Erpressung von Jugendlichen

Betrugsmasche «Sextortion»: Pro Juventute nimmt Schulen und Eltern in die Pflicht

· Online seit 25.01.2024, 06:00 Uhr
Immer häufiger werden Jugendliche Opfer von Sextortion: Kriminelle geben sich als junge Frauen oder Männer aus, verlangen Nacktbilder und erpressen die Opfer damit. Bildung Bern und Pro Juventute erklären, wie Jugendliche, Eltern und Schulen damit umgehen sollen.
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Der Begriff Sextortion setzt sich aus «Sex» und «Extortion» (engl. für Erpressung) zusammen. Unbekannte verstecken sich hinter einer falschen Identität und täuschen via Social Media, sonstigen Chats oder Online-Games Interesse an einer Beziehung vor. Irgendwann fordern sie die Opfer auf, ihnen Nacktbilder oder -videos zu schicken. Anschliessend verlangen Sie Geld und drohen damit, das Material zu veröffentlichen, falls sie der Forderung nicht nachkommen sollten.

Immer mehr geraten Minderjährige ins Visier von westafrikanischen Banden, die damit ihr Geld machen. Die James-Studie 2022, die den Medienumgang von Jugendlichen in der Schweiz abbildet, lässt aufhorchen: Fast die Hälfte der Mädchen und ein Fünftel der Jungen zwischen 12 und 19 Jahren wurden schon mal von einer fremden Person aufgefordert, erotische Fotos von sich zu verschicken – gemäss der Studie ist die Tendenz mit zunehmendem Alter steigend.

«Kann jeden treffen»

Die Stiftung Pro Juventute sensibilisiert Jugendliche und Eltern auf ihrer Website mit einem Fachartikel auf das Thema. Sextortion könne grundsätzlich jede und jeden treffen, sagt Anja Meier, Verantwortliche Politik & Medien, auf Anfrage von BärnToday. «Im Internet geben sich leider viele Menschen als jemand anderes aus.»

@147.ch Hast du schonmal von S*xtortion gehört? Wir helfen dir S*extortion zu verstehen und sicher online unterwegs zu sein. Falls du Fragen zum Thema hast, sind wir jederzeit für dich da. #beratung #infovideo #online #extortion #schweiz ♬ original sound - 147

Deshalb sei es wichtig, nur mit Personen zu chatten, die man kennt und denen man vertraut, wie Meier erklärt. «Fühlt man sich beim Chatten unwohl oder erhält verdächtige Anfragen nach intimen Bildern oder Videos, darf man auf keinen Fall darauf eingehen.» In solchen Fällen solle man den Kontakt sofort abbrechen, Screenshots der Chatverläufe machen und die Profile den Plattformen melden, so Meier.

Nicht auf Erpressung eingehen

Wenn bereits Nacktbilder verschickt worden seien und man damit erpresst werde, solle man nicht darauf eingehen. «Ansonsten gehen die Erpressungsversuche immer weiter und werden zu einer Teufelsspirale, aus der man nicht mehr rauskommt», sagt die Medienverantwortliche von Pro Juventute. Darüber hinaus findet Meier es wichtig, sich Unterstützung zu holen. «Auch wenn Sextortion für Betroffene mit viel Scham verbunden ist.»

Eltern empfiehlt Anja Meier, Kinder in der digitalen Welt zu begleiten und mögliche Risiken wie Sextortion anzusprechen. Auch könne man mit dem Kind vereinbaren, dass es grundsätzlich nur Bilder von sich verschickt, bei denen es keine Rolle spielt, wenn andere sie sehen. Meier sieht die Sensibilisierung für Gefahren im Internet wie Sextortion aber als gesamtgesellschaftliche Aufgabe. «Sowohl Eltern als auch Schulen sind in der Verantwortung, junge Menschen zu einem verantwortungsbewussten Umgang mit digitalen Medien zu befähigen.»

Konsequenzen aufzeigen

Auch Bildung Bern beschäftigt sich mit dem Thema. Es sei wichtig, dass Kinder und Jugendliche darüber aufgeklärt werden, was sie im Internet dürfen und was nicht, sagt Franziska Schwab, Leiterin Pädagogik beim Berufsverband. «Man muss den jungen Menschen mögliche Konsequenzen eines Verhaltens aufzeigen», so Schwab.

Ausserdem sei es wichtig, den Kindern zu vermitteln, dass man sich im Netz grundsätzlich nicht anders verhalten soll als auf einem öffentlichen, analogen Platz. «Dort präsentiert man sich auch nicht nackt.» Wichtig sei aber auch, die Kinder und Jugendlichen eng zu begleiten, wenn mal etwas passiere.

Schwab sieht die Sensibilisierung als gemeinsame Aufgabe der Eltern, der Schule und der Gesellschaft allgemein. Es beginne im Elternhaus und gehe in der Schule weiter. «Schule und Elternhaus sorgen gemeinsam dafür, dass Kinder mündig und gesellschaftsfähig werden können», meint Franziska Schwab. Es sei wichtig, dass diese Herausforderungen thematisiert werden. «Das können die Lehrpersonen selber tun – und das tun sie auch», betont Schwab. Eine andere Möglichkeit sei, externe Fachleute beizuziehen, was auch immer wieder gemacht werde. «Das kann die Polizei sein, die Berner Gesundheit oder die Opferberatungsstelle.»

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veröffentlicht: 25. Januar 2024 06:00
aktualisiert: 25. Januar 2024 06:00
Quelle: BärnToday

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