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«Eine totale Überraschung»: Römische Münzen in Hochalpen entdeckt

Berner Archäologie

«Eine totale Überraschung»: Römische Münzen in Hochalpen entdeckt

20.02.2023, 14:29 Uhr
· Online seit 20.02.2023, 12:53 Uhr
Auf 2600 Metern über Meer sind in den Berner Hochalpen römische Münzen und Bergkristalle entdeckt worden. Sie können ab Donnerstag im Bernischen Historischen Museum besichtigt werden.
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Angefangen hat es mit einem Zufall: Ein Berggänger habe in den Hochalpen an einem abgeschiedenen Ort merkwürdige Gegenstände entdeckt, erklärt der Berner Kantonsarchäologe Adriano Boschetti. «Es hat sich herausgestellt, dass es 2000-jährige Münzen aus römischer Zeit sind.» Seit dieser Entdeckung beim Ammertenhorn im Sommer 2020 hat der Archäologische Dienst auf dem abgeschiedenen Hochplateau hundert römische Münzen, das Fragment eines Votivblechs aus Bronze, 27 Bergkristalle und weitere Objekte geborgen.

Ab dem 23. Februar können die Funde in Bernisch Historischen Museum in einem originalgetreu inszenierten Ausgrabungszelt besichtigt werden, wie der Archäologische Dienst des Kantons Bern und das Museum am Montag mitteilten. «Archäologie aktuell. Berner Funde frisch aus dem Boden» heisst das Format, das damit in die zweite Runde geht.

«Wir sind dem Finder sehr dankbar, dass er erkannt hat, was der Fund für eine Bedeutung hat und sich beim Archäologischen Dienst gemeldet hat», so Adriano Boschetti.

«Was haben sie vor 2000 Jahren dort oben gemacht?»

«Es war für uns eine totale Überraschung, solche Funde aus der römischen Zeit in dieser Zahl zu finden», so der Archäologe. Bei Passübergängen kenne man solche Funde, da diese seit Jahrtausenden gebraucht würden. «Der Fund am Ammertenhorn ist da umso überraschender.» Es stelle sich die Frage: «Was haben sie vor 2000 Jahren dort oben gemacht?»

Dafür gebe es einige Indizien: So wurden vor Ort auch einige Bergkristallspitzen gefunden. «Vielleicht haben sie dort Bergkristalle gewonnen», so Boschetti. «Es gab auch Heiligtümer in den Bergen. Wir wissen etwa, dass es in Thun einen römischen Tempel gab, der den Alpengottheiten geweiht war.» So könnte es sich bei der Fundstelle um ein Bergheiligtum handeln.

Mit dem Niederlegen von Gaben wollten die Gläubigen mit den Gottheiten in Kontakt treten – sei es, um sie zu besänftigen, ihnen zu danken oder sie um die Erfüllung eines Wunsches zu bitten. Die Funde vom Ammertenhorn werfen ein neues Licht auf den Fund von Thun-Allmendingen. Heilige Orte, die immer wieder aufgesucht wurden, gab es offenbar nicht nur am «Tor zu den Alpen», sondern auch im Hochgebirge.

(dak/sda)

veröffentlicht: 20. Februar 2023 12:53
aktualisiert: 20. Februar 2023 14:29
Quelle: BärnToday

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