Quelle: CH Media Video Unit / Melissa Schumacher / 1. Oktober 2022
In mehreren Städten weltweit sind Iranerinnen und Iraner erneut für Proteste gegen das Regime ihres Landes auf die Strasse gegangen. In der Schweiz schlossen sich über tausend Menschen am Samstag den Kundgebungen an.
In Zürich demonstrierten teils bei strömendem Regen gegen tausend Menschen, in Bern waren es vor der iranischen Botschaft gegen 200 Personen, wie Journalisten der Nachrichtenagentur Keystone-SDA berichteten. In Genf war am Abend eine weitere Demonstration geplant.
Demonstrant will iranische Flagge stehlen
«Am Samstagmittag haben sich vor der iranischen Botschaft an der Thunstrasse in Bern zahlreiche Personen zu einer unbewilligten Kundgebung versammelt. Im Zuge dieser verschafften sich zwei Männer nacheinander unbefugt Zutritt zum Botschaftsgelände und einer von ihnen nahm eine Flagge von einem Fahnenmast herunter. Beide Männer konnten durch die Einsatzkräfte ohne Gegenwehr angehalten werden. Sie wurden daraufhin für weitere Abklärungen auf eine Polizeiwache gebracht», schreibt die Kantonspolizei in einer Mitteilung.
«Als weitere Teilnehmende eine Absperrung durchbrachen und über die Thunstrasse auf das Botschaftsgebäude zurannten, musste kurzzeitig Gummischrot eingesetzt werden. Nach aktuellem Kenntnisstand wurde niemand verletzt. Die Kundgebung löste sich schliesslich auf. Die Thunstrasse musste für rund eine halbe Stunde für den Individualverkehr gesperrt werden, eine Umleitung wurde durch den Verkehrsdienst der Kantonspolizei Bern eingerichtet», schreibt die Kantonspolizei. Weitere Abklärungen seien im Gang.
Die Teilnehmenden der Demonstration riefen zur Solidarität mit dem iranischen Volk auf. Man wolle die Bewohnerinnen und Bewohner und die Regierung der Schweiz in Kenntnis setzen, dass das herrschende Regime im Iran über keine Legitimation verfüge, die friedlichen Demonstrationen brutal niederschlage, zahlreiche Menschen inhaftiert und viele erschossen habe, hiess es in einer Mitteilung.
Proteste seit zwei Wochen
Die Demonstrierenden trugen Plakate und skandierten unter anderem «Weg weg weg - Mullah muss weg». In Zürich traten auch Politiker auf, darunter der Grüne Nationalrat Balthasar Glättli und SP-Nationalrätin Min Li Marti. Solidaritätskundgebungen zur Unterstützung der Frauen im Iran fanden laut den Aktivistinnen und Aktivisten in 170 Städten weltweit statt.
Auslöser der seit zwei Wochen andauernden Demonstrationen im Iran und im Ausland ist der Tod der Kurdin Mahsa Amini. Die 22-Jährige war in Teheran von der Sittenpolizei festgenommen worden, offenbar weil sie das islamische Kopftuch nicht den Regeln entsprechend getragen hatte. Nach Angaben von Aktivisten soll sie von der Polizei geschlagen und deshalb später im Spital gestorben sein. Seitdem demonstrieren landesweit Tausende Menschen gegen den repressiven Kurs der Regierung und der Sicherheitskräfte sowie das islamische System.
(sda/pd)