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Wie esse ich, ohne zu sehen?

Tag der Taubblindheit

Wie esse ich, ohne zu sehen?

27.06.2023, 17:01 Uhr
· Online seit 27.06.2023, 10:55 Uhr
Die Aktionswoche «Zu Tisch! Mit Hörsehbehinderung und Taubblindheit» lässt sehende und hörende Menschen in die Welt von Seh- und Hörbeeinträchtigten eintauchen. Verschiedene Restaurants machen bei der Aktion mit. BärnToday-Reporterin Stefanie Küng wagte in Schönbühl einen Selbstversuch.

Quelle: BärnToday / Stefanie Küng / Warner Nattiel

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Anlässlich des Tages der Taubblindheit vom 27. Juni beteiligen sich insgesamt 58 Restaurants an der Aktion des SZBLIND, der Tanne, der Taubblinden-Hilfe und der FRSA. Noch bis am Samstag, 1. Juli, können sich Interessierte beim Essen eine abgedunkelte Brille aufsetzen lassen, auch das Tragen von Ohrstöpseln ist möglich. Es geht darum, den seh- oder hörbeeinträchtigten Menschen nachzufühlen. Wie bewältigen sie vermeintlich einfache Dinge wie Essen?

Für BärnToday-Reporterin Stefanie Küng war das Experiment eine Herausforderung. Kaum konnte sie die Brille aber wieder ablegen, sieht sie – im Gegensatz zu sehbehinderten Menschen – alles wieder normal. Können solche Aktionen dennoch etwas bewegen? Mathias Guler, Bereichsleiter von Beraten B in Bern, erzählt, was solche Aktionen bewirken können: «Grundsätzlich ist die Sensibilisierung von Menschen, die keine Beeinträchtigung haben, wichtig und eine gute Idee. So kann man dann vielleicht auch die Hürden der Betroffenen besser einordnen.»

Wichtige Aktion mit Ausbaupotential

«Mit solchen Aktionen erreicht man viele Leute, die sich danach Gedanken machen», sagt Mathias Guler. «Weiter werden Leute, die sowieso im Restaurant essen, auf die Aktion aufmerksam gemacht. Deshalb sind solche Kampagnen durchaus wichtig. Aber da sollte es nicht stehenbleiben.»

Es gebe etwa Ausbaupotential, da die Brille nur eine von vielen Arten von Sehbehinderungen darstellt: «Die Brille simuliert eine Krankheit, durch die das Gesichtsfeld der Betroffenen immer kleiner wird. Menschen, die davon betroffen sind, haben eher Probleme, sich zu orientieren oder Hindernisse am Boden zu sehen. Aber die Speisen auf dem Tisch sehen sie meist sehr gut.»

Kathrin Schellenberg, Kommunikationsverantwortliche Schweizerischer Zentralverein für das Blindenwesen, betont, wie beispielhaft man mit der Aktion aufzeige, mit welchen Hürden Menschen mit Hörsehbehinderungen und Taubblindheit im Alltag konfrontiert seien. «Ziel ist es, so viele Menschen wie möglich auf das Thema aufmerksam zu machen. Ein Essen im Restaurant bietet sich hier als Sensibilisierung an».

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(sku)

veröffentlicht: 27. Juni 2023 10:55
aktualisiert: 27. Juni 2023 17:01
Quelle: BärnToday

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