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Warum britische und deutsche Dampfer auf dem Brienzersee fahren

Verein gegründet

Warum britische und deutsche Dampfer auf dem Brienzersee fahren

· Online seit 04.05.2024, 11:27 Uhr
Es brennt, pfeift und dampft – ein Dutzend Männer und Frauen kümmert sich um die Brienzer Dampfboote. Jüngst mangelte es der Gruppe an Personal und Geld, darum gründete sie einen Verein. Doch warum fahren eigentlich solche Dampfboote auf dem See?
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Zwischen grauen Bergflanken und grünen Abhängen schimmert mitten in der Bergwelt türkis der Brienzersee. Auf dem spiegelglatten Wasser tuckern zwei kleine Dampfboote. Seit fast 30 Jahren fahren «Steamchen» und «Valhalla» auf dem See. Heute betreibt sie der neu gegründete «Brienzer-Dampfbootverein», am Samstag feiert der Verein seinen Start.

«Freaks» teilen die Dampf-Leidenschaft

«Seit rund drei Jahrzehnten sind wir eine lockere Gruppe – ein paar Freaks, die mit viel Aufwand zwei Dampfboote betreiben», beschreibt Aschy Walthard, Präsident des Brienzerdampfboot- Vereins. Rund ein Dutzend Männer zwischen 30 und 70 Jahren teilen die «Dampf-Leidenschaft», seit Kurzem sei auch eine Frau dabei.

Jüngst seien sie aber am Punkt angelangt, an dem die Gruppe vor neuen Herausforderungen stehe: Die Gruppe kämpfe mit geringem Zuwachs und sei auf finanzielle Unterstützung angewiesen. «Die grösste Herausforderung ist der Unterhalt der Boote. Der kostet viel Zeit und ist teuer», so Walthard.

Mit der Vereinsgründung wolle man nun den Betrieb «breiter abstützen, besser strukturieren und bekannter machen». An gewissen Daten werde der Verein künftig öffentliche Dampffahrten anbieten.

Die Boote kommen aus Deutschland und England

«Jedes unserer Boote ist ein Unikat – obwohl sie nicht so alt sind wie man vielleicht erwartet», sagt Aschy Walthard. Zwar sei das «Prinzip» gleich, aber beim Aussehen oder bei der Bedienung unterscheiden sie sich. «Besonders beim Fahren braucht es Fingerspitzengefühl. Jede Dampfmaschine reagiert anders, oft verzögert, da braucht es das nötige ‹Feeling›.»

Es sind zwar nicht die einzigen Dampfboote in der Schweiz, die «Community» treffe sich regelmässig. Während einer solchen Tagung seien den Berner Oberländern die Boote angeboten worden. «Das war Zufall. Es hat sich einfach so gefügt. Und der Zeitpunkt hat damals einfach gepasst», erzählt der Vereinspräsident. Die Boote sind heute in Privatbesitz, sie gehören nicht dem Verein.

141 Rohre und viel Fachwissen

Schon als Kind faszinierten Aschy Walthard die Dampfmaschinen: «Ich bin in Brienz aufgewachsen und umschwirrte ständig die Brienzerrothorn-Bahn oder das Dampfschiff Lötschberg.» Erst mit 50 habe er dann die Leidenschaft zum Hobby gemacht – auch wenn er kein «ausgebildeter Fachspezialist» wie andere im Verein sei.

Langfristig erhofft sich Walthard, dass dank des Vereins das angehäufte Fachwissen nicht wegstirbt. «Ja, wir sind zwar ein Altherren-Verein. Damit die Boote im Frühsommer einsatzbereit sind, braucht es mehr denn je fleissige Hände.» Beispielsweise besteht der Dampfkessel aus 141 Siederohren. Diese müssen aktuell ersetzt werden, dafür sei ein Spezialist nötig.

Grosser Bruder «Dampfschiff Lötschberg» 

Neben den zwei dampfbetriebenen Booten fährt seit rund 110 Jahren der Schaufelraddampfer «Lötschberg» auf dem Brienzersee. Es ist das einzige nostalgische Dampfschiff, das heute fahrplanmässig auf dem See verkehrt. Der über 55 Meter lange Dampfer wird von der BLS betrieben.

Am kommenden Samstag, 9. Mai, ist Saisonstart. Nach der Winterpause ist der denkmalgeschützte Raddampfer «Lötschberg» wieder täglich auf dem Brienzersee unterwegs: Abfahrt von Interlaken-Ost Richtung Brienz jeweils um 11.07 Uhr und 14.07 Uhr. Zwischen dem 1. Juni und dem 24. August fährt der Salondampfer auch am Abend.

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veröffentlicht: 4. Mai 2024 11:27
aktualisiert: 4. Mai 2024 11:27
Quelle: BärnToday

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