Waldschäden

«Früher ging der Förster zum Jäger»: Wildtiere machen Berner Wäldern mehr zu schaffen

24.01.2024, 19:39 Uhr
· Online seit 24.01.2024, 09:17 Uhr
Wildtiere wie Rehe, Rothirsche oder Gämsen verursachen mehr Schäden im Berner Wald. Das geht aus einem am Mittwoch publizierten Wildschadengutachen für das Jahr 2023 hervor. Besonders betroffen sind die Regionen Oberaargau, Emmental und Interlaken-Oberhasli.
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Das Wildschadengutachten untersucht, auf welchen Flächen sich der Wald genügend verjüngen kann und wo das nicht mehr ausreichend geschieht, weil das Wild beispielsweise junge Triebe wegfrisst. «Tragbar», «kritisch» und «untragbar» sind die Kategorien, mit denen das alle zwei Jahre erscheinende Gutachten arbeitet.

Schon seit geraumer Zeit zeigt sich, dass die Wälder stärker unter dem Wildeinfluss leiden. Über das gesamte Kantonsgebiet betrachtet, fallen die Veränderungen nicht dramatisch aus. Doch das Gutachten zeigt, dass die Kategorie untragbar seit 2015 von 10 auf 15 Prozent zugenommen hat. Demgegenüber haben die Kategorien tragbar und kritisch abgenommen.

Kanton Bern verfolgt «ganzheitlichen Ansatz»

Von alters her treffen im Wald unterschiedliche Bedürfnisse aufeinander: vereinfacht gesagt möchten die Waldbesitzer möglichst wenig Wildschäden und Jäger genügend Wild in den Wäldern. Der Kanton Bern verfolgt hier seit einigen Jahren einen ganzheitlichen Ansatz, wie Jagdinspektor Niklaus Blatter sagte.

Seit 2019 erstellt der Kanton Bern sogenannte Wald-Wild-Konzepte, wenn dies aufgrund einer vom Bund vorgegebenen Schwelle notwendig ist. Ziel sei es, Wald und Wild im Gleichgewicht zu halten, führte Michel Brügger, Leiter Waldabteilung Alpen aus.

Seit 2021 wird ein erstes Konzept umgesetzt. Noch sei es zu früh, um wirklich sagen zu können, wie erfolgreich die Umsetzung sei, denn viele der Massnahmen bräuchten einige Jahre Zeit, sagte die wissenschaftliche Mitarbeiterin Isabelle Ballmer.

Gesundes Gleichgewicht

Die Verantwortlichen zeigten auf, dass es für ein gesundes Gleichgewicht jagdliche und waldliche Massnahmen braucht. Allerdings wird aus Waldkreisen immer wieder eine noch rigorosere Bejagung des Wildes gefordert. Die Wildzahlen zu reduzieren sei die Voraussetzung, um Wildtiereinflüsse im Wald zu verringern, räumte Blatter ein. Ansätze sieht er etwa in der stärkeren Bejagung von Weibchen und Jungtieren, zusätzlichen Jagdangeboten oder zusätzlichen Abschüssen durch die Wildhut.

Waldbesitzer wiederum können junge Triebe und Bäume vor dem Verbiss schützen, etwa durch Zäune oder mit chemischen Mitteln. Solche Massnahmen sind aber unter Umständen aufwändig im Unterhalt und teuer. 

Jagdinspektor Niklaus Blatter betonte, dass es bei Wildschäden heute längst nicht mehr einfach um einen wirtschaftlichen Schaden für die Waldbesitzer gehe. Könne sich der Wald nicht mehr aus eigener Kraft verjüngen, habe dies auch ökologische und gesellschaftliche Folgen.

(sda)

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veröffentlicht: 24. Januar 2024 09:17
aktualisiert: 24. Januar 2024 19:39
Quelle: BärnToday

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