Für Bücher begeistern

Skifahrerin Joana Hählen und Schauspieler Max Hubacher lesen vor

24.05.2023, 08:58 Uhr
· Online seit 24.05.2023, 08:57 Uhr
Am Mittwoch wird schweizweit vorgelesen. Auch bekannte Berner Persönlichkeiten machen mit – beispielsweise die Skifahrerin Joana Hählen und der Schauspieler Max Hubacher, der bereits vergangenes Jahr mit dabei war.
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Im Rahmen des Schweizer Vorlesetags finden am Mittwoch zahlreiche Vorleseaktionen statt.

Auch Joana Hählen ist mit von der Partie – zum ersten Mal. Die Berner Skirennfahrerin, die hierzulande zu den besten gehört, legt ihre Sportsachen für einen Tag zur Seite. Sie reist stattdessen nach Twann, um Kindern vom Kindergarten bis zur zweiten Klasse vorzulesen.

BärnToday: Warum nehmen Sie am Vorlesetag teil?

Joana Hählen: Ich finde es wichtig, etwas für die Bildung von Kindern zu tun. Meine Schwester ist Lehrerin und so habe ich organisiert, dass ich bei ihr vorlesen gehen kann. Früher hatte ich Mühe beim Lesen – es gelang mir nicht gut und hat mir nicht gefallen. Dieser Tag ist nun eine gute Chance, Kinder für das Lesen zu begeistern.

Was ist das Ziel des Vorlesetags?

Vieles ist heute digital. Am Vorlesetag kann man wieder einmal ein Buch in den Händen halten und zeigen, dass das schön ist. Lange nicht mehr alle Eltern lesen ihren Kindern etwas vor. Sie können das nun dank uns in der Schule erleben. Auch das Zusammensein ist wichtig.

Was lesen Sie vor?

Ich lese aus einem Kinderbuch von Felix Neureuther vor. Es handelt von einer Bergtour und enthält Erklärungen, wie man sich in den Bergen verhalten soll. Auch Umweltthemen sind im Buch drin, aber süss für Kinder verpackt. Deswegen habe ich dieses Buch ausgewählt.

Welches ist Ihr Lieblingsbuch?

Das ist eine gute Frage, ich habe viele Lieblingsbücher. Ich lese eher Sachbücher, aber manchmal auch Romane. In den Ferien habe ich beispielsweise etwas von Andrea Petković über den Alltag als Spitzensportlerin im Tennis gelesen.

Wie muss man vorlesen, damit es den Kindern besonders gut gefällt?

Ich habe schon einige Male geübt. Da muss man umso spannender erzählen. Ich habe Tipps erhalten, dass man die Stimme bei verschiedenen Figuren etwas verstellen sollte. Auch kann man mit den Händen oder dem ganzen Körper etwas vorzeigen.

Lesen Sie zum ersten Mal in dieser Art vor?

Dem Sohn meiner Schwester habe ich auch bereits vorgelesen. Aber der ist erst gerade zwei Jahre alt geworden und den hat das noch nicht so interessiert. Deshalb ist es schon eine kleine Premiere.

Kommt man als Skifahrerin mit strengem Programm überhaupt noch zum Lesen?

Es ist für mich vor allem ein Ferienprojekt, aber es hat mich schon gepackt. Deshalb nehme ich mir vor, mehr zu lesen. Es tut mir gut und stellt einen schönen Ausgleich dar zur Zeit, die man am Handy verbringt.

Auch Max Hubacher ist Teil einer Vorleseveranstaltung am Mittwoch. Der Schauspieler nimmt zum zweiten Mal am Vorlesetag teil.

BärnToday: Sie waren bereits letztes Jahr Botschafter des Schweizer Vorlesetags. Warum engagieren Sie sich dafür?

Max Hubacher: Ich habe das als extrem schönen Anlass empfunden. Als sie mich nochmals gefragt haben, dachte ich: «auf jeden Fall.» Als Kind war Vorlesen schon wichtig. Meine Eltern haben mir zum Einschlafen viel vorgelesen und auch meinem Göttikind lese ich viel vor. Darum ist das ein wesentlicher Bestandteil in meinem Leben. Besonders zur heutigen Zeit, wo Gamen immer grösser wird – und ich game selber gerne – ist das eine sehr schöne Alternative.

