Grosse Lücken

Psychiatrische Versorgung in Bern bedroht: Organisationen schlagen Alarm

· Online seit 31.01.2024, 18:55 Uhr
Zehn Organisationen aus dem Gesundheits- und Sozialbereich fordern vom Kanton Bern eine Sicherung des psychiatrischen Angebots. Sie zeigen sich besorgt über die jüngsten Pläne zum Abbau von Leistungen an den Universitären Psychiatrischen Diensten Bern (UPD).
Anzeige

Die UPD begründete den Abbau von Leistungen vergangene Woche mit wirtschaftlichen Gründen. Betroffen sind der Sozialdienst, das Freizeitzentrum Metro, die Werkstatt Holzplatz und das Recovery College Bern.

Die Allianz aus Berufs- und Gesundheitsorganisationen betonte in einer Mitteilung, Versorgungssituation sei im Bereich der psychischen Gesundheit im Kanton Bern ohnehin bereits prekär. Mit der Streichung der Angebote drohe ein weiterer einschneidender Qualitätsverlust.

Die Organisationen warnen davor, dass sich ein grosser Mehraufwand auf die ohnehin bereits stark belasteten Fachpersonen verlagern werde. Dies dürfte zu einem Attraktivitätsverlust der Arbeitsplätze führen in einer Zeit, die ohnehin bereits vom Fachkräftemangel überschattet werde.

Teure stationäre Aufenthalte

Ausserdem, so die Organisationen, bestünden bereits jetzt grosse Lücken und Finanzierungsprobleme, insbesondere bei ambulanten Angeboten. Dies führe zu teureren stationären Aufenthalten. Umso unverständlicher sei es, dass der Kanton Bern nicht bereit sei, Angebote wie jene an der UPD finanziell zu unterstützen.

Die Angebote dienten der Prävention, erhöhten das Selbstmanagement und würden den betroffenen Menschen helfen, ihre Situation stabil zu halten. Dies wiederum entlaste Arztpraxen und spitalexterne Pflegedienste.

Mit dem Modell der integrierten Versorgung wolle der Kanton ja eigentlich genau diese Richtung einschlagen. Der Kanton müsse daher solche Angebote finanzieren und eine entsprechende Zusicherung abgeben, fordern die Organisationen.

Zu ihnen gehören unter anderem die Berner Sektion des Berufsverbands für Pflegepersonal (SBK), die Berner Konferenz für Sozialhilfe, Kindes- und Erwachsenenschutz (BKSE) oder die Bernische Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie (BGPP).

Abbau aus wirtschaftlichen Gründen

Die Universitären Psychiatrischen Dienste Bern gaben Anfang letzter Woche bekannt, aus wirtschaftlichen Gründen Angebote zu reduzieren oder ganz einzustellen. Besonders ambulante Angebote verursachten hohe Defizite. Weitere Faktoren sieht die UPD im Fachkräftemangel und den Nachwirkungen von Pandemie, Teuerung und hohen Energiepreisen.

Die UPD hatten bereits 2023 Massnahmen ergriffen. Doch diese reichten nicht aus, sodass nun weitere Leistungen abgebaut werden sollen. Längerfristig setzt die UPD auf einen Zusammenschluss mit dem Psychiatriezentrum Münsingen. Damit sollen Investitionen und Kosten reduziert werden.

Ungeachtet dessen steigt der Bedarf nach psychiatrischer Versorgung weiter an.

(sda/rst)

veröffentlicht: 31. Januar 2024 18:55
aktualisiert: 31. Januar 2024 18:55
Quelle: BärnToday

Anzeige
Anzeige
baerntoday@chmedia.ch