Trotz Sonderjagd

900 geschossene Hirsche sind noch nicht genug

· Online seit 12.12.2022, 17:52 Uhr
Mit 900 erschossenen Hirschen verzeichnet der Kanton Bern diese Saison einen Rekord an Abschüssen – und doch haben Jägerinnen und Jäger das vorgegebene Ziel von 1077 Tieren nicht erreicht. Wahllose Abschüsse sind gemäss Mitte-Nationalrat Lorenz Hess nicht die Lösung.

Quelle: BärnToday / Warner Nattiel

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Obwohl so viele Hirsche geschossen wurden wie noch nie, erreichten Jägerinnen und Jäger das vorgegebene Ziel von 1077 Tieren – auch nach einer zweiwöchigen Sonderjagd – nicht. Ein Dorn im Auge ist die wachsende Rotwild-Population insbesondere für die Land- und die Waldwirtschaft.

Casimir von Arx, Mitglied des Grossen Rats und der glp, sieht die natürliche Verjüngung der Wälder sowie die Aufrechterhaltung der Schutzfunktion der Schutzwälder gefährdet. In einem parlamentarischen Vorstoss an die Adresse des Berner Regierungsrats schreibt der Politiker, bei 12 Prozent der Waldfläche sei der Zustand untragbar, bei weiteren 26 Prozent kritisch.

Hirsche in Agglomerations-Nähe

Dass der Hirschbestand gewachsen ist, merkt auch Lorenz Hess, Nationalrat «Die Mitte» und Co-Präsident der Parlamentarischen Gruppe Jagd und Biodiversität. «Hirsche sind nun in Gebieten anzutreffen, in denen sie vorher nicht waren – teilweise schon fast in der Agglomeration.» Es sei jedoch ein Fehler, anzunehmen, dass das Problem mit wahllosen Abschüssen behoben werden könne.

Betroffen sind mehrheitlich Gebiete im Oberland, aber auch das Emmental – teilweise bis ins untere Emmental. «Vielleicht muss man diesen Umstand auch einfach akzeptieren», meint Hess. «Nicht alles in der Natur kann von Menschenhand geregelt werden.» Wie beim Wolf müsse man sich auch damit abfinden, dass es auch wieder mehr Hirsche hat. 

«Nicht einfach zu den Gewehren rufen»

Anderer Ansicht ist Ernst Wandfluh, Mitglied der Kantonalen Jagd- und Wildtierschutzkommission Bern. «Man muss hinschauen, dass der Hirschbestand nicht zu stark steigt.» Das grösste Problem für die Bauern sei das Futter, dass durch die Hirsche verschmutzt werde. Die Exkremente der Tiere würden ins gemähte Gras geraten, sobald die Bauern mähen.

Es stelle sich die Frage, ob es schlimm sei, dass ein Tier wie der Hirsch wieder einwandere, so Lorenz Hess. «Vielleicht muss man sich auch von Seiten der Waldbewirtschaftung überlegen, wie man damit umgehen kann, anstatt einfach zu den Gewehren zu rufen und zu meinen, die Jäger seien bereit, wahllos alle Hirsche zu erlegen.» So glaubt der Mitte-Politiker, dass das Problem vorerst bestehen bleibt.

(lae)

veröffentlicht: 12. Dezember 2022 17:52
aktualisiert: 12. Dezember 2022 17:52
Quelle: BärnToday

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