Grenchen

Ticket-Busse trotz Okay des Busfahrers: Ist das fair?

· Online seit 26.04.2024, 04:45 Uhr
Eine Frau regt sich auf Facebook darüber auf, eine Busse in einem Bus in Grenchen bekommen zu haben. Der Ticketautomat habe nicht funktioniert, und der Busfahrer habe das erzwungene «Schwarzfahren» sogar abgesegnet. Trotzdem wurde sie bei einer Kontrolle gebüsst. Ist das richtig?
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«Liebe BGU... Man bekommt jetzt sogar eine Busse, wenn man ein Ticket lösen möchte. Man ruft dem Busfahrer, er sieht dass es nicht geht. Der Busfahrer hat gesagt, es sei OK. Danke BGU», so lautet der Post einer erbosten Userin der Facebook-Gruppe «Du bisch vo Gränche, wenn».

BGU weist Verantwortung zurück

Doch wer ist hier im Recht? Wir haben beim Geschäftsleiter der Busbetrieb Grenchen und Umgebung AG (BGU) Hans-Rudolf Zumstein nachgefragt. Doch der BGU ist gar nicht selber für die Kontrollen in ihren Bussen zuständig. «Die Kontrollen führt bei uns der RBS durch. Für Reklamationen bezüglich Bussen ist ebenfalls ein Mitarbeiter der RBS zuständig, er kümmert sich dann darum», erklärt Zumstein. 

Auf Anfrage von Today will sich aber auch der RBS nicht zum Fall äussern. Man könne nur bestätigen, dass man auch für die Kontrollen in den Bussen der BGU zuständig sei. Weil der Vorfall aber nicht ihre eigenen Buschauffeure betreffe, wolle der RBS nicht Stellung beziehen. Auch zu allgemeinen Fragen bezüglich der Ticket-Kontrollen wollten sie nichts sagen - ein typischer Fall also von «die heisse Kartoffel weiterreichen». 

Das sagt ein ehemaliger Kontrolleur dazu:

Ibony Mbungu, ursprünglich aus Grenchen, hat als Kundenbegleiter bei der SBB gearbeitet. Er verrät: Bussen zu verteilen, liegt zu einem grossen Teil im Ermessen der Kontrolleure.

«Oft habe ich Menschen ermahnt, nicht gebüsst. Gerade in einem Fernverkehrs-Zug habe ich ab und an ein Auge zugedrückt, besonders wenn mein Gegenüber höflich war», sagt er. Natürlich gebe es aber Richtlinien, an die man sich halten müsse.

«Ich habe mich auf mein Bauchgefühl verlassen»

In Bussen und Regio-Express-Zügen würden viele Menschen die Tatsache ausnutzen, dass nur Stichproben durchgeführt werden. Dort sei Mbungu jeweils strikter gewesen. Wenn ein Ticket-Automat kaputt ist, könne man genau überprüfen, ob und zu welchem Zeitpunkt er nicht funktioniert habe. Bei anderen Erklärungen für fehlende oder falsche Tickets habe er sich auf sein Bauchgefühl verlassen.

Das sagt er zum Fall in Grenchen

Wenn eine Busfahrerin oder ein Busfahrer einer mitfahrenden Person das Okay gibt, aus irgendeinem Grund gratis zu fahren, sollte das den Kontrolleuren mitgeteilt werden. Da Mbungu den Fall der Grenchnerin aber nicht genau kenne, könne er keine konkrete Stellung beziehen. Falls die Frau nämlich erst in einem nächsten Bus kontrolliert worden sei, könne der vorherige Buschauffeur nichts dafür.

Ticket-Kontrolle gilt den regelmässig Schwarzfahrenden

Ibony Mbungu ist es wichtig, dass Menschen verstehen, wofür es die Kontrollen gibt. «Das Ziel bei der Ticket-Kontrolle ist es, Leute zu erwischen, die regelmässig kein Ticket lösen», sagt der ehemalige Kundenbegleiter. Damit wolle man Menschen, die korrekterweise ihre Billette lösen, unterstützen.

Wenn man fälschlicherweise gebüsst werde, solle man etwas Verständnis für die Angestellten haben, denn: «Schlussendlich machen wir auch nur unseren Job».

Was sagst du zum Fall in Grenchen? Schreib es und in die Kommentare.

veröffentlicht: 26. April 2024 04:45
aktualisiert: 26. April 2024 04:45
Quelle: 32Today

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