Berner Unia-Mitarbeitende lehnen sich gegen Chefs auf
Stunk bei der grössten Schweizer Gewerkschaft: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Unia-Einheit Bern-Oberaargau-Emmental liessen ihrer Geschäftsleitung ein Protestschreiben zukommen. Dieses Schreiben liegt dem «SonntagsBlick» vor.
Die Angestellten berichten von einem Verhalten der Geschäftsleitung, welches «den offenen und anständigen Umgang, der in der Einheit früher gepflegt wurde, vermissen lässt.» Die Rede ist von Zwangsversetzungen, angeblich willkürlichen Entlassungen und autoritärem Verhalten der Chefetage – von einer «Arbeitgeberdiktatur» ist die Rede.
Mit dem Schreiben erhoffen sich die Angestellten Veränderungen. Sie fordern unter anderem mehr Transparenz und Ehrlichkeit sowie die Einhaltung des Personalreglements.
«Unia hat mich krank gemacht»
Der «SonntagsBlick» hat mit betroffenen Angestellten gesprochen. Eine langjährige Gewerkschaftssekretärin erzählt: «Die Unia hat mich krank gemacht. Nach Jahren voller Überstunden und unerreichbarer Zielvorgaben stand ich kurz vor dem Kollaps.» Nun sei sie krankgeschrieben. Die menschlichen Schicksale würden die Unia-Chefs aber nicht kümmern.
Die Angestellte hoffe, dass sich die Situation in Zukunft bessere und die Leitung die Basis ernst nehme. Ähnlich geht es einem anderen Mitarbeiter. Er hatte aufgrund der Unia einen gesundheitlichen Zusammenbruch, wie er gegenüber der Zeitung sagt. «Meine Vorgesetzten erwarteten immer mehr und mehr von mir. Teils habe ich bis zu 150 Prozent geschuftet.»
Konflikt besteht schon seit Längerem
Bei der Zentrale weist man diese Anschuldigungen zurück. Die Darstellung der Angestellten könne man nicht bestätigen. Man mache sich ausserdem Sorgen darüber, dass «Bern-Oberaargau-Emmental die Unia-Region ist, die in den letzten zehn Jahren konstant und am meisten Mitglieder verloren hat, und die von der Region selber festgelegten Ziele bei Weitem nicht erreicht,» so Mediensprecher Philipp Zimmermann. Darum sei es wichtig, dass die regionale Leitung reagiere – und allenfalls notwendige Schritte einleite.
Der Konflikt in der Unia Bern gibt es nicht erst seit gestern. Im vergangenen Mai wurden die Angestellten von der Chefetage darüber informiert, dass die Sektionen Bern und Oberaargau-Emmental fusioniert werden sollen. Diese Fusion wurde inzwischen vollzogen. Die Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter an der Basis würden diese Zusammenlegung aber nicht goutieren. Sie würden sich nun mit zentralisierten Strukturen konfrontiert sehen.
(rst)