Neue Berner Stiftung

«Geflüchtete aus der Ukraine verstehen keine deutsche Gebärdensprache»

· Online seit 10.03.2023, 09:14 Uhr
Die Beratung für Schwerhörige und Gehörlose Bern (BFSUG) wird seit Donnerstag von der neu gegründeten Stiftung für Menschen mit Hörbehinderung Bern getragen. Mit der Stiftung könne man effizienter auf Herausforderungen reagieren, sagt Stiftungsratspräsident Daniel Häberli. Durch den Ukraine-Krieg erlebte die BFSUG 2022 als ein besonders herausforderndes Jahr.
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Nach 106 Jahren ist der Verein Gehörlosenhilfe Geschichte: Die Verantwortung für die Beratung für Schwerhörige und Gehörlose Bern (BFSUG) liegt seit Donnerstag bei der Stiftung für Menschen mit Hörbehinderung Bern. Diese berät Gehörlose und schwerhörige Menschen zu Themen wie Arbeit, Familie, Finanzen und Hilfsmitteln.

Warum die Stiftungsgründung? «Ein Verein ist gross und träge – Entscheidungen zu fällen dauert lange. Will man etwas initiieren, muss man auf die Mitgliederversammlung warten», erklärt Stiftungspräsident Daniel Häberli. Mit der Stiftung könne daher effizienter auf Herausforderungen eingegangen werden.

In 14 Tagen Anlaufstelle für ukrainische Geflüchtete aufgebaut

Eine Herausforderung sondergleichen erlebte die BFSUG nach Ausbruch des Ukraine-Krieges. «Eines Tages standen rund 50 geflüchtete Ukrainerinnen und Ukrainer mit Hörproblemen vor der Tür, die auf Informationen angewiesen waren. Jemand hat wohl gehört, dass es bei uns ein Beratungsangebot gibt. Das hat sich dann wohl herumgesprochen», erinnert sich Häberli. Das Problem: «Die Geflüchteten verstehen keine deutsche Gebärdensprache, sondern sind auf russische Gebärdensprache angewiesen.»

So seien Beraterinnen und Berater zuerst etwas «überfahren» gewesen. Innerhalb von 14 Tagen konnte dann aber ein Gefäss aufgebaut werden, um den Geflüchteten mit Hörproblemen zu helfen. «Zusammen mit unseren Partnern haben wir Organisationsformen gefunden, damit wir den vorläufig aufgenommenen Geflüchteten zeigen können, wie sie beispielsweise ihre Kinder in die Schule schicken und wo sie sich melden können, damit sie finanzielle Unterstützung erhalten», erzählt Häberli.

Insgesamt führte die BFSUG im Jahr 2022 zwölf Anlässe für schwerhörige und gehörlose Ukrainerinnen und Ukrainer durch. Dabei wurden Referate gehalten sowie Massnahmen zur Arbeitsintegration und Jobcoachings durchgeführt. Im Schnitt wurden die Veranstaltungen von 30 bis 50 Personen besucht. «Teilweise waren es Einzelpersonen, manchmal kamen auch ganze Familien», erklärt Häberli. Die Situation habe das Beratungsteam jedoch sensibilisiert. «Wir haben festgestellt, dass wir noch Luft nach oben haben.»

(lae)

veröffentlicht: 10. März 2023 09:14
aktualisiert: 10. März 2023 09:14
Quelle: BärnToday

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