«Auch die Gefangenen sind Teil unserer Gesellschaft» – so feiert die JVA Witzwil Weihnachten

Weihnachten: Viele dürften die Festtage mit gutem Essen, Kerzenschein, Geschenken und gemütlichem Beisammensein mit der Familie verbinden. Doch was, wenn Feiern in diesem Rahmen nicht möglich ist? Was, wenn man sich nicht frei bewegen kann und hinter schwedischen Gardinen sitzt? Oder anders gefragt: Welche Rolle spielen die Weihnachtstage in einem Gefängnis?

In der Justizvollzugsanstalt (JVA) Witzwil in Gampelen findet im Weihnachtsmonat seit Jahrzehnten jährlich ein Fest statt, an dem Gefangene und Mitarbeitende gemeinsam feiern.

Weihnachtsfeier am 13. Dezember

2023 war am 13. Dezember der grosse Tag. Gegen 16.45 Uhr fand eine Zeremonie statt, erzählt JVA-Direktor Balz Bütikofer. «Unsere Seelsorgenden haben zusammen mit einer Musikerin einen feierlichen liturgischen Teil, eine Art Gottesdienst, abgehalten.» Ein Gefangener habe aus der Bibel vorgelesen. «Wir sind bei Kerzenlicht in der Dunkelheit zusammengestanden: Die Stimmung war sehr feierlich.»

Danach – wie an Weihnachtsfeiern so üblich – stand ein gemeinsames Mahl auf dem Programm. «Um 18 Uhr startete das Essen in unserer Aula: Insassen und Mitarbeitende haben dabei ein gutes Stück Fleisch – selbstverständlich aus Witzwil – genossen. Auf der Bühne stand ein wunderschöner Weihnachtsbaum; die Musikerin gab immer wieder Stücke zum Besten.»

Das JVA-Areal ist festlich dekoriert

Neben der Feier setzt die JVA Witzwil auch mit weihnachtlicher Dekoration ein Zeichen. «Auf dem Gelände haben wir einen 13 Meter hohen Weihnachtsbaum aus dem eigenen Betrieb aufgestellt. Das machen wir jedes Jahr», erzählt Direktor Balz Bütikofer.

Auch der Verkaufsladen sowie die Fenster eines Lagerhauses sind festlich beleuchtet. «Bei Nacht und Nebel herrscht eine wunderbar mystische Stimmung», schwärmt Bütikofer.

Welche Bedeutung haben denn Weihnachtsfeier oder -dekoration für die Gefangenen? «Was ich klar spüre, ist die Wertschätzung, dass man an sie denkt, dass man diesen Anlass für sie organisiert und mit ihnen zusammen feiert», betont Bütikofer.

Gefangene können an Weihnachten Urlaub beziehen

Wie die inhaftierten Männer Weihnachten verbringen, hängt davon ab, ob sie urlaubsberechtigt sind. Dies würden in der Regel die einweisenden Behörden entscheiden, erklärt Bütikofer. Die meisten Inhaftierten der JVA Witzwil hätten aber eine Urlaubsberechtigung und somit die Möglichkeit, über Weihnachten und Neujahr Urlaubstage zu beziehen. Diese sind allerdings zeitlich begrenzt: «Die längsten Urlaube dauern 52 Stunden.»

Aber sind nicht gerade besonders diese Urlaube eine Einladung für die Gefangenen, etwas in die JVA zurück zu schmuggeln? Eine Tendenz, dass Schmuggelversuche während den Festtagen ansteigen, kann der Direktor zwar nicht bestätigen. Aber: «Die Versuchung, wenn man von draussen wieder hereinkommt, ist immer riesig. Sie kommen selbstständig zurück und werden natürlich durchsucht.»

Verhindern könne man Schmuggel nicht, so Balz Bütikofer. Denn: «Wenn die Gefangenen rein und wieder hinausgehen für die Arbeit, können wir sie nicht jedes Mal filzen – das würde viel zu lange dauern.» Die meisten der Inhaftierten seien in einem Urin-Programm. Das heisst: «Sie müssen in regelmässigen, aber nicht vordefinierten Abständen Urinproben abgeben. So stellt man fest, ob sie konsumiert haben oder nicht. Ist das der Fall, müssen sie die Konsequenzen tragen.»

Für die JVA Witzwil ist jedenfalls klar, dass die Weihnachtstage nicht einfach ignoriert werden können. Hier sei man gewissermassen ein Abbild der Gesellschaft, betont Bütikofer. «Es ist sehr wichtig, dass wir die Leute, die in einem Gefängnis sitzen, nicht vergessen: Auch sie sind Teil unserer Gesellschaft. Wir müssen immer wieder bereit sein, diese Leute wieder in unsere Mitte zu nehmen, wenn sie ihre Strafen verbüsst haben.»