Playoff-Final gegen ZSC

SCB-Frauen spielen im Final und (noch) niemanden interessierts

· Online seit 16.03.2024, 09:51 Uhr
Ab Samstag spielen die SCB-Frauen im Playoff-Final gegen die ZSC Lions. Das Interesse daran ist nach wie vor bescheiden. Trotzdem darf sich das Frauen-Eishockey Hoffnung machen. Ein ursprünglich skeptischer SCB-Chef Marc Lüthi verwendet im Gespräch gar Begriffe wie Begeisterung und Stolz.
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Vor genau zehn Jahren war Frauen-Eishockey in der Schweiz in aller Munde: Die Schweizer Nationalmannschaft rund um Torhüterin Florence Schelling hatte im Februar 2014 an den olympischen Spielen in Sotschi die Bronze-Medaille gewonnen.

Betrachtet man ein Jahrzehnt nach diesem Erfolg das Interesse in der Schweiz an der höchsten Schweizer Frauen-Liga, der Womens League, muss man festhalten, dass der erhoffte Boom ausgeblieben ist. Die durchschnittliche Zuschauerzahl lag in der abgelaufenen Qualifikation bei 136 Zuschauerinnen und Zuschauern pro Spiel. Sinnbildlich für diese Situation: Während der SCB beim ersten Halbfinalspiele seiner Frauen noch eine Buvette zur Konsumation offen hatte, blieben beim zweiten Spiel alle geschlossen. Wer etwas trinken oder essen wollte, musste ins Restaurant der Mutzen. Oder anders gesagt, das Interesse am Frauen-Eishockey ist auch in der bezüglich Publikumsinteresse klaren Hauptstadt des Eishockeys, Bern, marginal.

Doch, wenn man über die Fortschritte im Frauen-Hockey schreibt, greift diese Analyse aus der Ferne zu kurz. Das zeigt sich auch, wenn man mit SCB-Geschäftsführer Marc Lüthi spricht.

SCB-Chef zuerst skeptisch, jetzt beeindruckt

Neben dem HC Davos und dem EV Zug ist der SCB ist eine von drei grossen Hockey-Organisationen, die neu ins Frauen-Eishockey eingestiegen sind. Das allein ist für die Liga eine deutliche Verbesserung. Nicht Marc Lüthi, sondern der mittlerweile entlassene Raeto Raffainer hatte die Integration von BOMO Thun zum SCB eingeleitet.

Lüthi macht kein Geheimnis daraus, dass er zu Beginn sehr skeptisch war. Jetzt sagt er: «Wenn ich sehe, was die Frauen leisten und mit welcher Freude sie spielen und trainieren, kann man wirklich stolz sein auf die ‹Meitschi›.» Die Frauen seien alle berufstätig, ihre Leidenschaft beeindrucke ihn sehr. Lüthi, der in dieser Saison bisher über zehn Spiele der Frauen besucht hat, zeigt Präsenz: «Wenn der SCB etwas macht, dann richtig. Um das Frauen-Eishockey zu verstehen, muss man Spiele besuchen.»

Auf das fehlende Publikum angesprochen, betont Lüthi: «Man kann eben nicht sagen, das interessiert niemanden. Unsere Frauen-Mannschaft hat 17'000 Follower auf Instagram. Das Interesse wächst. Ich hoffe, dass mittelfristig mehr Leute ins Stadion kommen.»

Macht der SCB genug für die Frauen?

Für die Spielerinnen war der Wechsel vom Grabengut in Thun zum SCB in die PostFinance-Arena bezüglich Infrastruktur ein riesiger Fortschritt. Entsprechend zufrieden zeigt sich SCB- und Nationalspielerin Emma Ingold: «Wir haben eine eigene Garderobe, gute Eiszeiten, ein professioneller Kraftraum.» Natürlich würde sich Ingold über mehr Publikum freuen, allerdings betont sie, dass es in dieser Saison schon mehr Besucherinnen und Besucher waren als früher, was in der grossen PostFinance-Arena etwas untergegangen sei. Tatsächlich sind die durchschnittlich 136 Personen pro Qualifikationsspiel in der Womens League fast doppelt so viele wie noch in der letzten Saison.

Ingold will kein kritisches Wort über ihren neuen Club verlieren. Der SCB gebe sich sehr Mühe und mache auch auf die Frauen aufmerksam, sagt Ingold: «Sie posten unsere Spieldaten und Resultate auf Instagram.» Trotzdem betont die Nationalspielerin mit Blick auf die weitere Entwicklung des Sports, dass es wichtig wäre, wenn die Clubs noch mehr Gelder investieren würden. Beispielsweise die Spielerinnen des HC Davos seien Halb-Profi. Sie erhalten entsprechend eine gewisse Entlohnung, sodass nicht nur an Randzeiten nach der Arbeit trainiert werden kann. Würden das alle Clubs so handhaben, würde das Niveau des Frauen-Eishockeys steigen, ist Ingold überzeugt.

Bilanz nach drei Jahren

Lüthis sportliche Bilanz nach dem ersten Jahr mit den SCB-Frauen ist gut: «Es ist nicht selbstverständlich, dass wir schon in der ersten Saison, um zwei Titel spielen.» Den Cup-Sieg hat der SCB schon in der Tasche, nun folgt der Playoff-Final gegen die ZSC Lions. Lüthi findet, dass der SCB genug mache für seine Frauen. Der Eintritt zu den Finalspielen ist gratis und die Zuschauerinnen und Zuschauer erhalten durch ein Sponsoring einen Konsumationsgutschein für 10 Franken. Zudem wird der Einlauf der Spielerinnen gleich gehandhabt wie bei den Männern.

Nach drei Jahren wird die Geschäftsführung rund um Marc Lüthi entscheiden, wie es mit den SCB-Frauen weitergeht. «Wenn die Entwicklung fortschreitet, wie sie nun gestartet ist, dann werden wir unsere Ziele erreichen.»

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veröffentlicht: 16. März 2024 09:51
aktualisiert: 16. März 2024 09:51
Quelle: BärnToday

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