Jubiläum

60 Jahre Badi Ostermundigen – Bademeister erzählt von seinem Job

· Online seit 18.06.2023, 12:28 Uhr
Ein Freibad funktioniert nicht ohne seine Bademeister. So auch das Freibad Ostermundigen, das am Wochenende sein 60-jähriges Bestehen feiert. Stefan Maibach ist seit 27 Jahren als Bademeister tätig und erzählt im Interview, was das Schöne an seinem Beruf ist und welche Herausforderungen er täglich antrifft.
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BärnToday: Was gefällt dir am besten an deinem Beruf?

Stefan Maibach: Für mich ist es der Kontakt mit den Leuten, vor allem, wenn man die Leute gern hat. Man muss Menschen gern haben in diesem Beruf, sonst geht es nicht. Ein Bademeister ist Ansprechperson für alles, er ist auch ein sozialer Kontakt. Beispielsweise, wenn einsame Leute das Gespräch mit einem suchen. Du bist für alles zuständig und musst auch alles können, es ist ein so umfassendes Berufsbild. Das ist sehr herausfordernd, aber es ist auch sehr schön.

Was ist weniger cool an deinem Job?

Weniger toll ist der teils fehlende Respekt, vor allem vonseiten der Jugendlichen. Man ist keine Respektsperson mehr. Früher war es noch so, dass wenn der Bademeister etwas sagte, galt das auch. Heute reklamieren die Gäste zuerst einmal und es ist wohl ähnlich wie bei den Lehrerinnen und Lehrern, man wird nicht mehr so ernst genommen. Ganz schlimm ist Littering, Vandalismus oder Situationen mit Gewaltpotenzial. Manchmal fragt man sich, wofür man diese Arbeit noch macht.

Seit 27 Jahren arbeitest du als Bademeister – was hat sich in dieser Zeit geändert?

Die Gesellschaft hat sich geändert – vielleicht auch seit Corona. Die Toleranzgrenze ist viel kleiner geworden. Dazu kommt, dass ein Bademeister viel mehr beobachtet wird. Wenn er mal einen Fehler macht, schreibt man gleich eine Mail. Viele Leute wissen auch nicht, was ein Bademeister alles zu tun hat und was er macht, wenn die Gäste nicht da sind.

Manchmal haben sie das Gefühl, ich würde den ganzen Tag am Beckenrand stehen, am Abend die Tore schliessen und dann sei ich fertig. Doch das ist nicht so. Der Job beinhaltet noch viele andere Aufgaben, seien es technische oder in der Reinigung. In einer Schönwetterperiode hast du als Bademeister keine freie Zeit – du bist immer etwas am tun.

Wo gibt es die meisten Konflikte unter den Besucherinnen und Besuchern?

Wir haben viele Stammgäste, für die muss alles genau gleich wie immer abgehen. Wenn man eine neue Idee hat, oder eine Änderung macht, ist das teilweise schwer umsetzbar. Aber im Grossen und Ganzen ziehen wir Anpassungen jeweils durch, da müssen wir auch mal negative Rückmeldungen in Kauf nehmen. Was das Schwimmen anbelangt, gibt es wenige Konflikte. Man muss auch nicht alles geschehen lassen, sondern eine gute Badwache machen.

Was macht ein Bademeister im Winter?

Ich persönlich bin bei der Wasserversorgung der Gemeinde angestellt. Mit Metallbauschlosser habe ich einen handwerklichen Beruf gelernt. Ich bin ein Allrounder, kann also mehr oder weniger alles ein wenig. Meistens habe ich aber so viel Überzeit und Ferien aus der Sommersaison, dass der Teil, den ich im Winter noch arbeite, relativ klein ist.

Stimmt, wenn alle anderen Ferien haben, bist du am Arbeiten!

Ja, dessen muss man sich schon auch bewusst sein. Ich sage jetzt mal, wenn ich eine Familie hätte, könnte ich es nicht machen. Ein junger Familienvater müsste das erstmal mit dem Beruf Bademeister vereinbaren können. Da wären auch die Arbeitgeber gefordert, diese Stellen ein bisschen attraktiver zu machen. Beispielsweise, dass man als Familienvater auch mal im Sommer eine Woche Ferien machen könnte. Es sollte nicht einfach heissen, «Du bist im Sommer bis Ende September mehr oder weniger immer im Freibad, Freizeit geht uns nichts an.» So ist es auch schwierig, gute Leute zu finden.

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(fho)

veröffentlicht: 18. Juni 2023 12:28
aktualisiert: 18. Juni 2023 12:28
Quelle: BärnToday

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