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Nach Konkurs der «Mobile Ärzte AG»: Hausärzte im Oberaargau müssen wieder Notfalldienste leisten

Nach Konkurs der «Mobilen Ärzte»

Hohe Belastung: Hausärzte im Oberaargau müssen wieder Notfalldienst leisten

29.11.2023, 22:08 Uhr
· Online seit 29.11.2023, 16:42 Uhr
Der Konkurs der «Mobilen Ärzte AG» bringt die Hausärztinnen und Hausärzte im Oberaargau in die Bredouille. Sie müssen nun wieder zu jeder Tages- und Nachtzeit ausrücken, wenn es irgendwo einen Notfall gibt.
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Eine Hausarztpraxis zu führen, ist anstrengend. Entlastung gab es im Oberaargau seit 2018 dank der «Mobile Ärzte AG». Sie übernahm den sogenannten «Hintergrunddienst»: Das sind Pikett- und Notfalldienste, die vor allem in den Nächten und am Wochenende die Hausärztinnen und Hausärzte von Einsätzen befreite.

Konkurs kam überraschend

Doch Anfang November ging die Firma in Konkurs. «Der Ausfall kam für uns überraschend, obwohl wir schon im Vorfeld Vorkehrungen getroffen hatten», so Ursula Grob, Präsidentin des Ärztlichen Bezirksvereins Oberaargau (ABV). Das bringt die medizinische Grundversorgung im Oberaargau nun in eine schwierige Lage, wie auch das «Langenthaler Tagblatt» berichtet.

Hausärzte müssen in die Bresche springen

Gefordert ist in erster Linie der ärztliche Bezirksverein Oberaargau, der für die Gewährleistung des Notfalldiensts zuständig ist. Er hat eilig eine Übergangslösung auf die Beine gestellt, sie gilt seit Anfang der letzten Woche. Die beteiligten Ärzte zeigten grosse Flexibilität, Offenheit und Kollegialität, lobt Präsidentin Ursula Grob. «Die Triage der Notfall-Telefone übernimmt Medphone, mit ihnen arbeiteten wir bereits früher zusammen», so Ursula Grob weiter.

Enorme Belastung – Hausarztberuf wird noch unattraktiver

Die Kehrseite: Viele Hausärzte müssen kräftemässig über ihre Grenzen gehen, um die Versorgung sicherzustellen. Tagsüber fehlt man in der Praxis, wenn ein Notfall ruft. Und zu Randzeiten ist man nach einem langen und anstrengenden Arbeitstag häufig übermüdet – sowohl auf der Autofahrt als auch bei den Patienten.

Hinzu kommt, dass die Ausrüstung der mobilen Ärzte viel besser war, als es die Hausärztinnen und Hausärzte bieten können. Oft haben sie nicht einmal ein eigenes Auto oder wohnen ausserhalb des Oberaargaus, so dass sich das Ganze noch kräftezehrender gestaltet.

Neue Lösung wird gesucht

Es herrscht ohnehin Hausärztemangel, und Notfalleinsätze wie diese mit anstrengender Zusatzarbeit machen die Arbeit noch unattraktiver, heisst es bei der Ärzteschaft. Doch guter Rat ist teuer, und eine rasche Ersatzlösung für Konkurs gegangenen «Mobilen Ärzte» ist nicht in Sicht.

Andere Regionen im Kanton Bern arbeiten mit einem Bereitschaftszimmer und mit einem Spital zusammen, um das nötige Material bereit zu stellen. Eine Arbeitsgruppe des ärztlichen Bezirksvereins prüft nun Lösungen, damit die Ärztinnen und Ärzte wieder ihrer Hauptarbeit in den Praxen nachgehen können.

Wird am Ende sogar alles besser?

Die Mobilen Ärzte waren für die Hausärztinnen und Hausärzte auf der einen Seite eine grosse Entlastung, wie Ursula Grob bestätigt. Andererseits gab es auch immer wieder Diskussionen, weil die Mobilen Ärzte teilweise sehr lange brauchten, um vor Ort zu sein. Dies führte insbesondere für die Rettungsdienste und die Polizei immer wieder zu schwierigen Situationen, so Grob. Es besteht deshalb nun durchaus die Möglichkeit, dass die eine neue Lösung auch Verbesserungen der Dienstleistung mit sich bringt.

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veröffentlicht: 29. November 2023 16:42
aktualisiert: 29. November 2023 22:08
Quelle: 32Today

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