Walterswil und Wasen i.E.

Kampf um den Schnee – sind kleine Skilifte am Ende?

· Online seit 07.12.2023, 07:18 Uhr
Regionale Skilifte leiden immer mehr unter dem Klimawandel. Beispielsweise die Skilifte in Walterswil und in Wasen im Emmental spüren das Fehlen des Schnees deutlich. Müssen diese bald die Bügel an den Nagel hängen?
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«In der Saison 2020/2021 hatten wir drei Tage offen. 2018/2019 waren es ebenfalls drei Tage», sagt Adrian Schaffer, Präsident der Skiliftgenossenschaft Walterswil. In den letzten fünf Jahren reichte der Schnee für den Skilift insgesamt nur für sechs Tage. Die restlichen Jahre konnte der Skilift, welchen es seit 1971 gibt, nicht öffnen. Gejammert wird in Walterswil aber nicht: «Wir können das Wetter nicht machen. Darum müssen wir einfach damit leben können», sagt Schaffer. Der Skilift liegt auf 700 Meter über Meer.

In Walterswil fest verwurzelt

«Viele aus dem Dorf lernten hier das Skifahren», sagt Schaffer. Deswegen sei der Skilift in der Region von grosser Bedeutung. Viele würden den Lift kennen und hätten Freude daran, deswegen sei es ein Anliegen des Vereins, «die Anlage so lange wie möglich zu erhalten». Allerdings ist man sich nicht sicher, ob die Freude mit der nächsten Generation verloren gehen könnte. Unter Umständen können diese den Lift gar nie benutzen, also wissen sie vielleicht gar nicht, wie es sich anfühlt, wenn der Lift mal läuft.

Die Tage, an denen es genügend Schnee hat, sind für den Walterswiler Skilift sehr selten geworden. Wie lange kann sich der Verein noch halten? In Walterswil habe man sich darauf geeinigt, dass man weitermacht, «solange es die Finanzierung zulässt und der Unterhalt selber gemacht werden kann», so Schaffer. Die Fixkosten für Versicherung und Betriebsbewilligung belaufen sich jährlich auf etwa 3000 Franken.

Finanziell über Wasser hält sich der Verein durch die Teilnahme am jährlichen Weihnachtsmarkt in Walterswil, einem Altkleidercontainer und einem kleinen Betrag vom Berner Oberland. «So kann man dem Defizit entgegenwirken und den finanziellen Schaden in Grenzen halten», sagt Schaffer.

Wenn der Schnee ausbleibt und der Hang leer ist, könnte es vielleicht Möglichkeiten für andere Anlagen geben. Allerdings sei eine andere Nutzung im Sommer nicht denkbar. «Das Land ist nicht nur Weideland, sondern wird zum Ackerbau genutzt. Die Landbesitzer sind auf diese Fläche angewiesen», sagt Schaffer. Er geht nicht davon aus, dass es zu einer Umnutzung für die Sommermonate kommen könnte. «Im Moment ist das noch kein Thema.»

In Wasen im Emmental wird auf Schnelligkeit gesetzt

Besser läuft der Skilift in Wasen. Dieser ist mit 870 Meter über Meer höher gelegen als der Lift in Walterswil. Nebst dem Bügellift verfügt der Verein auch noch über einen kleinen Tellerlift. Die 500 Meter Pisten konnten in den letzten fünf Jahren drei Saisons lang befahren werden – 2019/2020 und 2022/2023 war es nicht möglich.

Aber auch dort sind die Auswirkungen der Klimaerwärmung spürbar. «In unseren Höhenlagen sind die Temperaturschwankungen extremer als früher. Es gibt Tage, an denen es fast ideal wäre, aber es reicht dann doch nicht ganz. Die geringe Menge an Schnee schmilzt so schnell wieder», sagt Peter Sommer, Vizepräsident des Skiliftvereins Wasen.

Und wenn es dann doch für eine befahrbare Piste reicht, muss es schnell gehen. Im Herbst wird vorbereitet und eingerichtet, so ist die Strecke «innerhalb von zwei, drei Tagen betriebsbereit». Vier Personen sind für den Betrieb des Skiliftes nötig.

Die finanzielle Lage des Vereins sei gut, so könne man die rund 6000 Franken Betriebskosten finanzieren, auch in einem schlechten Jahr. Und wenn die Lifte laufen, dann auch gut. «Das Bedürfnis ist absolut vorhanden in unserer Region», sagt Sommer.

Eine Umnutzung im Sommer sei kurz Thema gewesen, meint Sommer. Das Problem liegt dort ebenfalls bei den Landbesitzern, welche im Sommer das Land für die Landwirtschaft nutzen. Aber gross über dieses Thema nachdenken, wolle man nicht: «Solange es Schnee gibt, versuchen wir, im Winter zu öffnen. Die nächsten zehn Jahre wird man noch Skifahren können, aber vielleicht nicht jedes Jahr», so Peter Sommer.

veröffentlicht: 7. Dezember 2023 07:18
aktualisiert: 7. Dezember 2023 07:18
Quelle: BärnToday

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