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Uni Bern bleibt milde: Keine Strafen nach Besetzung

Nach Räumung

«Kein Hausfriedensbruch» – Uni Bern verzichtet auf Strafen nach Besetzung

15.05.2024, 17:38 Uhr
· Online seit 15.05.2024, 17:27 Uhr
Am Mittwochmorgen löste die Polizei die Besetzung an der Universität Bern auf. Da die Studierenden das «polizeiliche» Ultimatum einhielten, müssen die Besetzenden mit keiner Strafanzeige oder disziplinarischen Konsequenzen rechen, wie der Generalsekretär der Universität, Christoph Pappa, im Interview sagt.
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BärnToday: Müssen die Besetzenden nun mit Konsequenzen für ihr Studium rechnen?

Christoph Pappa: Nein, das müssen Sie nicht. Die Uni Bern hat eine Räumung bei der Polizei beantragt. Die Besetzenden wurden aufgefordert, die Räumlichkeiten zu verlassen, was sie auch machten. Darum gibt es keine Anzeige wegen Hausfriedensbruch oder Konsequenzen für das Studium.

Wieso zieht die Universität Bern in diesem Fall keine Konsequenzen?

Zwar haben die Besetzenden die Mensa in Beschlag genommen, haben dann aber auf Aufforderung der Universitätsleitung beziehungsweise der Polizei das Haus verlassen. Erst wenn Sie das nicht gemacht hätten, wären eine Strafanzeige oder disziplinarische Strafen zum Zuge gekommen.

Die Besetzenden haben aber das Ultimatum am Montagmittag verstreichen lassen?

Ja. Jetzt gab es aber noch ein «polizeiliches» Ultimatum. Wenn die Besetzenden das auch hätten verstreichen lassen, wäre es schwierig geworden.

Rückblick: Gestern Mittag forderten die Besetzenden, dass jemand von der Universitätsleitung vorbeikommt. Doch es kam niemand – wieso?

Um halb Zwölf kam eine Mail mit der Frage, ob der Rektor am 11.50 Uhr bei den Besetzenden vorbeikommen könnte. Das war nicht abgemacht, weshalb wir zuerst erstaunt waren über die Nachricht. Mit dieser kurzen Frist war ein Treffen vor Ablauf des Ultimatums nicht realistisch. Am Montagnachmittag war Rektor Christian Leumann dann vor Ort.

Ein weiterer Reibungspunkt war, dass auch Professorinnen und Professoren die Besetzung scheinbar unterstützen.

Hier muss man differenzieren: Ja, es gab einen Brief von Mittelbau-Angehörigen und einzelnen Professorinnen und Professoren. Sie verlangten, dass der Dialog mit den Besetzenden weitergeführt wird. Gleichzeitig reichten über 600 Leute eine Petition ein, die den Abbruch der Besetzung forderten. Das Interesse, dass der Betrieb weitergeführt wird, kam ebenso «dick» daher.

Haben sich denn andere Studierende oder Dozierende über die Besetzung beschwert?

Das Ganze ist grundsätzlich gesittet und friedlich abgelaufen. Es gab aber auch Leute, die sich bedroht fühlten und sich entschieden, nicht mehr in die Bibliothek zu kommen oder an die Universität arbeiten zu gehen. Die Besetzung hatte einen Beigeschmack und eine unterschwellige Spannung.

Besetzungen von Universitäten konnte man schweizweit beobachten. Die Besetzenden haben angekündigt, weiter in Erscheinung zu treten. Rechnen Sie nun mit weiteren Aktionen? 

Die Universitätsleitung hat das Angebot zum Dialog gemacht, das nach wie vor besteht. Künftige Aktionen können wir nicht voraussagen. Wir als Institution verstehen, dass das Weltgeschehen die Studierenden betrifft. Wir als Universität sind ein Ort des Austausches, der aber auf einer wissenschaftlichen Basis und konstruktiv geführt werden soll – wir sind keine politische Aktionsplattform.

Haben Sie sich deshalb dazu entschieden, die Studierenden beim Unitobler zu kontrollieren? 

Ich kann bestätigen, dass am Mittwoch im Unitobler Zugangskontrollen gemacht wurden. Das ist im Sinn eines geordneten Übergangs respektive einer geordneten Wiederaufnahme des Betriebs. Dies ist nur an diesem Tag vorgesehen, ab Donnerstag wird es dann für eine bestimmte Zeit nur noch Stichproben geben. Wir sind froh, dass der Betrieb jetzt wieder normal läuft und hoffen darauf, dass das auch so bleiben wird.

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veröffentlicht: 15. Mai 2024 17:27
aktualisiert: 15. Mai 2024 17:38
Quelle: BärnToday

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