Berner Handwerksbetrieb

Auch mit 80 Jahren nicht genug: Deswegen schliesst Roth Innendekoration trotzdem

· Online seit 18.02.2024, 08:13 Uhr
Wer in den letzten 48 Jahren in Bern ein neues Polster für sein Sofa benötigte, konnte im Laden von Wieland Roth an der Effingerstrasse vorbeischauen. Ende Monat ist damit aber Schluss: Der Innendekorateur schliesst im Alter von 80 Jahren seinen Laden.
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Wieland Roth schliesst seinen Laden Roth Innendekoration an der Effingerstrasse, den er selbst vor 48 Jahren eröffnet hat. «Eigentlich hätte ich gerne noch einige Jährchen angehängt», sagt Wieland Roth – trotz seiner knapp 80 Jahre. Im Gespräch erklärt der Handwerker, warum das Geschäft nun doch seine Türen schliesst.

Deswegen wird das Geschäft nicht übernommen

Da es offensichtlich nicht das Alter ist, stehen zwei andere Gründe zur Schliessung im Vordergrund: Vor einem Jahr ist Gunhild, die Frau von Wieland Roth, gestorben. Sie hatte selbst im Laden gearbeitet und war dort eine wichtige Stütze. «Sie hat immer das Büro gemanagt, da war ich nie so der Hirsch», sagt Roth. «Ohne sie wäre ich verloren gewesen.» Seine Tochter und sein Schwiegersohn hätten ihn nun in der letzten Zeit stark unterstützt.

Ein zweiter Grund liegt in der neuen Hausverwaltung, wie der 80-Jährige erklärt. Die neue Nebenkostenabrechnung habe ihn geschockt: «Wenn das so weiter geht und es sich im Preis des Geschäfts niederschlägt, können wir das vergessen.»

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So kommt es auch, dass das Geschäft direkt schliesst und nicht an eine jüngere Generation übergeben wird. Es sei schlicht an der Unsicherheit gescheitert, erklärt der Berner Ladenbetreiber. «Ich wollte das Geschäft keinem Jungen übergeben, der dort gar nicht existieren kann, weil es zu teuer ist», so Roth. Grundsätzlich wäre es für ihn aber sehr schön gewesen, wenn jemand den Laden übernommen hätte.

«Das war vielleicht ein Fehler»

Wer online nach dem Laden Roth Innendekoration an der Effingerstrasse 90 sucht, wird kaum fündig. Eine Internetpräsenz hat das Geschäft nämlich nicht. «Dass ich nicht ins Internet eingestiegen bin, war vielleicht auch ein Fehler», gibt der Inhaber zu. Es gab Versuche, erklärt der 80-Jährige, aber es habe sich dann doch nie ergeben. Lange sei das Geschäft auch gut gelaufen, doch es gab auch Zeiten, «in denen es sehr harzig war». Die Coronazeit sei etwa «eine Katastrophe» gewesen.

Doch warum überhaupt bis 80 Jahre arbeiten, wenn man schon mit 65 aufhören könnte? «Ich habe immer gerne gearbeitet, es war schön hier – mein zweites Zuhause», sagt Roth. Besonders mit den Lehrlingen habe es «gfägt». Die Roths haben insgesamt sieben Personen ausgebildet.

So ist sich der erfahrene Innendekorateur bewusst, dass ihm die Arbeit fehlen wird – «das ist ganz klar, das weiss ich genau». Vielleicht könne er eine Woche entspannen, doch dann werde ihm wahrscheinlich langweilig. So gibt es auch in Zukunft für den 80-Jährigen in einem anderen Atelier eine Option, noch etwas arbeiten zu können.

Doch vorerst gibt es noch genug zu tun: Bis am 24. Februar ist Totalausverkauf. Es gibt Einzelstücke aus dem Möbellager, Stoffe, Vorhänge, Polstermaterialien wie Schaumstoff, Watte und Tuch und vieles mehr.

veröffentlicht: 18. Februar 2024 08:13
aktualisiert: 18. Februar 2024 08:13
Quelle: BärnToday

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