Wo lesen Sie vor?

Im Schlössli Kehrsatz. Mein bester Freund arbeitet dort als Lehrer und ich kenne ihn bereits seit der Kita. Wir suchen dauernd nach Möglichkeiten, unsere Jobs zusammenzuführen und das ist eine ideale Gelegenheit.

Sind Sie durch Ihre Arbeit bereits ein erfahrener Vorleser?

Ich glaube, es kommt darauf an, für welche Altersstufe man vorliest. Letztes Jahr habe ich für Erst- und Zweitklässler «Ferdinand, der Stier» vorgelesen. Da muss man schauen, dass Kinder dabei bleiben und kann mehr übertreiben.

Was lesen Sie jetzt vor?

Jetzt lese ich «Tschick» von Wolfgang Herrndorf. Dieser Roman ist eher für Jugendliche und passt gut zur Klasse, bei der ich vorlesen werde. Auch da muss man darauf achten, dass die Leute dabei bleiben. Der beste Trick ist, es sich selbst spannend zu machen und die Geschichte zu verstehen und sie nicht nur vorzulesen.

Haben Sie durch Ihren Beruf hier einen Vorteil?

Es ist sicherlich hilfreich – ich weiss wie man Bögen bauen kann und was man wie betont. Es ist zudem eine Frage, in welcher Sprache man vorliest. Den deutschen Roman «Tschick» lese ich auf Hochdeutsch vor.

Wie wichtig sind Mimik und Gestik beim Vorlesen?

Bei direkter Rede kann man die Stimme verstellen und das Vorlesen möglichst bunt und vielfältig gestalten. So macht es auch selbst mehr Spass. Ich muss aber als Schauspieler darauf achten, dass ich nicht zu fest ins Spiel komme und das Buch nicht vergesse. Ich muss mich ans Drehbuch, also an den Roman halten.

Wie viel lesen Sie in Ihrer Freizeit?

Ich lese leider viel zu wenig. Wenn, dann lese ich viele Drehbücher, aber das sind ja nicht wirklich Bücher. Dazu kommt viel Recherchematerial, etwa Sachbücher oder Biografien. Sonst lese ich nicht mehr so viel. In der Schauspielschule habe ich viel gelesen und als Jugendlicher auch phasenweise. Jetzt lese ich privat eher Comics. Wenn ich mehr Zeit hätte, würde ich mehr Sachbücher lesen über Themen, mit denen ich mich sonst nicht so auseinandersetze.

Welches ist Ihr Lieblingsbuch?

«Die Pest» von Albert Camus – das habe ich in meiner Schulzeit entdeckt. Damals hatte ich keine Lust, das Buch auf Französisch zu lesen und hab es mir auf Deutsch gekauft. Dann fand ich es aber so toll, dass ich es auf Französisch noch einmal gelesen habe. Dieses Buch empfehle ich immer allen, die es noch nicht gelesen haben.

Wie wichtig ist es, dass bekannte Persönlichkeiten vorlesen?

Im besten Fall wäre es sehr toll, wenn es die Leute inspiriert und sie danach selbst weiterlesen. Besonders Jugendliche, die Lesen eher uncool oder langweilig finden. Es ist auch keine wahnsinnige Reizüberflutung, die viele Sinne beansprucht. Es braucht sehr viel Fantasie, das finde ich etwas Schönes und wünschte mir im Nachhinein, dass ich es als Jugendlicher mehr gemacht hätte. Ich lese nicht den ganzen Roman vor, sondern will besonders spannende Kapitel vorlesen, um Lust zu machen, weiterzulesen.

Haben Sie das Buch selbst ausgesucht?

Das Buch wählt man selbst aus, auch die Passagen kann man selbst bestimmen. Wahrscheinlich ist das auch die schwierigste Arbeit: Wie kann man dramaturgisch einen guten Bogen machen? Das Publikum soll dran bleiben und es soll dazu bewegen, weiterzulesen.

veröffentlicht: 24. Mai 2023 08:57
aktualisiert: 24. Mai 2023 08:58
Quelle: BärnToday

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