Spinnenexperte entlarvt Mythen

Nosferatu-Spinne: Gefährlich oder nicht?

18.03.2024, 08:18 Uhr
· Online seit 16.03.2024, 15:46 Uhr
Sie kann bis zu acht Zentimeter gross werden, lauert an abgedunkelten Zimmerwänden und ist giftig. Die Nosferatu-Spinne ist aber für uns Menschen harmlos. Im Herbst und Winter werden vor allem ausgewachsene Tiere gefunden – so auch im Kanton Bern. Im Artikel beantworten wir dir die wichtigsten Fragen.
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Wie verhalte ich mich, wenn ich eine Nosferatu-Spinne sehe? 

Wenn man eine Nosferatu-Spinne im Badezimmer oder im Gartenhaus findet, solle man versuchen, die Spinne zu ignorieren, empfiehlt der Spinnenexperte Wolfgang Nentwig. «Die Spinnen sind nachtaktiv und sitzen meist irgendwo still auf der Lauer nach Insekten». Die Spinnen ergreifen jedoch lieber die Flucht, als dass sie angreifen.

Wenn man die Spinne loswerden will, solle man das Tier mit einem Glas und einem Karton fangen. Die Spinne befreit man dann einige 100 Meter vom Haus entfernt.

Wie gefährlich ist die Nosferatu-Spinne wirklich? 

«Fast alle Spinnen sind giftig», sagt der pensionierte Professor Wolfgang Nentwig – so auch die Nosferatu-Spinne. Im Vorderleib haben sie zwei Drüsen, mit denen sie Gift produzieren. Diese «Mischung» ist aber für Menschen meistens harmlos. Hinzu komme, dass vor allem einheimische Arten nicht in der Lage sind, die menschliche Haut zu «durchbeissen».

Wenn sich Nosferatu-Spinnen bedroht fühlen, können sie zubeissen. «Der Biss ist aber nicht schlimmer als ein Mückenstich», so Wolfgang Nentwig.

Wie viele Nosferatu-Spinnen gibt es im Kanton Bern? 

Niemand weiss, wie viele Nosferatu-Spinnen es im Kanton Bern gibt. «Sie wird eigentlich das ganze Jahr gemeldet. Die meisten Tiere werden im Herbst geschlechtsreif, dann sind sie gross und auffällig», sagt Wolfgang Nentwig.

In tieferen Lagen ist die Spinne mittlerweile überall anzutreffen. «Nosferatu-Spinnen kommen vor allem in den Städten vor. Im ländlichen Raum ist die Spinne eher selten». Das erste Schweizer Exemplar wurde 1994 im Raum Basel entdeckt.

Die Nosferatu-Spinne ist in die Schweiz «eingewandert». Werden in Zukunft noch andere Spinnen einwandern – auch giftigere? 

Es gebe Spinnenarten, die sich aufgrund des veränderten Klimas ausgebreitet haben. «Das bekannteste Beispiel hierfür ist die Wespenspinne», sagt Wolfgang Nentwig. Früher kam sie nur an heissen Stellen vor, heutzutage zählt die Art zu den häufigsten in ganz Europa. Ob dies auf die Nosferatu-Spinne zutreffe, hier ist sich die Forschung uneinig.

Grundsätzlich wäre es denkbar, dass weitere Arten aus dem Mittelmeerraum zu uns kommen.  «Derzeit gibt es aber keine Hinweise auf das Auftreten von weiteren oder gefährlicheren Spinnen», so Nentwig.

Sind aufgrund invasiver Arten – wie die Nosferatu-Spinne – einheimische Spinnen bedroht? 

Ja. Ein Beispiel ist die Zitterspinne: Sie stammt ursprünglich aus Westasien, mittlerweile hat sie sich in ganz Europa ausgebreitet. Die Zitterspinne kann grössere Spinnen erbeuten, «so dass einheimische Spinnen – vor allem in Häusern – reduziert werden», sagt Wolfgang Nentwig.

Am häufigsten kommt in der Schweiz «vermutlich» die Hauswinkelspinne vor. Die Gartenkreuzspinne fällt vielen Leuten aufgrund ihrer Färbung auf.

Wieso haben Spinnen ein so «schlechtes Image»? 

«Schon der Name ‹Nosferatu-Spinne› ist ein gutes Beispiel für Angstmacherei», sagt Wolfgang Nentwig. Die Spinne hat ihren Namen erhalten, da die Rückenfärbung ähnlich aussehe wie das Gesicht des Vampirs aus dem gleichnamigen Gruselfilm ‹Nosferatu – eine Symphonie des Grauens›. «Das hat einen negativen Effekt: Schon beim Lesen des Namens weiss man, dass es hier um Angst und Grauen geht», sagt der Spinnenexperte.

Das Einzige, was dagegen helfe, sei Aufklärung. Denn eigentlich sind die achtbeinigen Tiere «einfach spannend und cool und toll. Spinnen sind hochinteressante Tiere, die vieles können.»

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veröffentlicht: 16. März 2024 15:46
aktualisiert: 18. März 2024 08:18
Quelle: BärnToday

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