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Nehmen die Flugübungen im Berner Oberland zu?

Strategie der Armee

Nehmen die Flugübungen im Berner Oberland zu?

· Online seit 30.07.2023, 14:54 Uhr
Die Armee will die Luftwaffe dezentralisieren und vermehrt Übungen auf ehemaligen Militärflugplätzen durchführen. Von diesen gibt es sechs im Oberland. Muss die Bevölkerung mit mehr Fluglärm rechnen?
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Die Schweizer Luftwaffe soll weniger verwundbar werden, das ist das Ziel, wie es die Armee zuletzt öffentlich propagierte. Derzeit betreibt sie schweizweit noch drei Flugplätze. Im Falle eines Angriffes sei dies ein Nachteil, da das gesamte Material in Meiringen, Payerne und Emmen stationiert ist. Dies will die Luftwaffe im Ernstfall schnell ändern können, indem sie weitere Standorte bezieht, so das Szenario. Was als «passive Luftverteidigungsmassnahme» durch die Dezentralisierung der Luftwaffe umschrieben wird, bedeutet konkret, dass Kampfjets auf ehemalige, jetzt zivil genutzte Militärflughäfen ausweichen könnten.

Dieses Szenario will die Armee üben. Was heisst das für die Gemeinden mit solchen Flugplätzen? Im Berner Oberland sind dies Interlaken, Reichenbach, Frutigen, Zweisimmen, Gstaad und St. Stephan. Müssen diese nun vermehrt mit Fluglärm rechnen?

Übungen in St. Stephan

Beantworten können dies die Behörden in der Obersimmentaler Gemeinde St. Stephan. In dieser haben entsprechende Übungen mit den Kampfjets F/A-18 bisher stattgefunden. Aufruhr unter der Dorfbevölkerung gibt es deswegen nicht. Laut Beat Zahler, Gemeindeverwalter von St.Stephan, zeige sich die Bevölkerung bisher tolerant. Er betont: «Die Übungen sind nur sehr sporadisch und vereinzelt.» Die Flugbewegungen über St. Stephan würden auch künftig mit den neuen F-35A nicht zunehmen.

Die Übungen werden laut Beat Zahler momentan versuchsweise durchgeführt. «In den letzten Jahren einmal pro Jahr. Die Idee ist, sie weiterzuführen – aber wie genau das aussieht, ist Gegenstand von Verhandlungen.» Gemäss Zahler gibt es keine grösseren Bedenken unter den Einwohnerinnen und Einwohnern. «Unsere Anliegen werden sehr ernst genommen.»

«Die Bevölkerung in St. Stephan ist grundsätzlich militärfreundlich», sagt Zahler weiter. Seit Jahrzehnten gebe es im Dorf Wiederholungskurse der Armee, diese seien jedoch immer weniger geworden. «Solange sich Militär und Tourismus nicht in die Quere kommen, ist für die Leute in St. Stephan alles in Ordnung.» Komme das Militär nicht in der touristischen Hauptsaison, sondern in der Nebensaison, dann werde das begrüsst.

Kein Übungen an anderen Oberländer Standorten geplant

Doch wie sieht es mit den ehemaligen Militärflugplätzen in den anderen Oberländer Gemeinden (Interlaken, Reichenbach, Frutigen, Zweisimmen, Gstaad) aus? Auf Anfrage von BärnToday sagt der Kommunikationschef des Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport, (VBS) Renato Kalbermatten: «Zurzeit ist nicht vorgesehen, auf den aufgeführten Plätzen Dezentralisierungsübungen mit Kampfflugzeugen durchzuführen.» Solche Übungen würden auch in Zukunft nur während einzelner Tage und unregelmässig, meist im Zusammenhang mit Wiederholungskursen, stattfinden.

Kalbermatten betont zudem: «Werden Übungen an anderen Standorten geplant und durchgeführt, werde in jedem Fall der Informationsaustausch mit den lokalen Behörden und der Bevölkerung gesucht.»

Fluglärm in den Regionen mit fixen Militärflugplätzen ist immer wieder ein Thema. Insbesondere im Haslital rund um den Standort Meiringen spürt die Luftwaffe regelmässig Gegenwind. Das VBS lege grossen Wert auf den Austausch mit den Regionen rund um die Militärflugplätze, so Kalbermatten. «Es ist ein wichtiges Anliegen, die Lärmbelastung so tief wie möglich zu halten.»

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veröffentlicht: 30. Juli 2023 14:54
aktualisiert: 30. Juli 2023 14:54
Quelle: BärnToday

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