Seit 2021 in Thun

Label für Coiffeure – Berner Verband ist nicht überzeugt

19.12.2023, 20:15 Uhr
· Online seit 19.12.2023, 17:02 Uhr
Die Stadt Thun hat seit 2021 das Qualitätslabel «Korrekt und fair» für Barbershops und Coiffeure. Weshalb der Verband «Coiffure Suisse Sektion Bern» nicht überzeugt vom Label ist, und was in der Branche eher «unkorrekt und unfair» läuft, erfährst du hier.
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Jeder muss, jeder geht, aber theoretisch kann auch jeder: Haare schneiden. In der Schweiz darf eigentlich jeder und jede ein Haarschneide-Geschäft eröffnen, unabhängig davon, ob man den Beruf Coiffeur/Coiffeuse mit einem Fähigkeitszeugnis oder einem eidgenössischen Berufsattest (EBA) erlernt hat. Dadurch gibt es mehr Konkurrenz für gelernte Coiffeusen, welche teilweise deutlich günstiger sind.

«Dumping-Preise», meint eine Coiffeuse aus der Region. Sie möchte anonym bleiben, hat aber bereits über 30 Jahre Erfahrung in der Branche, unter anderem auch mit einem eigenen Salon. Sie übt scharfe Kritik: «Sie sind ein Branchenkiller. Es ist mir schleierhaft, wie diese Läden es schaffen, bei so günstigen Preisen noch Abgaben an den Staat zu machen. Für unsere Branche ist das unfair».

Die gelernte Coiffeuse sieht vor allem bei der Preisunterbietung ein grosses Problem: «Früher sagte man noch ‹Badewannencoiffeur›, heute sind es nun die Barber». Auch bei der Vermarktung des Berufes gäbe es noch Schwierigkeiten, sodass es zunehmend unattraktiver für mögliche Lernende werde: «Der eigentlich schöne Beruf der Coiffeuse und des Coiffeurs wird auch degradiert. Die Kommunikation müsste besser werden».

Trotzdem seien in der Branche nicht die billigsten die beliebtesten, wie Christian Reichenbach, Präsident Coiffure Suisse Sektion Bern, sagt: «An wichtigster Stelle ist nach wie vor die Qualität. Die Kunden erwarten eine ausgebildete Fachkraft, welche einen gerechten Lohn bekommt.»

Thun verwendet Qualitäts-Label

Um für die Kunden deutlich zu machen, welchen Salons man besser vertrauen kann, führte die Stadt Thun das Label «Korrekt und fair» ein. Seit Sommer 2021 zeichnet das Label Coiffeursalons und Barbershops aus. Die Stadt Thun möchte so «im Rahmen ihrer Möglichkeiten versuchen, einen Beitrag zu faireren Arbeitsbedingungen in diesem Gewerbe zu leisten», so Urs Wenger, Polizeiinspektor der Stadt Thun. Das Label wird in Form eines Klebers überreicht, welcher beispielsweise am Schaufenster des Geschäftes angebracht werden kann.

Allerdings: Die Anmeldung für das Label basiert auf Freiwilligkeit und auf Selbstdeklaration. Für den Erhalt des Labels werden keine spezifischen Kontrollen vor Ort durchgeführt, wie das Polizeiinspektorat Thun auf Nachfrage von BärnToday bestätigt. Deswegen hat sich Coiffure Suisse Bern gegen das Label entschieden: «Wir haben bereits mit unserem Verband ein eigenes Label», sagt Christian Reichenbach, Präsident Coiffure Suisse Sektion Bern.

In Thun sei die Nachfrage nach dem Label «eher gering». Es gäbe Betriebe, welche die Möglichkeit schätzen, die Idee als gut empfinden und damit auch bei ihren Kunden werben. «Andere sind vom Nutzen eher weniger überzeugt», so Urs Wenger, Polizeiinspektor Stadt Thun.

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veröffentlicht: 19. Dezember 2023 17:02
aktualisiert: 19. Dezember 2023 20:15
Quelle: BärnToday

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