Kirschblütler-Affäre

Untersuchung ortet Führungsmängel im Psychiatriezentrum Münsingen

18.11.2022, 20:16 Uhr
· Online seit 18.11.2022, 14:10 Uhr
Das Psychiatriezentrum Münsingen steht in der Kritik, nachdem jahrelang drei Mitglieder der umstrittenen Kirschblütengemeinschaft beschäftigt waren. Am Freitag wurde nun der Untersuchungsbericht dazu vorgestellt.

Quelle: TeleBärn

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Anfang Jahr wurde bekannt, dass das Psychiatriezentrum Münsingen sektennahe Psychiaterinnen angestellt hatte. Diese gehörten der umstrittenen Kirschblütengemeinschaft an. Sogar die Tochter des Gründers der Gruppierung, Samuel Widmer, soll in Münsingen gearbeitet haben.

Ausserdem wurde dem Psychiatriezentrum vorgeworfen, es würden wegen des Personalmangels vermehrt freiheitsbeschränkende Massnahmen eingesetzt. Das Gesundheitsamt der Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion des Kantons Bern hat im Mai eine Untersuchung in Auftrag gegeben, um die Stichhaltigkeit der Vorwürfe festzustellen. Die Ergebnisse der Untersuchung wurden am Freitag vorgestellt.

Mängel in der Führung

Bezüglich der freiheitseinschränkenden Massnahmen kommt der Bericht zum Schluss, dass diese im Psychiatriezentrum Münsingen vergleichbar oft eingesetzt würden, wie in anderen Kliniken ähnlicher Grösse. Die Dauer dieser Massnahmen habe sich ausserdem zwischen 2019 und 2021 verkürzt. Dennoch gebe es weitere Möglichkeiten zur Reduktion von Isolationen und Fixierungen.

Die Mängel an der heutigen und vergangenen Praxis seien unter anderem auf unzureichendes fachliches Know-how auf Stufe Oberärztinnen und Oberärzte zurückzuführen, steht weiter im Bericht. Ausserdem habe es auf der Führungsebene an Sensibilität für diese Themen gefehlt.

Dies habe sich auch bei der Anstellung von Personen aus der Kirschblütengemeinschaft gezeigt. Der seinerzeitige ärztliche Leiter habe gegenüber einer fachlich umstrittenen Theorie eine zu unkritische Haltung eingenommen. Auch andere Bereiche, wie der Umgang mit dissoziativer Identitätsstörung und die Suizidprävention, wurden im Bericht kritisiert.

Massnahmen bereits umgesetzt

Im Bericht werden verschiedene Massnahmen empfohlen, so etwa die personelle Verstärkung der fachlichen Führung oder die Anwendung von freiheitschränkenden Massnahmen auf weniger Stationen einzugrenzen.

Das Psychiatriezentrum selbst schreibt in einer Medienmitteilung, dass der Bericht «das Psychiatriezentrum Münsingen in seiner eigenen Analyse und in den bereits ergriffenen und geplanten fachlichen und personellen Massnahmen» bestätigt. Auch der Kanton schreibt, dass in der Zwischenzeit die nötigen Massnahmen ergriffen worden seien.

(sda/ris/pfl)

veröffentlicht: 18. November 2022 14:10
aktualisiert: 18. November 2022 20:16
Quelle: BärnToday

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