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Solothurn gibt grünes Licht, Bern zögert bei Unterstützung der Bielersee Schifffahrtsgesellschaft

Finanzielle Unterstützung

Bielersee Schifffahrtsgesellschaft in Not: Solothurn unterstützt, Bern nicht

06.12.2023, 08:09 Uhr
· Online seit 05.12.2023, 17:14 Uhr
Die Bielersee Schifffahrtsgesellschaft (BSG) stünde in einer Hochwassersituation finanziell schlecht da und sucht daher Unterstützung bei ihren Aktionären. Solothurn sagt einen Batzen zu, während Bern nicht zahlt.
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Die Schiffe der BSG befahren den Murten-, Neuenburger- und Bielersee sowie die dazwischenliegenden Aarekanäle. Die Schifffahrt hat eine historische Tradition und das vielfältige Schifffahrtsgebiet und insbesondere die Aarefahrt hat für die Region Solothurn einen hohen touristischen Stellenwert. Das war für die Stadt Solothurn als Aktionärin der BSG ein Grund, die BSG zusammen mit dem Kanton Solothurn mit insgesamt 75'000 Franken zu unterstützen, so berichtet das Regionaljournal SRF. Aber wieso braucht die BSG überhaupt finanzielle Hilfe von ihren Aktionären?

Wieso die BSG ihre Aktionäre um Geld bittet

Seit 18 Jahren war die BSG eigentlich gegen Betriebsausfälle aufgrund von Hochwasser versichert. Rückblickend lässt sich feststellen, dass die BSG den Betrieb aufgrund von Hochwasser ungefähr alle drei Jahre einstellen musste – zuletzt im Jahr 2021. Damals führte das Hochwasser zu zahlreichen Überschwemmungen rund um den Bielersee. Die Aare erreichte ebenfalls einen so hohen Pegelstand, dass der Betrieb für zwei Wochen vollständig eingestellt werden musste. In den darauf folgenden drei Monaten konnten nur teilweise Schiffe verkehren.

Die Versicherung wollte dieses Risiko nach fast zwei Jahrzehnten nicht mehr tragen und beendete ihren Vertrag mit der BSG, die nun das Hochwasserrisiko selbst tragen muss. Bei erneuten Hochwasserschäden, ähnlich wie vor zwei Jahren, könnte die BSG in ernsthafte finanzielle Schwierigkeiten geraten. Dazu kommen Personalkosten sowie stark steigende Energiepreise. Die BSG befindet sich in einer Unterbilanz und ist somit nicht mehr risikofähig. Deshalb ersucht sie ihre Aktionäre – die Stadt Biel, die Stadt Solothurn und den Kanton Bern – um finanzielle Unterstützung.

Solothurn Ja, Bern Nein

Für Solothurn war die Angelegenheit klar: Die Schifffahrt stellt ein wichtiges Freizeitangebot dar,  deshalb wurde bereits im Frühjahr beschlossen, der Bielersee Schifffahrtsgesellschaft finanziell unter die Arme zu greifen. Diese Entscheidung stützte sich auf den Finanzbericht vom Frühling 2023.

Genau hier hat Christoph Neuhaus, Verkehrsdirektor des Kantons Bern, Bedenken. Er ist der Meinung, dass die Finanzplanung nach dem aussergewöhnlich guten Sommergeschäft ganz anders ausfallen würde. So ganz gegen eine finanzielle Unterstützung ist er nicht, jedoch: «Man muss schauen, wenn etwas eintrifft, aber auf Vorrat Geld schicken, nur damit man ein besseres Gefühl hat, das braucht es nicht. Diese Schifffahrtsgesellschaft ist nicht am Untergehen» so Neuhaus. Zusätzlich betont er, dass der Kanton Bern nur zu einem geringen Prozentsatz als Aktionär an der Bieler Schifffahrtsgesellschaft beteiligt ist. Dennoch habe der Kanton Bern bereits viel für die BSG getan, wie beispielsweise die Sicherstellung von Entschädigungen für corona-bedingte Ausfälle, wobei die anderen Aktionäre verschont wurden. Darum sieht er die Verantwortung jetzt bei den Städten Solothurn und Biel.

Und was macht Biel?

Die Stadt Biel als Mehrheitsaktionärin der Bielersee Schifffahrtsgesellschaft und ihr Stadtpräsident Erich Fehr haben sich bisher noch nicht dazu geäussert. Auch Thomas Mühlethaler, der Geschäftsführer der BSG, gibt noch keinen Kommentar ab.

Fazit:

Christoph Neuhaus weiss, dass sein Nein zur Unterstützung der BSG keine Freude auslöst. Er hofft jedoch, dass man seine Position nachvollziehen kann. Immerhin geht es um einen höheren sechsstelligen Betrag, der aus Steuergeldern finanziert werden müsste. Dies könne er nach einem Spitzen-Jahr für die Schifffahrt nicht gutheissen. Sollte die BSG allerdings in Seenot geraten, würde man sie selbstverständlich unterstützen.

Immerhin will man jetzt erneut überprüfen, wie dringend die Unterstützung für die Schifffahrtsgesellschaft ist. Christoph Neuhaus und Erich Fehr haben vereinbart, dass die BSG bis zum 15. Dezember einen neuen Liquiditätsbericht auf Basis der aktuellen Zahlen vorlegen soll. Zu diesem Zeitpunkt wird der Kanton Bern entscheiden, ob er die Schifffahrtsgesellschaft doch vor dem nächsten Katastrophenfall unterstützen möchte.

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veröffentlicht: 5. Dezember 2023 17:14
aktualisiert: 6. Dezember 2023 08:09
Quelle: 32Today

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