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Berner Kantonsparlament entscheidet über Kirchengelder: Unterstützung bleibt

Nach Missbrauchsfällen

Berner Kantonsparlament will katholischer Kirche Geldhahn nicht zudrehen

06.03.2024, 17:12 Uhr
· Online seit 06.03.2024, 10:26 Uhr
Das Berner Kantonsparlament will die Zahlungen des Kantons an die römisch-katholische Kirche nicht sistieren. Mit 83 zu 61 Stimmen lehnte es am Mittwoch ein Postulat von Tobias Vögeli von der GLP ab.

Quelle: TeleBärn / Angus MacKenzie / BärnToday / Warner Nattiel

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Der Grünliberale hatte seinen Vorstoss eingereicht, nachdem eine Untersuchung der Uni Zürich rund tausend Fälle von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche dokumentiert hatte.

Vögeli forderte eine Sistierung sämtlicher Zahlungen, bis ein umfassendes Konzept zur Aufarbeitung möglicher Übergriffe innerhalb der katholischen Kirche des Kantons Bern vorliege. Auch brauche es ein Präventionskonzept.

Die Ratsmehrheit war wie die Regierung der Meinung, für eine Sistierung gebe es keine Rechtsgrundlage. Zudem habe die katholische Kirche bereits verschiedene Massnahmen ergriffen, um die Missbrauchsfälle aufzuarbeiten.

«Unschuldige nicht bestrafen»

Philippe Messerli (EVP) warnte zudem davor, die Falschen zu bestrafen. Drehe man den Geldhahn zu, würde dies auch all jene Menschen treffen, die sich nichts zuschulden hätten kommen lassen und wertvolle Arbeit für die Gemeinschaft leisteten.

So sah es auch Nicola von Greyerz (SP). Der Kanton leiste Zahlungen einerseits für die Entlohnung der Geistlichen und anderseits für Leistungen, welche die Landeskirchen im gesamtgesellschaftlichen Interesse in den Bereichen Bildung, Soziales und Kultur leisteten. Streiche man diese Beiträge, treffe man die Falschen.

Sistiere man die Gelder an die katholische Kirche, müsste man auch die Zahlungen an alle anderen Organisationen mit Missbrauchsfällen streichen, ergänzte Christine Gerber (SVP). Mit den eingeleiteten Präventionsmassnahmen habe die katholische Kirche einen Schritt in die richtige Richtung gemacht.

«Beschämend»

Mehrere Fraktionen waren sich uneins, so die Mitte. Für die einen komme eine Sistierung wegen der fehlenden Rechtsgrundlage nicht in Frage, sagte Mitte-Sprecher Philip Kohli. Andere seien der Meinung, Geld sei ein gutes Druckmittel und eine Sistierung angebracht, weil es sich um einen Wiederholungstäter handle. Es sei beschämend, wenn eine Institution wie die Kirche nicht aus Fehlern lerne.

Das Ausmass des Missbrauchs in der Vergangenheit sei «schockierend», sagte Regierungsrätin Evi Allemann (SP). Eine gründliche Aufarbeitung sowie Präventionsstrategien seien unabdingbar. Das sei Aufgabe der Kirche. Der Kanton habe seinerseits getan, was er tun könne.

veröffentlicht: 6. März 2024 10:26
aktualisiert: 6. März 2024 17:12
Quelle: BärnToday

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