Breitsch-Trainer vor Abschied

«Ich denke, der Moment ist nicht schlecht – für alle Beteiligten»

01.02.2023, 16:28 Uhr
· Online seit 01.02.2023, 10:05 Uhr
Martin Lengen wird nach fünf Jahren als Trainer den FC Breitenrain verlassen. Der kommende Sommer sei der richtige Moment dafür, erklärt er. Mitnehmen kann er viele schöne Erinnerungen – vor allem auch an die letztjährige Saison.
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Was sind es für Gefühle, die aufkommen, wenn Sie an die letzten fünf Jahre denken?

Natürlich die extremen Emotionen, die wir im letzten Jahr erleben konnten im Aufstiegskampf. Das war etwas, was man schlicht und einfach nicht erwarten konnte und wir haben die guten Leistungen Woche für Woche wiederholen können. Ich denke auch an den Spitzenkampf gegen Bellinzona, drei oder vier Runden vor Saisonschluss, als wir in der Verlängerung noch den Ausgleich geschossen haben.

Wenn man den Punkteschnitt anschaut, sind Sie der erfolgreichste Trainer der Vereinsgeschichte…

Das freut mich natürlich sehr. Der FC Breitenrain ist schon seit mehreren Jahren in dieser Liga und es ist extrem schön, dass man so erfolgreich arbeiten konnte. Auch im aktuellen Jahr liegen wir auf einem guten Platz. Das macht mich schon stolz, aber ich bin mir auch bewusst, dass mehr dazugehört: Es sind auch die Spieler, die extreme Leistungen erbracht haben, um den hohen Punkteschnitt zu holen. Letztes Jahr konnten wir auch mehr als 20 Spiele lang ungeschlagen bleiben. Das ist eine beeindruckende Serie, die nicht so einfach zu knacken ist.

Auch in dieser Saison liegt der FCB in der vorderen Tabellenhälfte.

Ja, wenn man Luzern wegnimmt, das nicht aufsteigen kann, weil es eine U21-Mannschaft ist, liegen wir nur drei Punkte hinter dem ersten Platz, auf dem Carouge steht. Ausserdem wären wir so nur einen Punkt hinter einem Barrage-Platz und wenn etwas mit Chiasso passiert, das Konkurs gegangen ist, sind wir plötzlich sogar punktegleich mit den Vorderen.

Was ist das Erfolgsgeheimnis?

Vor fünf Jahren hatten wir einen Umbruch im Team. Im Kader hatte es etwas ältere Spieler, deshalb musste man etwas verändern. Im ersten Moment ist das vielleicht auch nicht so gut angekommen, aber man musste es tun. In den letzten Jahren hat man das auch gesehen. Mir ist zugutegekommen, dass wir stets gute Resultate erzielt haben, weshalb es etwas einfach ging. Unser Ziel ist ausserdem, dass wir jeweils im Sommer nicht zu viele neue Spieler haben. Wir haben auch viele junge Spieler, durch die Zusammenarbeit mit YB und Thun, zu denen ich gute Beziehungen pflege. Es ist sehr schön, wenn man diese auch im Kader integrieren kann und je länger sie auf diesem Niveau spielen, desto besser wird es und desto mehr kommen auch die Automatismen und sie gewöhnen sich an das Niveau. Das ist auch ein Punkt, der uns Stärke gegeben hat.

Haben Sie das Gefühl, sportlich alles erreicht zu haben, was mit dem FC Breitenrain aktuell möglich ist?

Wenn man uns mit anderen Mannschaften vergleicht, die ganz andere Möglichkeiten und Verhältnisse haben, haben wir schon sehr viel herausgeholt. Auf diesem Niveau ist der Grad sehr schmal. Wir haben uns im letzten Jahr immer auf der richtigen Seite halten können, in dieser Saison mehr oder weniger auch. Aber die Spiele sind immer extrem eng und es kann vieles passieren. Man sieht auch jetzt in der Rangliste, wie eng es ist und wie viel möglich ist. Gegen vorne fehlt nicht viel, aber auch das Tabellenmittelfeld ist nicht weit weg.

Es sind aber auch andere Gründe, die mich dazu bewegt haben, meinen Vertrag nicht zu verlängern: Damit man noch einen weiteren Schritt machen kann, braucht es vielleicht auch andere Impulse und eine andere Stimme. Ich denke, der Moment ist sicher nicht schlecht – für alle Beteiligten.

Es gab viele positive Momente in den letzten Jahren. Gibt es aber auch Dinge, die Sie im Nachhinein anders gemacht hätten?

Eigentlich nicht. Zu Beginn habe ich, wie bereits erwähnt, einen Umbruch eingeleitet, der sicher nicht bei allen gut angekommen ist. Das ist aber logisch, wenn plötzlich bewährte Spieler nicht mehr auf dem Platz stehen. Aber ich glaube, mittlerweile haben auch diese bewährten Spieler sehr viel Freude am FC Breitenrain. Es war auch mit Covid keine einfache Zeit, wir konnten teilweise nur im Schwellenmätteli trainieren – ohne Ball. Aber ich denke, vielleicht war dies auch einer der Punkte, der uns nach der Pause physisch so weit gebracht hat, dass wir viele Spiele in der Endphase zu unseren Gunsten entscheiden konnten.

Wie geht es nun für Sie sportlich weiter?

Es ist noch nichts geplant. Der erste Gedanke ist für mich, dass ich vor allem am Wochenende auch Zeit habe, um meine eigenen Jungs schauen gehen zu können, die selber Fussball spielen. Das war etwas, was ich vermisst habe. Zwischendurch war es möglich, aber es gab auch Momente, an denen ich vielleicht in Chiasso oder Rapperswil war und sie in Genf. Darauf freue ich mich sehr. Aber ganz klar: Ich bin offen. Wenn Anfragen oder Angebote kommen, prüfe ich das sicher und schaue, was daraus wird. Im Sommer mache ich aber sicher eine Pause. Allerdings weiss man nie und im Fussball kann es jeweils schnell gehen.

veröffentlicht: 1. Februar 2023 10:05
aktualisiert: 1. Februar 2023 16:28
Quelle: BärnToday

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