Bern

Jugendgewalt im Kanton Bern nimmt «deutlich» zu

Mehr schwere Delikte

Jugendgewalt im Kanton Bern nimmt «deutlich» zu

04.10.2022, 13:35 Uhr
· Online seit 04.10.2022, 12:43 Uhr
Messer oder Pfefferspray im Ausgang dabei: Die Jugendgewalt, besonders in den Abendstunden, nimmt zu. Die Hemmschwellen ab. Im Jugendgefängnis beobachtet man nicht nur eine Häufung der Delikte, sondern auch mehr Brutalität.

Quelle: TeleBärn

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Dass die Gewalt unter Jugendlichen im Kanton Bern zunimmt, ist in der Jugendabteilung des Regionalgefängnisses Thun deutlich spürbar. Dorthin kommen alle Berner Jugendlichen, die in Haft müssen; derzeit sind alle acht Betten belegt.

Andrea Zimmermann, Leiterin der Jugendabteilung, sagt: «Es braucht nicht viel, ein blödes Wort oder ein schräger Blick und dann reicht das für eine Auseinandersetzung.» Aus einem Handgemenge könne es böse Verletzungen oder sogar Tote geben.

Zimmermann nehme auch Konkurrenzverhalten unter den Jugendlichen in Haft wahr, ausserhalb des Gefängnisses verstärke sich dies nochmals deutlich. Für viele der jungen Menschen sei Gewalt normal.

Quelle: BärnToday / Warner Nattiel

Polizei beobachtet «deutlich steigende Tendenz» von Jugendgewalt

Die Mediensprecherin der Kantonspolizei Bern, Isabelle Wüthrich, bestätigt, dass die Jugendgewalt zugenommen habe. Die Polizei stelle vor allem Gewalttaten am Abend oder in den frühen Morgenstunden fest.

Quelle: BärnToday

Dass Jugendgewalt zunimmt, zeigt auch die Kriminalstatistik des Kantons Bern aus dem Jahr 2021. Beispielsweise sind die Fälle von schwerer Körperverletzung stark angestiegen. Während in den letzten fünf Jahren keine solchen Delikte registriert wurden, waren es im Jahr 2021 insgesamt 16 Fälle.

Die Statistik hält jedoch fest: «Bei den minderjährigen Beschuldigten ist die Zahl der beschuldigten Jungen um 1 % gesunken. Bei den beschuldigten Mädchen ist dagegen ein Anstieg von 8 % im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen, von 342 auf 368 Fälle.» Generell würden sich Straftaten – von Jugendlichen und Erwachsenen – in Städten wie Bern und Biel häufen. Dies sei auf die Zentrumsfunktion der Städte zurückzuführen.

Bernerinnen und Berner kaufen mehr Pfefferspray

Achmed Mersin, Inhaber des Waffenladens Schlüssel in Bern, beobachtet ebenfalls eine Zunahme von Gewalt unter Jugendlichen – und vor allem mehr Angst. Der Verkauf von Pfefferspray sei stark gestiegen – um rund 30 bis 40 Prozent. Der Waffenverkäufer sieht darin einen direkten Zusammenhang mit Schlägereien in der Stadt.

Quelle: BärnToday / Warner Nattiel

Bandenkriminalität besonders in Biel ein Problem

Andrea Zimmermann erklärt, dass im Moment auch Gangs ein Thema seien. Sie betont: «Dass sich Jugendliche in Banden organisieren, das passiert nicht nebenbei.»

Oft würden die jungen Leute sagen: «Ich will nie mehr ins Gefängnis, ich mache alles anders.» Das Problem sei, dass wenn sie herauskommen, ins gleiche Umfeld, der Vorsatz dann schnell verloren geht. Einige der Jugendlichen würden drei bis vier Mal im Jahr zu ihnen kommen, so Zimmermann. «Gerade die, die in Gangs sind, kommen immer wieder zu uns.» Während ihrer Zeit im Gefängnis, würde die Staatsanwaltschaft für die Jugendlichen eine geeignete Resozialisierungsmassnahme suchen – dies sei beispielsweise eine Lehre.

Selbst solche Massnahmen, würden aber oftmals trotzdem nicht helfen, dass die Gangmitglieder wieder auf den richtigen Weg zurückfinden.

Quelle: BärnToday / Warner Nattiel

veröffentlicht: 4. Oktober 2022 12:43
aktualisiert: 4. Oktober 2022 13:35
Quelle: BärnToday

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