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Transfers im Eishockey: Wie sieht die Kaderplanung bei SCB, EHCB und Tigers aus?

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Wie sieht die Kaderplanung bei den Berner Clubs aus?

· Online seit 04.11.2023, 14:07 Uhr
Das Transferkarussell in der National League ist in vollem Gang. Wo der SC Bern, der EHC Biel und die SCL Tigers stehen und was das für die drei Berner Teams bedeutet – eine Analyse.
Alex Zimmermann, TeleBärn
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SC Bern

Von allen Berner Clubs dürfte der SCB am wenigsten Veränderungen durchmachen. Bei den Mutzen sind sechs Spieler im Team, welche noch keinen Vertrag für nächstes Jahr haben. Von diesen sollte die Vertragsverlängerung mit Benjamin Baumgartner für Sportchef Andrew Ebbett Priorität haben. Der 23-jährige Österreicher mit Schweizer Lizenz hat in der laufenden Saison noch einmal einen Schritt vorwärts gemacht (10 Punkte in 19 Spielen) und erhält von Coach Jussi Tapola Eiszeit in Über- und Unterzahl.

Bei den beiden Imports Corban Knight und Colton Sceviour hängt eine mögliche Vertragsverlängerung von ihren Leistungen im Verlauf der Saison ab. Beide waren zu Saisonbeginn noch verletzt, seither setzt Tapola aber deutlich mehr auf Knight als auf Sceviour, der häufig überzählig ist.

Bei Daniel Manzato, der als dritter Torhüter diese Saison noch nie auf dem Eis stand, dürfte es kaum eine Vertragsverlängerung geben. Claude Paschoud ist für die Berner zwar die gewünschte defensive Verstärkung, seine Verletzungsanfälligkeit dürfte dem SCB aber zu denken geben. Sein interner Konkurrent um einen neuen Vertrag dürfte Jesse Zgraggen sein, auch er hat seine Stärken vornehmlich in der eigenen Zone. Eine Vertragsverlängerung mit beiden würde wenig Sinn ergeben, wenn die Mutzen ihren jungen Talenten Louis Füllemann und Nick Meile Zeit auf dem Eis geben wollen.

Als einziger Neuzugang steht der Klotener Marc Marchon fest. Der 28-jährige Flügelspieler, der auch als Center eingesetzt werden kann, ist ein Hockey-Chrampfer, der auch Punkte beisteuern kann. Bei Kloten ist er aktuell viertbester Scorer. Er dürfte eine Verstärkung für die dritte oder vierte Linie sein, kann aber auch weiter oben im Line-up spielen.

Den SCB verlassen wird Joshua Fahrni. Die Berner hätten den 21-Jährigen aus dem eigenen Nachwuchs gerne behalten, Fahrni entschied sich aber gegen die Offerte der Mutzen. Ein grosser Verlust dürfte er aber trotzdem nicht sein. Seine starke erste Saison (13 Punkte) konnte der Thuner nie bestätigen, dieses Jahr steht er trotz viel Eiszeit – inklusive Möglichkeiten in der ersten Powerplay-Formation – bei null Punkten.

EHC Biel

Sportchef Martin Steinegger hat alle Hände voll zu tun: 17 Verträge laufen aus, der Vorjahres-Finalist dürfte nächste Saison ein stark verändertes Team haben. Neben dem schmerzlichen Abgang des produktivsten Verteidigers Yannick Rathgeb (9 Punkte in 18 Spielen) sollen Medienberichten zufolge auch die Stürmer Mike Künzle (zum EV Zug) und Tino Kessler (zu Davos) sowie Torhüter Joren van Pottelberghe (zu Lugano oder nach Nordamerika) vor dem Absprung stehen.

Während van Pottelberghes Abgang – sofern Harri Säteri bleibt – verkraftbar ist, sind Kessler und Künzle schwieriger zu ersetzen. Die beiden kamen zum EHCB, weil sie bei ihren vorherigen Arbeitgebern zu wenig geschätzt wurden. Seither haben sich beide zu begehrten Stürmern entwickelt, die 25 bis 30 Punkte erzielen können. Damit sind aber auch die Lohnerwartungen der beiden gestiegen.

