Gutes Geschäftsjahr

Marktverwerfungen bescheren BKW Rekordergebnis

14.03.2023, 14:41 Uhr
· Online seit 14.03.2023, 07:49 Uhr
Die BKW hat im vergangenen Jahr deutlich mehr eingenommen und deutlich mehr verdient. Der Energiekonzern konnte dabei von den Turbulenzen an den Märkten profitieren. Die Aktionäre können sich nun über eine deutlich höhere Dividende freuen.
Anzeige

Die Gesamtleistung stieg 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 46 Prozent auf 5,20 Milliarden Franken. Unter dem Strich blieb ein Gewinn von 574 Millionen Franken nach 327 Millionen. Die Aktionäre sollen eine höhere ordentliche Dividende sowie eine einmalige Jubiläumsdividende zum 125-jährigen Bestehen des Berner Stromversorgers; insgesamt sind es 4,05 Franken je Aktie.

Die BKW profitierte besonders stark vom Energiegeschäft und den hohen Strompreisen. Bereits Ende 2021 waren diese mit dem Ausfall zahlreicher französischer AKW auf Rekordlevel angestiegen. Das verschärfte sich mit Beginn der Ukraine-Krise. Im Sommer 2022 stiegen die europäischen Strompreise dann zeitweise auf über 1000 Euro die Megawattstunde an - von Preisen um die 50 Euro noch im Jahr zuvor.

Zuversichtlicher Ausblick

Dass die BKW vor diesem Hintergrund im Handelsgeschäft sehr gut verdient hat, erklärte Finanzchef Ronald Trächsel am Dienstag an der Bilanzmedienkonferenz mit starken Preisschwankungen an den Märkten. So konnten etwa Differenzen zwischen dem deutschen und schweizerischen Markt ausgenutzt werden. Bei besonders hohen Preisen würden sich auch diese Differenzen (Spreads) vervielfachen.

Zudem habe man viel Geld mit sogenannten Systemdienstleistungen verdient. Dabei liefern die Energiekonzerne bei Engpässen kurzfristig Strom oder nehmen bei einem Überangebot vice versa Strom ab. Für diesen Dienst bezahlt der nationale Netzbetreiber Swissgrid die Unternehmen, um das Netz stabil zu halten. Bei hohen Preisen lohnt sich das für die Stromproduzenten umso mehr.

Gleichzeitig sagte der Trächsel mit Blick auf die Jahresprognose, auch 2023 werde nochmals ein aussergewöhnlich gutes Jahr werden, wenn auch auf tieferem Niveau als 2022. Denn die Energiepreise seien vergleichsweise immer noch auf einem höheren Level.

Von Risiken weniger betroffen

Ab dem Jahr 2025 würden sich dann die stark gestiegenen Marktpreise auch beim allgemeinen Verkauf der Stromproduktion positiv auswirken. Die Zeitverzögerung gibt es, weil der Berner Stromproduzent den Strom, den er mit seinen Kraftwerken produziert, üblicherweise drei Jahre im Voraus zu einem bestimmten Preis verkauft. So werden die künftigen Einnahmen gesichert.

Diese Absicherung birgt aber gleichzeitig das Risiko, bei einem Ausfall weniger Strom zur Verfügung zu haben als geplant und dann Ersatzstrom am Markt beschaffen zu müssen. Bei hohen Preisen - wie im vergangenen Jahr der Fall - kann das sehr teuer werden. Die BKW will daher künftig nicht mehr die vollständige Produktion absichern, sondern etwa 5 Prozent weniger. Dadurch habe man eine gewisse Reserve, sagte der Finanzchef.

Insgesamt sind die Berner aber von der Krise an den europäischen Energiemärkten weniger stark betroffen - im Vergleich zu Axpo oder Alpiq als Stromproduzenten ohne Endkundengeschäft in der Schweiz. Die BKW ist - mit ihrem Dienstleistungsgeschäft und dem Netzbetrieb - breiter aufgestellt, und das Handelsgeschäft an sich ist kleiner.

Gleichzeitig ist das Unternehmen auch bei der Versorgung der Haushalte den Marktrisiken nicht so stark ausgesetzt, weil es den Stromkonsum mit seinen eigenen Kraftwerken abdecken kann. Das zeigt sich auch an den Stromtarifen: Während es bei anderen Schweizer Stromversorgern in diesem Jahr zu massiven Erhöhungen kam, stiegen die Preise bei der BKW lediglich leicht an.

(sda/sst)

veröffentlicht: 14. März 2023 07:49
aktualisiert: 14. März 2023 14:41
Quelle: BärnToday

Anzeige
Anzeige
baerntoday@chmedia.ch