Road Racing

«Wenn es schiefgeht, dann richtig» – der Schweizer-König der gefährlichen Sportart im Interview

· Online seit 19.10.2023, 05:39 Uhr
Road Racing gehört zu den gefährlichsten Sportarten der Welt: Durchschnittlich verunfallen am bekannten Rennen auf der britischen Insel «Isle of Man» pro Jahr zwei Menschen tödlich. In der Schweiz gibt es nur wenige Motorradsportler, welche Road-Racing-Rennen fahren. Der Berner Lukas Maurer ist einer von ihnen und gehört dabei zu den Besten.
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BärnToday: Was ist Road Racing überhaupt?

Lukas Maurer: Beim Road Racing wird auf normalen, öffentlichen Strassen gefahren, welche für die Rennen abgesperrt werden. Für einige gilt es als Urform des Racings. Sehr gefährlich und eine besondere Herausforderung, weil es keine Sturzzonen gibt. Da darf man sich keine Fehler erlauben. Beispielsweise beim legendären Rennen auf der «Isle of Man» fühlt es sich so an, wie wenn man mit 300 Kilometern pro Stunde durch die Stadt Bern fahren würde.

Du hast zweimal am «Isle of Man» teilgenommen, welches zu den gefährlichsten Rennen überhaupt gehört. Weshalb fährt man ein solch lebensgefährliches Rennen?

Es ist wirklich gefährlich, das kann man nicht abstreiten. Aber im Leben sind auch andere Dinge gefährlich. Wenn mir beispielsweise jemand mit einer Zigarette im Mund und einem Bier in der Hand erzählt, wie gefährlich mein Sport ist, muss ich immer schmunzeln. Klar: Man lebt intensiv im Moment, wenn man mit 300 Kilometern pro Stunde auf einer Strecke fährt. Wenn es schiefgeht, dann richtig. Aber jeder Mensch geht im Leben unnötiges Risiko ein und manchmal macht man Dinge für den Spass. Ehrgeiz und Leidenschaft müssen im Leben Platz finden. Wenn etwas passiert, dann ist es halt so. Aber wenigstens hatte man daran Freude.

In der Schweiz ist Road Racing eher unbekannt. Spürst du das?

Das Medienecho in der Schweiz ist für Rennfahrer ausserhalb einer WM relativ gering. Aber in Fach- und Motorradzeitschriften hat Road Racing einen relativ hohen Stellenwert: Da wird man eher mehr erwähnt, als es bei normalen Rennstreckenfahrern der Fall ist. So bekam ich doch etwas höheres Medienecho und Aufmerksamkeit. Auch, weil es eher wenige Road Racer gibt.

Was war dein schlimmster Unfall?

Bis jetzt habe ich in meiner Karriere zwei schlimme Unfälle, bei denen ich relativ viel Glück hatte. Der eine war 2019. Bei der Meisterschaft führte ich das ganze Jahr und beim letzten Rennen hatte ich Probleme mit dem Motor. Deswegen stürzte ich und schlug den Kopf an einem Bordstein. Mit einer zweifachen Hirnblutung bin ich im Spital aufgewacht. Es war knapp.

Der zweite Unfall war auf einer normalen Rennstrecke. Ein Kontrahent schoss mich komplett ab. Kopfüber schlug ich an einer Wand auf. Den Halswirbel hat es mir verschoben und die Halsmuskulatur wurde durchtrennt. Ich hatte wirklich Glück, dass ich nicht im Rollstuhl landete.

Wie findet deine Familie deine Rennen?

Ich komme aus einer Rennfahrerfamilie. Mein Vater und mein Bruder sind Rennen gefahren und meine Mutter ist gerne dabei. Zwar würde es gerade ihr gefallen, wenn ich etwas weniger Gefährliches machen würde. Grundsätzlich sind sie alle aber dabei. An der «Isle of Man» gehören sie sogar zu meiner Crew: Mein Bruder tankt und meine Mutter kocht. Also sie unterstützen mich, aber finden es natürlich nicht toll, dass die Rennen so gefährlich sind.

Kannst du dich voll dem Sport widmen, oder musst du parallel noch arbeiten?

Es gibt im Rennsport wenige Leute, die viel Geld verdienen, aber es gibt viele Leute, welche viel Geld ausgeben. Ich gehöre leider zu der letzteren Gruppe. Ohne Sponsoren und Unterstützer ginge das gar nicht. Aber es deckt sich bedauerlicherweise nicht von alleine und von Geld verdienen kann man nicht sprechen. Ich arbeite dazu als Projektleiter bei der STI Bus AG in Thun. Die meisten Rennen sind glücklicherweise nicht sehr lange, daher geht das gut auf. Bei den längeren Rennen wie der «Isle of Man», welche drei Wochen dauern, muss ich mich gut mit dem Arbeitgeber absprechen. Da kommt es auf die Arbeitsauslastung an.

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veröffentlicht: 19. Oktober 2023 05:39
aktualisiert: 19. Oktober 2023 05:39
Quelle: BärnToday

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