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Kein 49er Bier mehr: Warum die Brau AG aus Langenthal gescheitert ist

Game Over

Deshalb ist die Langenthaler Bierbrauerei gescheitert

12.03.2024, 14:20 Uhr
· Online seit 12.05.2023, 17:10 Uhr
Gut 20 Jahre nach dem Start des Hasli-Biers in Langenthal geht die Brau AG Konkurs. Für den geplanten Neustart der Brauerei im Porzi-Areal konnten keine Investoren gefunden werden. Wie konnte es soweit kommen?
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Zum Niedergang der Brau AG in Langenthal haben viele eine Meinung. Öffentlich darüber reden möchte in Langenthal aber niemand. Zu gross ist die Angst, als Nestbeschmutzer zu gelten – man kennt sich im Oberaargau. Und doch ist ein gewisser Frust spürbar, dass sich das eigene Bier nicht durchgesetzt hat. Dass die Konkurrenz aus Burgdorf und Solothurn dem Langenthaler Bier den Rang abgelaufen hat. Langenthal, das mit der ehemaligen Brauerei Baumberger aus dem Jahre 1785 auf eine lange Biertradition zurückblicken durfte. 32Today hat anonym mit einem langjährigen Aktionär der Brau AG über die möglichen Gründe des Scheiterns geredet.

Was ist genau passiert?

Vor einigen Monaten wurden wir Aktionäre gebeten, erneut neue Aktien zu zeichnen, um den geplanten Umzug ins Porzi-Areal zu finanzieren. Dafür hätte es mindestens zwei Millionen Franken gebraucht. Von den 2710 Aktionären waren aber nur 250 bereit, noch mehr Geld einzuschiessen. Kurz gesagt: Wir haben das Vertrauen in eine erfolgreiche Zukunft verloren. Auch die Kommunikation war zuletzt dürftig. Vom bevorstehenden Konkurs habe ich durch Zufall und Kontakte in der Langenthaler Szene erfahren, und nicht durch den Verwaltungsrat.

Wie konnte die Brau AG Konkurs gehen?

Die Brau AG wurde von Anfang an von vielen Problemen begleitet. Mit dem Hasli-Bier wollte man vor über 20 Jahren ein naturnahes, trübes Bier ohne Zusatzstoffe auf dem Markt bringen. Gerade am Anfang hat das Bier einigen Konsumenten wohl Kopfschmerzen und Durchfall bereitet. Auch wenn die Fehler schnell korrigiert wurden: Der Schaden war angerichtet. Viele Langenthalerinnen und Langenthaler trinken seither lieber Burgdorfer Bier oder das Solothurner Öufi.

Im Jahr 2014 wurde mit dem 49er Draft ein neuer Versuch gestartet. Das Bier kam in neuer Aufmachung und mit einem neuen Marketingkonzept daher. Es war sogar im Detailhandel erhältlich. Was lief schief?

Während in Burgdorf und Solothurn immer die gleichen Chefs am Drücker waren und die Bierkultur gelebt haben, habe ich das beim aktuellen Verwaltungsratspräsidenten Kurt Schär etwas vermisst. Ich hatten den Eindruck, das Bier stand bei all seinen Mandaten nicht an erster Stelle. Es hat einfach jemand an der Spitze gefehlt, der eine klare Linie und ein klares Ziel hat und dies im hart umkämpften Biermarkt konsequent verfolgt.

Vor ein paar Jahren waren sich Verwaltungsrat und Geschäftsführer Peter Kläfiger nicht mehr einig bezüglich der Strategie, worauf Kläfiger die AG verlassen hat. Auch die beiden Mitarbeitenden, die am Schluss übrig waren und das Bier gebraut haben, haben am Ende geschlossen gekündigt. Das 49er Bier wurde zuletzt in der Solothurner Öufi-Brauerei gebraut und abgefüllt, um die Lieferverträge noch einzuhalten. Jetzt ist aber Schluss, es gibt nur noch Restposten zu kaufen.

Aber das 49er Bier war qualitativ doch gut, oder?

Sehr sogar. Aber viele Langenthalerinnen und Langenthaler haben das neue 49er Bier gar nicht erst probiert, weil der Ruf vom Hasli-Bier her ruiniert war. Eigentlich sehr schade, denn das 49er Bier war ein qualitativ gutes und feines Bier. Vielleicht hätte es nicht so viele verschiedene Sorten gebraucht. Manchmal ist weniger mehr.

Wie geht es weiter? Chance für das Langenthaler Fürobebier

Uns bleibt noch das Langenthaler Fürobebier. Ein kleines Bier, das im Ein-Mann-Betrieb in Langenthal an der Ringstrasse gebraut und anschliessend in Solothurn beim Öufi abgefüllt wird. Vielleicht ist der Untergang der Brau AG die grosse Chance für das Fürobebier. Ich würde es Marcel Mosimann gönnen.

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veröffentlicht: 12. Mai 2023 17:10
aktualisiert: 12. März 2024 14:20
Quelle: 32Today

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