Renaturierungsprojekt

Geheimnis gelüftet: Warum Holz in der Aare in Thun liegt

· Online seit 16.04.2024, 17:06 Uhr
Im Thunersee liegen Astbündel. Entlang der Bächimattpromenade zwischen Thun und Hünibach rätseln Spazierende darüber, warum die Äste im Wasser liegen. Laut dem Fischereiinspektorat leben in den Bündeln Fische.
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Abgeschnittene Äste, die zu Bündel zusammengebunden sind, liegen in der Aare in Thun. Aktuell ragt das Holz aus dem Wasser – für die Spazierenden entlang der Bächimattpromenade zwischen Thun und Hünibach ein ungewöhnlicher Anblick. Auch auf Facebook wird über die Äste gerätselt:

Bündel sind für Äschenlarven 

Auf Anfrage von BärnToday bestätigt das Fischereiinspektorat des Kantons Bern, dass die Astbündel, sogenannte Faschinen, im Rahmen eines Renaturierung-Projekts für Äschelarven aufgestellt worden sind. Damit sollen die Laichplätze der bedrohten Fischart geschützt und dem erheblichen Rückgang der Äschepupolation entgegengewirkt werden.

«In diesem Gebiet ist die Strömung entlang der Ufermauern für Äschelarven zu gross. Das Totholz verlangsamt die Strömung und dient den Larven als Schutz sowie Rückzugsmöglichkeit», sagt Andreas Hertig, Bereichsleiter Fischerei-Management. Aufgrund des tiefen Wasserstandes seien die Bündel aktuell zu sehen.

410'000 Franken für Äschen – genug? 

Vor rund vier Jahren, Ende 2020, platzierte man die Faschinen im Schaudaugebiet. Gleichzeite wurde der Uferbereich am Brahmsquai mit Kies aufgeschüttet. Gesamthaft kostete das Projekt rund 410'000 Franken, welche hauptsächlich durch den Renaturierungsfonds des Kantons Bern gedeckt werden.

«Dank dem Totholz und der geringeren Strömung hat es deutlich mehr Äschelarven. Erfreulicherweise können wir auch einen leichten Anstieg bei der Lachtierpopulation feststellen», bestätigt Andreas Hertig vom Fischereiinspektorat. Oft wird das Ufer derart bewirtschaftet, dass kein Holz ins Wasser fällt. «Wenn die Ufer besser strukturiert sind, dann kommt das generell auch anderen Lebewesen zugute – wirbellosen Tieren, anderen Fischarten oder auch Vögeln», so Hertig.

Momentan hat der Kanton keine weiteren Schritte geplant. «Wir sind aber bei Wasserbauprojekten im Kanton laufend dran, dass weitere Verbesserungsmassnahmen für Fische und andere Wasserlebewesen gemacht werden können.»

Kanton Bern ist ein «Äsche-Hotspot»

Der natürliche Bestand der Äsche ist in der gesamten Schweiz bedroht. Seit 1990 ist die Population um 80 Prozent geschrumpft. Die Überfischung durch Hobbyfischer, die höheren Wassertemperaturen sowie der geringen Dezimierung von Fressfeinden – wie Kormorane – führten zum Rückgang, schreibt die Zeitung «Petri-Heil – Dein Schweizer Fischereimagazin».

Auch Andreas Hertig bestätigt: «Die Äsche ist eine sehr sensible Fischart – wie die Bachforelle. Beide reagieren stark auf die Klimaveränderungen.»

Die Äsche steht ebenso im Kanton Bern unter Druck. «Zahlenmässig sind wir aber im Vergleich zur restlichen Schweiz immer noch ein Äschen-Hotspot.» Gerade der Laichplatz in Thun sei von nationaler Bedeutung.

Eine «schwierige» Zukunft

Wenn es mit den Klimaveränderungen in gleicherweise weitergehe, könne es sein, dass es «in ferner Zukunft die Äsche noch schwerer haben wird», sagt Andreas Hertig. «Dann müssen wir sogar damit rechnen, dass auch die Äschen in der Aare in Interlaken schwierig haben wird.»

Die Zukunft sei jedoch ungewiss. «Trotzdem freut es uns sehr, wenn die Äschelarven nun wieder zahlreicher im Schaudaugebiet schwimmen. Jetzt hoffen wir, dass es zu keinem grossen Hochwasser in den nächsten Wochen kommt. Dann sieht es gut aus für den diesjährigen Äsche-Jahrgang.»

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veröffentlicht: 16. April 2024 17:06
aktualisiert: 16. April 2024 17:06
Quelle: BärnToday

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