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Auszeichnung für Spanische Weinhalle Burgdorf: Das Wirtepaar im Interview

Burgdorfer Altstadt

Wirtepaar von Spanischer Weinhalle: «Der Preis hat uns ermutigt»

· Online seit 15.11.2023, 08:10 Uhr
Der Spezialpreis für historische Restaurants 2024 geht nach Burgdorf – genauer gesagt an die Spanische Weinhalle. Doch hinter dem Betriebskonzept steckt nicht nur die Gastronomie, sondern auch viel Engagement im sozialen und kulturellen Bereich. Corinna und Hoshank Hirrle führen den Betrieb und erzählen im Interview, was die Auszeichnung für sie bedeutet.
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BärnToday: Was ist Ihnen durch den Kopf geschossen, als Sie erfahren haben, dass Sie den Spezialpreis für historische Restaurants 2024 gewonnen haben?

Corinna Hirrle: Wir haben uns extrem gefreut, da es eine schweizweite Auszeichnung ist. Und wir waren auch ein bisschen stolz.

Im September 2019 wurde die Spanische Weinhalle in Burgdorf wiedereröffnet – ein halbes Jahr später hat Corona die Schweiz erreicht. Wie haben Sie die Pandemie erlebt?

Corinna Hirrle: Glücklicherweise sind wir im September 2019 super gestartet und konnten schon ein paar Gäste für uns gewinnen. Während der Pandemie haben wir versucht, die entstandenen Kontakte weiter zu pflegen, in dem wir zu den Leuten nach Hause gefahren sind und Ihnen unsere Gerichte gebracht haben. Das hat sehr geholfen. Nichtsdestotrotz war es natürlich nicht einfach, sich den Richtlinien und Massnahmen zu beugen, aber es blieb uns keine Wahl. Wir sind sehr froh, dass diese Zeiten vorbei sind. Der Vorteil war, dass wir während dieser Zeit einige Weiterbildungen nachholen konnten. Für mich als Quereinsteigerin war das viel wert.

Die Spanische Weinhalle ist nicht nur ein Restaurant, sondern auch ein Veranstaltungs- und Kulturort. Ist diese Auszeichnung eine Bestätigung dafür, dass Sie auf dem richtigen Weg sind?

Corinna Hirrle: Der Preis hat uns sicher ermutigt. Wir freuen uns, dass die Spanische Weinhalle und das damit verbundene Engagement im kulturellen und sozialen Bereich noch sichtbarer werden. Unser Ziel in Sachen Kultur ist, das Angebot laufend auszubauen. Wir haben professionelle Kunstschaffende und spannende Veranstaltungen. Ende November werden beispielsweise Literaturpreisträger aus dem Kanton Bern bei uns eine Lesung halten. Zudem werden verschiedene Jazz-Konzerte von jungen Kunstschaffenden bei uns stattfinden.

Sie arbeiten mit geflüchteten Personen zusammen. Wie kam es dazu?

Hoshank Hirrle: Ich bin selbst aus Syrien geflüchtet und 2014 in der Schweiz angekommen. Den Arbeitsmarkt empfand ich als sehr schwierig. Unsere Abschlüsse und Diplome werden nicht anerkannt. Daher wollte ich ein eigenes Projekt mit Gastro-, Kochkursen und Integration. Als ich Corinna kennengelernt habe, habe ich ihr davon erzählt und schliesslich haben wir es zusammen gegründet. Das war auch der Grund, weshalb wir uns sozial engagieren – auch für Menschen, die keine Ausbildung in ihrem Heimatland gemacht haben. Wir sind ein gemischtes Team und wollten von Anfang an die Sprache und Kultur voneinander lernen. Wir sind sehr dankbar, hier in Burgdorf zu sein und ein anderes Bild von Migrantinnen und Migranten zeigen zu dürfen: Wenn die Möglichkeit besteht, integrieren sie sich in die Gesellschaft und sind Teil des Lebens.

Das Thema Ladensterben ist in Burgdorf immer wieder präsent – viele machen sich Sorgen, wie man die Menschen in die obere Altstadt locken kann. Was ist Ihr Geheimrezept?

Corinna Hirrle: Ich glaube, es hilft, innovativ zu sein, neue Ideen ins Spiel zu bringen und regelmässig Veranstaltungen oder Anziehungspunkte zu schaffen. So hat die Bevölkerung einen Anreiz, Neues zu erleben. Das Ladensterben in der Altstadt bedauern wir natürlich. Die Zusammenarbeit mit lokalen Anbietern und Händlern schafft sicher eine Art Zusammenhalt, wovon letztendlich alle profitieren. Das heisst vielleicht, dass der Einkauf in gewissen Fällen teurer ausfällt, aber dafür unterstützt man die Kleinen.

Hoshank Hirrle: Wir setzen beispielsweise für das Restaurant auf Bio und auf regionale Produkte, welche wir täglich frisch zubereiten. Es war von Anfang an das Ziel, dass wir nachhaltige Gerichte anbieten wollen. Unsere Küche ist alt, traditionell und besteht aus vielen Gemüsen aus dem Emmental und aus Burgdorf selbst.

Was können Sie uns über die Geschichte der Spanischen Weinhalle erzählen?

Corinna Hirrle: Das Gebäude war Teil der ehemaligen Stadtmauer von Burgdorf. Im 19. Jahrhundert eröffnete ein Spanier eine Weinhandlung – daher kommt der Name des Lokals. Seither gab es unterschiedliche Besitzer. Zuletzt war es eine französische Gourmet-Küche. Noch vorher war hier eine Art Studenten-Beiz.

Sie haben dieses Jahr online einen Aufruf gestartet, um Zeitdokumente, Fotos und Geschichten über die Spanische Weinhalle zu sammeln. Damit ist am 9. Dezember eine Vernissage im Lokal geplant. Wie viel Material konnten Sie zusammentragen?

Corinna Hirrle: Die Ausstellung kommt sicher zustande, allerdings werden wir sie mit der Zeit ergänzen. Es handelt sich um ein längerfristiges Projekt. Am 9. Dezember wird sie also noch nicht komplett sein. Falls jemand interessante Anekdoten über die Spanische Weinhalle hat, kann er oder sie sich gerne mit uns in Verbindung setzen.

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veröffentlicht: 15. November 2023 08:10
aktualisiert: 15. November 2023 08:10
Quelle: BärnToday

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