

Tod von Hengst Chimbai

«Er fehlt unglaublich»: Zooteam von Johns kleine Farm trauert um Kamel

13.05.2024, 08:06 Uhr
· Online seit 11.05.2024, 08:15 Uhr
Anfang Mai starb im Zoo Johns kleine Farm in Kallnach ein Kamelhengst. Was für die Mitarbeitenden ein Schock ist, ist für Kritikerinnen und Kritiker des Seeländer Tierparks gefundenes Fressen.
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Der Vorfall passierte bereits am 2. Mai 2024, wie der Zoo Johns kleine Farm in einer Mitteilung schreibt. Das Tierpflegeteam fand den Kamelhengst Chimbai am Morgen tot in der Streichelanlage. Bei einem Selbstunfall habe sich das Trampeltier die linke Hinterhand ausgekugelt. Dadurch sei vermutlich ein Blutgefäss gerissen, worauf das Tier innerlich verblutet sei, schreibt der Tierpark. Dem Zooteam geht es nach dem «tragischen Unfall» schlecht. Marianne Honsperger, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Johns kleine Farm sagt: «Er fehlt unglaublich. Auch war es ein absoluter Schock für uns und kam völlig unerwartet.»

«Können Kopf nicht hängen lassen»

In Absprache mit dem Vereinsvorstand hat die Betriebsleitung am Todestag entschieden, den Zoo für das Publikum geschlossen zu halten. Dies, um einerseits in Ruhe und Würde das tote Tier abzutransportieren, andererseits, damit das Team Abschied nehmen und den Schock verarbeiten konnte. Am Folgetag haben die Mitarbeitenden ihre Arbeit wieder regulär aufgenommen, womit auch das Publikum wieder Zutritt zum Zoo erhielt. Einfach normal weiterzuarbeiten, sei aber schwierig, sagt Honsperger: «Wir probieren, nicht daran zu denken und uns abzulenken. Da uns die anderen Tiere aber weiterhin brauchen, können wir den Kopf nicht hängen lassen und müssen weitermachen.»

Wie blieb der Unfall unbemerkt?

Ein solcher Unfall eines Tieres, der unbemerkt blieb, wirft natürlich Fragen nach einer artgerechten Tierhaltung auf. Die Verantwortlichen erklären aber, dass es völlig üblich ist, dass der Zoo von etwa 18 Uhr bis 8 Uhr ohne menschliche Aufsicht sei. «Der tragische Unfall unseres Kamelhengstes ist somit nicht auf menschliches Versagen zurückzuführen und hätte in freier Natur ebenso geschehen können», so Marianne Honsperger. Und aus der Nachbarschaft habe es keine Nachrichten gegeben, welche auf besonderen Lärm und einen solchen Vorfall hingedeutet hätten.

Nachteinsätze seien generell nicht vorgesehen. Nur in Ausnahmefällen: «Einzig in den Knallernächten wie dem 1. August und Silvester oder bei Sturm bleibt ein Mitarbeiter im Zoo zur Sicherheit für unsere tierischen Bewohner.» Die Grosstiere wie die Kamele oder Lamas können sich im Gegensatz zu den Kleintieren in der Anlage ausserdem frei bewegen. Deshalb gebe es nie eine hundertprozentige Sicherheit, dass nichts passiere. «Man ist nie gegen jede Eventualität gewappnet. Entsprechend tragisch ist der Tod von Chimbai für uns.»

Der Kamelhengst war im August 2021 ein Geschenk vom Bioparc Genéve zum 25. Jubiläum von Johns kleiner Farm.

Keine Beanstandungen vom Veterinäramt

In der Vergangenheit wurde der Zoo immer wieder kritisiert. Stimmen wurden laut, welche sagten, dass sich zu viele Tiere auf der Zoofläche befänden oder dass die Mitarbeitenden überfordert seien. Die Verantwortlichen halten dagegen, dass es von professionellen Stellen nie Kritik an der Tierhaltung gegeben habe.

Im Gegenteil habe der Schweizer Tierschutz 2019 einen herausragenden Bericht zu Johns kleine Farm verfasst. Marianne Honsperger, wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Zoo, betont zusätzlich: «Auch die regelmässige Kontrolle des kantonalen Veterinäramts Anfang dieses Jahres hatte keinerlei Beanstandungen».

Klar ist jedoch, dass sich ein Grossteil der Kallnacher Bevölkerung gegen den Zoo stellt. Einige Gebäude des Zoos befinden sich in einer nicht dafür vorgesehenen Bauzone. Eine Umzonung lehnte das Volk im Juni des letzten Jahres ab. Spätestens 2025 wird der Zoo aus Kallnach verschwinden. Wie es danach weitergeht? Diese Frage ist noch nicht geklärt. Nächste Woche werde an der Vorstandssitzung das weitere Vorgehen besprochen.

veröffentlicht: 11. Mai 2024 08:15
aktualisiert: 13. Mai 2024 08:06
Quelle: BärnToday

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