Luca Hischier hatte letztes Jahr die beste Punkte-Ausbeute seiner Karriere, auch er dürfte damit teurer werden. Bei den Routiniers Beat Forster und Damien Brunner dürfte eine Vertragsverlängerung auch davon abhängen, wie die Karriereplanung der beiden Hockey-Senioren aussieht. Gerade Brunner ist aber weiterhin einer der besten Schweizer Stürmer beim EHCB. Die Bieler sollten zwingend versuchen, ihn noch ein Jahr zu halten. Bei so vielen möglichen Abgängen im Sturm wäre eine Vertragsverlängerung mit den jungen Talenten Mattheo Reinhard und Jérémie Bärtschi für Club und Spieler sinnvoll.

Komplizierter ist die Situation bei den Ausländern: Viktor Lööv und Aleksi Heponiemi haben beide diese Saison verletzungsbedingt noch kein einziges National-League-Spiel bestritten. Goalie Harri Säteri dürfte gemäss Medienberichten beim EHCB bleiben. Am meisten Sorgen um seine Vertragsverlängerung machen sollte sich wohl Jesper Olofsson: Der Schwede hat bisher in 19 Spielen 13 Punkte gebucht. Für den Offensiv-Spezialisten eine mittelmässige Ausbeute.

Besser siehts für Toni Rajala (15 Punkte) und Jere Sallinen (16 Punkte) aus. Die beiden kommen auch regelmässig in Unterzahl zum Zug, ausserdem hat sich Sallinen als einer der Top Zweiweg-Center der Liga etabliert. Rajala steht bereits in seiner achten Saison beim EHCB und ist Publikumsliebling, sein Abgang wäre beim Seeländer Anhang äusserst unpopulär.

SCL Tigers

Joshua Fahrni könnte ein Glücksfall für die SCL Tigers sein. Der junge Berner kommt in der Suche nach mehr Eiszeit und Verantwortung nach Langnau. Da er bereits in Unter- und Überzahl spielte und regelmässig mehr als 13 Minuten auf dem Eis stand, heisst das: Sein Platz ist in den vorderen zwei Linien, neben den Ausländern. Er ist einer von vielen jungen Ex-Bernern, die sich woanders mehr Chancen auf den Durchbruch ausrechnen. Sportchef Pascal Müller hofft dabei, dass Fahrni eher eine ähnliche Entwicklung macht wie André Heim (wieder auf Kurs mit Ambri) als Jeremi Gerber. Er stagniert seit seinem Wechsel zu Lugano (diese Saison noch ohne Punkt).

Mit der Verpflichtung von Fahrni verstärken sich die Tigers dort, wo sie es am nötigsten haben: bei den Schweizer Stürmern. Die Langnauer haben zwar die Abhängigkeit von ihren Ausländern reduziert (letzte Saison erzielten die Ausländer ca. 70 Prozent aller Tigers-Tore, diese Saison sind es ca. 60 Prozent), trotzdem treffen nur bei Ajoie die Schweizer seltener. Entsprechend muss sich Sportchef Pascal Müller Gedanken machen, wie er seine Kaderplätze besetzt.

Konkret: Soll er den jungen Keijo Weibel und Patrick Petrini einen neuen Vertrag anbieten? Beide konnten starke Saisons in ihren ersten NL-Jahren nicht mehr bestätigen.

Bei den Routiniers liefert Nolan Diem (5 Punkte, einer der besten Bully-Spieler der Liga) eher Argumente für eine Vertragsverlängerung als Pascal Berger (0 Punkte in 20 Spielen). In der Verteidigung bangen Sebastian Schilt und Miro Zryd um ihre Plätze. Sie müssen hoffen, dass Pascal Müller keinen besseren Ersatz zu ähnlichen Preisen findet.

Vergleichsweise klar ist die Situation bei den Ausländern: Die «Finnische Fraktion» mit Captain Harri Pesonen, Vili Saarijärvi, Juuso Riikola, Aleksi Saarela und Saku Mäenalanen bleibt. Auch der Amerikaner Sean Malone hat noch einen Vertrag. Damit haben die Emmentaler bereits sechs Ausländer für nächste Saison im Team, Anthony Louis muss also Aussergewöhnliches leisten, um ebenfalls ein Vertragsangebot zu erhalten.

veröffentlicht: 4. November 2023 14:07
aktualisiert: 4. November 2023 14:07
Quelle: BärnToday

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