Bern

«Das Alter ist keine Charaktereigenschaft»

Thuner Generationen-Verein

«Das Alter ist keine Charaktereigenschaft»

21.10.2022, 09:07 Uhr
· Online seit 21.10.2022, 09:03 Uhr
Der Verein «und – das Generationentandem» feiert am Freitag sein 10-jähriges Bestehen. Gründer Elias Rüegsegger (28) und Vorstandsmitglied Heidi Bühler (69) erzählen, welche Bedeutung der Verein hat und wie Brücken zwischen Generationen gebaut werden.
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Der Verein «und – das Generationentandem» aus Thun wird am Freitag zehn Jahre alt. Die Idee stammt von Elias Rüegsegger. Der heute 28-Jährige entwickelte 2011 im Rahmen seiner Maturaarbeit ein journalistisches Projekt, an dem Menschen aus verschiedenen Generationen mitgeschrieben haben. «Dann haben wir gemerkt, dass die Arbeit hinter den Kulissen noch besser ist als das journalistische Projekt. Daraufhin gründeten wir ein paar Monate später den Verein «und – das Generationentandem», erzählt Rüegsegger, der die Funktion des Geschäftsleiters übernommen hat.

Ziel von «und – das Generationentandem» sei es, Menschen aus verschiedenen Generationen in einen Dialog zu bringen, so Rüegsegger. «Heute ist es in unser Gesellschaft vielleicht mehr ein ‹nebeneinander› als ein ‹miteinander›.» Es könne für die verschiedenen Generationen daher gar nicht genügend Begegnungsmöglichkeiten ausserhalb der Familie und des beruflichen Umfelds geben.

«Aussergewöhnliche Solidarität» während Corona

Dieser Meinung ist auch Heidi Bühler. «Es braucht ‹und – das Generationentandem›, damit man nicht immer nur mit gleichaltrigen oder gleichgesinnten Gruppen unterwegs ist. Die Gesellschaft ist heute vielfältig. Damit man sich gegenseitig besser versteht, ist es wichtig, mit anderen Ideen und Lebenssituationen in Kontakt zu kommen.» Die 69-Jährige ist 2019 zu «und – das Generationentandem» gestossen, als der Verein eine Geschäftsstelle gründete. Bühler hat die Co-Leitung Events und Kommunikation übernommen und ist mittlerweile Mitglied des Vorstands.

So erlebte Bühler die Pandemie von Beginn an als Angestellte bei «und – das Generationentandem». Hat Corona die Generationen gespalten? Überhaupt nicht, findet Bühler. Im Gegenteil: «Ich erlebte eine aussergewöhnliche Solidarität der Jungen mit den Alten.» Da ältere Menschen zu Pandemiebeginn angehalten wurden, zuhause zu bleiben, organisierte «und – das Generationentandem» früh Online-Events per Livestream, um die drohende Einsamkeit zu bekämpfen. «Ältere Menschen wurden einbezogen und haben gelernt, wie man Zoom benutzt. So kam man gar nicht dazu, einsam zuhause zu bleiben. Es gab genügend Möglichkeiten, mit unterschiedlichen Menschen in Kontakt zu treten – wenn man aufgeschlossen genug war.»

«Es braucht ein Miteinander»

Situationen wie die Pandemie oder nun der Ukraine-Krieg würden der Gesellschaft verdeutlichen, dass Brücken zwischen verschiedenen Generationen nötig seien, betont Geschäftsführer Elias Rüegsegger. «Es braucht ein Miteinander – nicht nur zwischen Generationen, aber auch zwischen Menschen generell. Das trägt schlussendlich die Gesellschaft selbst.»

In einem Jahrzehnt «und – das Generationentandem» begeistert sich der Vereins-Gründer immer wieder, wenn das Generationenmiteinander im kleinen Rahmen passiert. «Ich finde es toll, wenn eine 16-Jährige Person mit einer 70-Jährigen in die Reitschule in den Ausgang geht. Oder wenn eine jüngere Person eine ältere in technischen Sachen unterstützt. Das ist sehr bereichernd.»

120 aktive Mitglieder

«und – das Generationentandem» hat seinen Vereinssitz in Thun. Der Verein beschäftigt insgesamt lediglich 170 Stellenprozente. Der Verein ist für alle offen – unabhängig von Alter, Geschlecht, Nationalität, Politik oder Konfession. Er finanziert sich durch Abo-, Mitglieder- und Spendenbeiträge. «Eine sehr wichtige Rolle spielen unsere rund 120 aktiven Mitglieder sämtlicher Generationen, welche freiwillig miteinander arbeiten», betont Marketing-Spezialistin Heidi Bühler. Auch wenn die Zusammenarbeit nicht immer einfach und die Herangehensweisen an Themen teilweise unterschiedlich aussähen, sei ein grosser Wille da, Brücken zu schlagen.

Dies sei letztendlich der Grund, weshalb es «und – das Generationentandem» benötige, erklärt Rüegsegger. Schliesslich beschreibe das Alter nicht, wer wir seien. «Das Alter ist keine Charaktereigenschaft. Es gibt andere 28-Jährige, die vielleicht einen ganz anderen Charakter haben als ich. Umgekehrt gibt es 85-Jährige, welche vielleicht ähnlich wie ich ticken.»

Anlässlich des Jubiläums veranstaltet «und» am Freitagabend eine Feier im Gymnasium Thun. «Wir sind zurzeit in Feierlaune, aber es ist auch nicht komplett anders als sonst: Wir verlieren unsere Projekte nicht aus den Augen. Wir arbeiten und feiern gerne zusammen», gibt Rüegsegger bekannt.

veröffentlicht: 21. Oktober 2022 09:03
aktualisiert: 21. Oktober 2022 09:07
Quelle: BärnToday

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