Oh Tannenbaum

Die Geschichte eines Oberaargauers, der Weihnachtsbäume ins Tessin bringt

23.12.2023, 12:27 Uhr
· Online seit 23.12.2023, 10:31 Uhr
Paul Wälchli kommt eigentlich aus dem Tessin, lebt aber bereits seit Jahren im Oberaargau und betreibt eine Weihnachtsbaumplantage. Nun brachte ihm seine Herkunft einen speziellen Auftrag ein: Einer seiner Weihnachtsbäume steht auf der Piazza Grande in Locarno.
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Aufgewachsen ist Paul Wälchli im Tessin, seine Eltern stammen aus dem Oberaargau. Schon 1959 hiess es an Weihnachten immer: Ab in die alte Heimat in Bern, um einen Weihnachtsbaum zu besorgen. Seine Mutter habe es nicht übers Herz gebracht, einen Baum im Tessin zu besorgen, erzählt er.

Die Leidenschaft zu Tannenbäumen habe er von seinem Grossvater geerbt, der als Landwirt tätig war. Deshalb sei er schon als Kind im Wald herumgetollt, habe Tannen ausgegraben und ins Tessin mitgenommen. Aber die Tannen als Weihnachtsbäume zu verkaufen, auf diese Idee sei er selbst gekommen.

Idee schon als Jugendlicher

Die Idee sei ihm bereits im jugendlichen Alter gekommen, meint Wälchli. Damals habe er den Weihnachtsmarkt in Locarno besucht und ihm sei aufgefallen, dass schon damals eine normale Fichte für bereits 60 Franken zu verkaufen sei. Das «Tannen-Business» startete er vorerst mit gekauften Bäumen. Weil sich das als erfolgreich erwies, fing er selbst an, Tannen zu setzen.

Doch der Transport der Pflanzen ins Tessin gar nicht so einfach. «Ich bin schon froh, ist es jetzt durch», ist er erleichtert. Auch für seine Familie sei die Zeit nicht einfach, schliesslich müsse sie in dieser Zeit viel auf ihn verzichten. Manchmal plage ihn seiner Frau gegenüber auch ein schlechtes Gewissen.

Bis zu 8000 Bäume im Jahr

Aber rentiert es sich wirklich, wenn man so eine weite Strecke zurücklegen muss? «Wir müssen schon rechnen und kalkulieren», sagt Wälchli. Mit dem Service würde er aber gegenüber den grossen Anbietern punkten. Ausserdem nutzt er sein altes Elternhaus in Giubiasco als «Basis», um von dort aus arbeiten zu können und sich so einiges an Weg zu sparen. Noch laufe das Geschäft gut. Im Schnitt verkauft Wälchli rund 7000 bis 8000 Bäume im Jahr.

Natürlich stelle sich auch immer die Frage, ob die ganze Angelegenheit nicht unökologisch sei. Wälchli verneint das vehement: «Die Grossanbieter holen ihre Bäume zum Teil aus der Ostschweiz. Im Vergleich dazu legen unsere Bäume eine kurze Strecke zurück.» Deshalb gäbe es auch wenig Kritik an seinem Geschäft. Viel mehr zu schaffen machen ihm Leute, die glauben, dass er wild Bäume fällen würde: «Es kommt immer wieder vor, dass Spaziergängerinnen und Spaziergänger denken, dass wir da einfach so irgendwelche Bäume aus dem Wald holen. Wir können das dann aber immer klären.»

In diesem Jahr hat Paul Wälchli einen ganz besonderen Baum geschlagen: 12 Meter hoch und 1,4 Tonnen schwer ist dieser. Und er steht an keinem geringeren Ort als mitten in Locarno auf der Piazza Grande. Aber wie wurde der Baum überhaupt transportiert? Mit einem Helikopter? «Nein», erklärt Wälchli, «wir haben zwei grosse Kräne verwendet, um den grossen Baum abzutransportieren. Dieser kam dann in ein Verpackungsrohr und wurde auf einen LKW verladen.»

Nachfolge für Verkaufsstand im Tessin gesucht

Seit 1986 bringt Wälchli seine Bäume ins Tessin. In die Stadt Locarno beispielsweise schon seit Jahren. Jetzt sei er 68 Jahre alt, da mache man sich natürlich schon Gedanken über die Nachfolge für den Verkaufsstand in Locarno. Sein Sohn sei zwar interessiert, habe jedoch keinen richtigen Bezug zum Tessin. Er wird aber die Tannenbaum-Plantage im Oberaargau übernehmen. Teilweise kämen seine Stammkunden selbst extra aus dem Tessin angereist, um sich einen Baum auszusuchen. Wenn er aufhört, ginge wahrscheinlich schon der eine oder andere von Stammkunde verloren. Aber er ist zuversichtlich, bald auch eine geeignete Nachfolge für den Tannenbaum-Verkaufsstand im Tessin zu finden.

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veröffentlicht: 23. Dezember 2023 10:31
aktualisiert: 23. Dezember 2023 12:27
Quelle: 32Today

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