Quelle: TeleBärn/ Ilona Hutmacher / Jan Bernhard / BärnToday/ Anissa Dennenmoser
2270 Einwohnerinnen und Einwohner leben in Lauterbrunnen im Berner Oberland. Dieses Jahr besuchten das Dorf täglich bis zu 8000 Personen. Manche Einheimische fühlen sich dadurch eingeengt und verdrängt. Die Infrastruktur wird knapp, der Verkehr zum Problem und der Wohnraum teuer.
Manche Touristinnen und Touristen benehmen sich zudem daneben: Sie dringen in private Gärten ein, gehen in der gefährlichen Lütschine baden oder spielen auf dem Friedhof Fussball. Ausserdem stürmen sie jeden erdenklichen Ort des Dorfes – alles für das perfekte Instagram-Bild.
Gemeindepräsident nur «mittelmässig zufrieden»
Die Gemeinde ist sich einig: So kann es nicht weitergehen. Am Mittwochabend lud sie deshalb zu einer «Chropfleerete» ein. Die lokale Bevölkerung wurde gebeten, gemeinsam mit Fachleuten Lösungsansätze einzubringen. Stimmen der Teilnehmenden gibt es oben im Video – so richtig zufrieden ist nach der Veranstaltung niemand.
Nur mittelmässig zufrieden zeigt sich nach der Versammlung auch der Gemeindepräsident. Karl Näpflin sagt: «Wir konnten zwar gut und respektvoll miteinander reden, aus der Bevölkerung und seitens der Fachleute kamen aber nicht die Lösungsansätze, die wir uns erhofft haben.»
Grosse Hürden für Tagesgebühr
Dominiert wurde die Veranstaltung vom Wunsch, eine Gebühr für Tagestouristinnen und -touristen einzuführen. Als Vorbild dient dafür etwa Venedig. Der Gemeindepräsident kritisiert: «Für eine solche Schranke fehlen uns die erforderlichen Platzverhältnisse.» Im Tal gibt es einen Fluss, eine Kantonsstrasse, Bahngleise und einen Hang. «Wie soll man in diesen engen Verhältnissen zusätzlich eine Haltestelle errichten?»
Näpflin fordert deshalb: «Man sollte sich daher eher auf realistische Konzepte fokussieren und nicht von etwas träumen, das wahrscheinlich gar nie möglich sein wird.»
Tom Durrer, Geschäftsführer Lauterbrunnen Tourismus, sagt zu einer möglichen Eintrittsgebühr: «Wir führen eine Machbarkeitsstudie durch. Diese könnte sich aber noch mehrere Jahre ziehen.» Zudem bestünden in der Schweiz nicht die rechtlichen Grundlagen für eine solche Gebühr à la Venedig, ergänzt Marc Ungerer, Geschäftsführer Jungfrau Region Tourismus.
Flyer sollen Touristen auf Verhaltensregeln hinweisen
Als Vertreter der Tourismusbranche verweist Ungerer auf die Wichtigkeit der Besuchenden. Zur lokalen Wertschöpfung tragen vor allem die Übernachtungsgäste bei. Problematischer seien da die Tagestouristinnen und -touristen.
Quelle: TeleBärn
Unanständiges Verhalten komme nur bei einem kleinen Teil der Besuchenden vor, betont der Geschäftsführer von Lauterbrunnen Tourismus. Damit sich das Verhalten insgesamt bessert, werden seit Sommer Flyer mit Verhaltensregeln verteilt. «Für weitere Abklärungen stehen wir eng mit Schweiz Tourismus in Kontakt.»
(ris)
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