Chef verstorben: Riggisberg bangt um seinen Traditionsbeck
Seit 1908 versorgt die Bäckerei und Tea Room Steiner die Riggisberginnen und Riggisberger mit frischem Brot und Gebäck. Auch hauseigene Spezialitäten wie Truffes oder die bekannten Riggisbergerli versüssen der Kundschaft den Tag. Doch wie lange noch?
Kurt Steiner prägte während Jahreszehnten Bäckerei
Vergangene Woche starb Kurt Steiner unerwartet früh mit nur 64 Jahren. Eine Nachfolge gibt es für den «Chef mit einem guten Herz», wie es in der Todesanzeige heisst, bislang nicht. Noch bis zum 16. April bleibt der Bäckerei- und Konditorbetrieb geöffnet. Ob es darüber hinaus weiter geht, steht noch offen.
Die Spar+Leihkasse Riggisberg AG (SLR) hat die Liegenschaft samt Inventar gekauft und sucht nun aktiv einen neuen Pächter oder eine neue Pächterin. «Eine Bäckerei zu kaufen ist für eine Bank natürlich einfacher, als eine geeignete Nachfolge zu finden», sagt Bankleiter Daniel Müller auf Anfrage von BärnToday.
Er ist «sehr zuversichtlich», dass eine Pächterin oder ein Pächter gefunden werden kann – auch wenn ein akuter Fachkräftemangel in der Branche herrscht. Stand heute gebe es zwar Interessenten, die in Frage kommen., doch unterschrieben sei noch nichts.
Mitarbeitende stehen vor ungewisser Zukunft
Trotz Müllers grossen Zuversicht sei die Nachfolgeregelung wohl noch nicht bis Mitte April abgeschlossen. Manche Mitarbeitende orientieren sich daher neu. Andere bleiben in der Hoffnung, übernommen zu werden.
Ob die Mitarbeitenden ihren Job behalten können, ist ungewiss.
Ob ein möglicher Nachfolger die Mitarbeitenden übernehmen wird, steht ebenso offen wie die Nachfolge selbst. «Am Schluss entscheidet der Pächter oder die Pächterin über das Betriebskonzept. Als Bank sind wir in erster Linie Vermieterin», sagt Müller. Dennoch: «Aus meiner Sicht wäre es ein Fehler, würde man die kompetenten und langjährigen Mitarbeitenden nicht übernehmen.»
Im Gegensatz zu anderen Liegenschaften gehe es der SLR nicht darum, mit der Bäckerei eine Rendite zu erzielen, wie Bankleiter Müller betont. «Im Vordergrund steht, dass es auch in Zukunft aus der Backstube nach Brot und Gebäck duftet. Wir wollen die Bäckerei zu fairen Bedingungen vermieten.»
Bäckereien-Sterben soll gestoppt werden
Neben der Bäckerei Tea-Room Steiner gibt es mit der Bäckerei Konditorei Ernst noch eine zweite Bäckerei. Früher gab es in Riggisberg, das rund 3000 Einwohnerinnen und Einwohner zählt, vier Bäckereien. Bekannt sind die Bäckereien nicht nur bei Einheimischen, sondern auch bei Ausflüglerinnen und Ausflüglern, die nach ihrer Wanderung einen Zwischenstopp im Tea-Room Steiner oder der Bäckerei Ernst einlegen.
«Die beiden Bäckereien sind im Dorf ‹eine Institution›. Sie stehen genauso für gute Qualität wie die in der Region bekannte Käserei Riggisberg oder die preisgekrönte Metzgerei Schwander.» Klar gebe es inzwischen Wurst und Käse und auch Brot beim Grossverteiler um die Ecke zu kaufen. «Doch die Riggisberginnen und Riggisberger wollen gute Qualität und kaufen ihr Brot deshalb gerne beim Traditionsbeck», sagt Müller.
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