Tiere

Du hast ein Wespennest im Garten gefunden? Das kannst du dagegen tun

· Online seit 27.04.2024, 14:18 Uhr
Eine Leserreporterin aus Baden findet zu Hausen ein Wespennest noch aus dem Vorjahr. Sie hofft, dass die Wespen diesen Sommer dadurch abgeschreckt und sich nicht wieder dort ansiedeln werden. Doch lassen sich die Tiere wirklich so einfach abhalten? Ein Experte erklärt.

Quelle: Leserreporterin/ArgoviaToday/Niclas Zettergren

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Als die Leserreporterin aus Baden in ihrem Storen-Kasten ein vermutlich leeres Wespennest findet, hofft sie, dass die Wespen diesen Sommer davon abgeschreckt werden, sodass sie nicht erneut ansiedeln. Roland Diener, Fachberater für Wespen und Hornissenschutz aus Brugg, bestätigt, dass bis auf eine der neun einheimischen Arten das Nest nicht wiederholt besiedeln. Die Tiere lassen sich aber davon höchstwahrscheinlich nicht abschrecken. «Die Tiere sind nicht dumm. Wenn etwas nicht belebt ist, wissen sie ganz genau, dass sie nebenan bauen können», so der Experte.

Für den Bau der Nester haben Wespen drei Hauptkriterien, wie Diener weiter erklärt. Erstens ist es wichtig, dass sie ausreichend Baumaterial in Form von verwittertem oder morschem Holz finden. Zweitens benötigen sie andere Insekten als Beutetiere und drittens sind sie auf blühende Sträucher oder andere nektarhaltige Pflanzen angewiesen. So erhalten sie Kohlenhydrate. Der Platz sollte, wenn es nach den Tieren geht, auch temperaturstabil sein und Schutz vor Feinden bietet. «Storen-Kästen sind daher sehr beliebt», sagt Diener.

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Die Möglichkeiten, Präventivmassnahmen zu ergreifen, damit sie sich gar nicht erst ansiedeln, sind gemäss Diener eher beschränkt. Dort, wo der Rollladen durchläuft, könne man schauen, dass die Lücke so klein wie möglich ist. Das erfordert allerdings eine jährliche Kontrolle und unter Umständen eine Wartung. Bei Lamellen-Storen sei die einzige gangbare Lösung, ein Insektenschutznetz vor dem Lamellenstoren anzubringen.

Es hat ein Nest an meinem Haus – was nun?

Wenn das der Fall ist, können Experten weiterhelfen. Im ersten Schritt geht es darum, zu bestimmen, um welche Art es sich handelt. Die meisten der neun einheimischen Arten sind nämlich gar nicht störend. Diese kann man auch anhand ihrer Platzwahl erkennen. «Die Wespen, welche ihr Nest an einem hellen Ort bauen, sind nicht diejenigen, welche zum Tisch kommen. Je dunkler der Ort ist, an dem sie das Nest bauen, umso grösser ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie zum Tisch fliegen», erklärt Diener. Wenn klar ist, mit welcher Art man es zu tun hat, dann kann man eine Umsiedlung durchführen.

Zu früh sollte man allerdings nicht aktiv werden, meint Diener. «Die Wespen, welche im Frühjahr aus dem Winterschlaf kommen, sind alles Königinnen, die einen passenden Nistplatz suchen. Durch Fressfeinde und Revierstreitigkeiten unter Artgenossen werden sie um etwa 80 Prozent reduziert», fügt der Fachmann an. Wenn man eine einzelne Wespe sieht, die in den Kasten fliegt, gilt zunächst Ruhe zu bewahren. Denn in den nächsten zwei bis drei Wochen könnte sie bereits verloren sein. Handlungsbedarf sieht er erst, wenn auch junge Arbeiterinnen in das Nest hinein und herausfliegen. Die Chancen für eine Umsiedlung seien so zu diesem Zeitpunkt wesentlich besser.

Bei der Suche nach fachkundiger Hilfe empfiehlt Diener, sich im Voraus gut zu informieren, genau hinzuschauen und allenfalls die Gemeinde oder die Feuerwehr zu konsultieren. In der Vergangenheit kam es ihm zufolge nämlich immer wieder zu Vorfällen, bei denen beauftragte Personen entweder horrende Preise verlangten oder unseriös gearbeitet haben. Das bringt weder Mensch noch Tier etwas.

Wespen sind wichtig für das Ökosystem

Was viele nicht wissen: Wespen sind auch Nutztiere. Sie halten nämlich andere Insektenpopulationen im Zaun. «Ein Volk der deutschen oder gemeinen Wespe braucht pro Tag etwa 500 Gramm Eiweiss für ihre Brut. Die Anzahl an Insekten entspricht etwa einem 17-Liter Abfallsack», so Diener. Zudem würden die Wespenarten, die mit dem saftigen Steak auf dem Teller liebäugeln, in der Natur jede Menge Ass verwerten. «Sonst hätten wir viel mehr Verwesungsgeruch in der Natur», sagt der Fachmann.

Steht uns ein wespenreicher Sommer bevor?

Wespen und Hornissen kommen in der Regel zwischen Ende Mai und Mitte Juni zum Vorschein. Dieses Jahr seien einige aber bereits einen Monat früher aktiv als sonst. Ob das ein Anzeichen für einen wespenreichen Sommer ist, lässt sich laut Diener derzeit noch nicht sagen. «Wenn es einen Kälteeinbruch gibt, der etwas länger dauert, setzt das den Tieren zu und sie werden dezimiert.» Dazu kommen die Vögel, die die Flugtiere bejagen und die Königinnen, die durch Kämpfe um ihr Revier sterben. Bis zum Sommer kann sich da also noch einiges ändern.

veröffentlicht: 27. April 2024 14:18
aktualisiert: 27. April 2024 14:18
Quelle: ArgoviaToday

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