«So etwas fehlt in Bern noch», erinnert sich Künzli an jenen Moment, als sie dem Projekt aus New York erstmals begegneten. Daraufhin begannen sie, Ideen zu spinnen, ehe dann im Februar 2022 das erste Porträt erschien. «Wir wollen mit ‹Tout Berne› abbilden, wer Bern ausmacht. Das sind nicht unbedingt die Leute, über die man jeden Tag in der Zeitung liest. Das kann auch ein Hauswart, eine Krankenschwester oder jemand mit einem interessanten Hobby sein.»
Die bernische Herangehensweise unterscheidet sich dabei von jener in der Metropole mit 8,8 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern. Stanton begann zunächst, Leute auf der Strasse abzulichten und kam dabei schnell mit ihnen ins Gespräch. Das Ziel, einen Katalog mit 10'000 New Yorkerinnen und New Yorkern herauszubringen, verwarf er nach einer Weile. Stattdessen landeten die Fotos samt der jeweiligen Geschichte dahinter im Netz – «Humans of New York» war geboren.
«Hier ist es definitiv schwieriger, auf Leute zu treffen, die mitmachen, da die Bernerinnen und Berner anders ticken. Man stellt sich nicht einfach irgendwo auf einen Platz und erzählt etwas von sich», erklärt Zaugg. Um an ihre Porträtierten zu kommen, greifen die beiden auf ihre Erfahrungen aus dem Journalismus zurück. «Wir sind uns gewohnt, dass man auf die Leute zugehen muss», sagt sie.
In der Galerie findest du eine Auswahl der bereits porträtierten «Humans of Berne»:
Manchmal führe ein Gespräch mit einer Person bereits zu einem nächsten Porträt. «Nach jedem Gespräch fragen wir die porträtierte Person, über wen sie gerne ein Porträt lesen würde», so Künzli. Nicht zuletzt dank dieser Inputs von aussen versuchen die beiden, offen und bereit für die verschiedensten Leute zu sein. Dabei sei es ihnen auch ein Anliegen, Menschen unterschiedlichen Alters, Herkunft oder kulturellem Hintergrund abzubilden.
Eigene Webseite in Planung
Für Künzli und Zaugg ist «Tout Berne» ein Hobby. «Wir geben selbst den Takt vor und können uns Zeit nehmen, die Menschen wirklich kennenzulernen», sagt Zaugg. Damit Geld zu verdienen, sei derzeit noch kein Thema. Erst einmal gehe es darum, das Projekt weiterzuentwickeln. So lancieren sie im Februar 2023 eine Webseite.
Darüber, was ausserdem in der Pipeline ist – von einem Videoprojekt bis hin zu einem Buch – wollen sie sich noch nicht festlegen. «Wir sind offen, in welche Richtung sich das Projekt entwickelt. Wir schliessen nichts aus», meint Künzli.