Zwei 27-Jährige wollen sich mit Riggisberger Traditionsbeck verwirklichen
In Riggisberg übernehmen die Jungen. Nachdem Bäckermeister Kurt Steiner Anfang März mit nur 64 Jahren verstorben war, blieb lange unklar, wie es mit der Bäckerei Tea-Room Steiner weitergeht. Nun haben Narcisa Toniutti und Marco Santovito, beide 27, den Pachtvertrag unterschrieben. Am 9. Juni öffnen die Türen ihrer neuen Feinbäckerei und Café «Glücklicher».
Der Name ist in der Bäckerei Programm. «Wir wollen unsere Kundschaft und Mitarbeitenden glücklicher machen – so wie auch uns selbst», sagt Toniutti im Gespräch mit BärnToday.
Ein Traum wird wahr
Die beiden wollen am Konzept ihres Vorgängers nicht zu sehr
rütteln. Aus dem Laden soll es also bald schon wieder nach frischem Brot duften.
Weiter soll es eine grosse Auswahl an Feingebäck und Patisserie geben. «Die
Lebkuchen, für die Kurt Steiner bekannt war, wollen wir ebenfalls weiterhin anbieten.»
Hungrige Ausflüglerinnen und Ausflügler sollen mit Sandwiches, hausgemachtem
Eistee und Cremeschnitten angelockt werden.
Toniutti ist gelernte Konditorin-Confiseurin, ihr Partner hat Bäcker-Konditor gelernt. Zehn Jahre Berufserfahrung bringen die beiden mit – samt Erfahrung in Leitungsfunktionen und der Ausbildung von Lernenden. Nun freuen sie sich sehnlichst darauf, ihre eigenen Bäckermeister zu sein.
«Es war schon immer unser Traum, eine eigene Bäckerei zu führen.» Jetzt sei die «perfekte Chance» gekommen. «Der Laden ist nicht zu gross und nicht zu klein für den Anfang», erklärt sie. «Zudem ist es für uns sehr schön, einen Traditionsbeck übernehmen zu dürfen.»
Drei Mitarbeitende übernommen
Im Dorf, das rund 3000 Einwohnerinnen und Einwohner zählt, werden die jungen Bäcker mit offenen Armen empfangen. «Viele sind froh, dass es die Bäckerei weiterhin gibt. Das spornt uns zusätzlich an», so Toniutti.
Auch die Mitarbeitenden seien motiviert. «Wir dürfen drei Personen aus Kurt Steiners Laden übernehmen. Die Kundinnen und Kunden können sich also auf bekannte Gesichter freuen.» Andere ehemalige Mitarbeitende hätten sich in der Auslaufphase bis zur temporären Schliessung Mitte April umorientiert.
Der Fachkräftemangel hat sich bei der Suche nach Teammitgliedern für Toniutti und Santovito nicht bemerkbar gemacht. «Wir kannten viele Berufskollegen, die sich selbst auch verwirklichen wollen und deshalb diese Chance annehmen.» Die beiden möchten Junge im Bäckerberuf nachziehen. Deshalb lautet ihr Ziel auch, später einmal wieder Lernende ausbilden zu können – dieses Mal im hauseigenen Betrieb.
Doch kann heutzutage eine Bäckerei auf dem Dorf noch rentieren? Diesbezüglich machen sich die beiden keine grossen Sorgen. «Wir sind da positiv und zuversichtlich gestimmt.»
Toniutti hofft, dass das von vielen Seiten beschworene Bäckereien-Sterben bald schon ein Ende finden wird. Schliesslich beobachte man bei vielen anderen Dingen einen Trend zu mehr Regionalität. «Es wäre schön, wenn die Bäckereien davon profitieren können.»
Zwar böten die Grossverteiler inzwischen auch eine gute Qualität bei Backwaren, sagt sie. «Doch in der Bäckerei ist alles regional, frisch und von Hand gemacht – mit viel Liebe und Leidenschaft.» Es wäre schön, wenn dies künftig wieder mehr Leute unterstützen würden, so Toniutti.
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