Drei Jahre danach

So weit fortgeschritten ist die Stilllegung des AKW Mühleberg

· Online seit 20.12.2022, 18:31 Uhr
Drei Jahre ist es her, seit dem AKW Mühleberg der Stecker gezogen wurde: Am 20. Dezember 2019 wurde der Betrieb offiziell eingestellt. Was hat sich seither getan? Wie weit fortgeschritten ist der Rückbau? Stefan Klute, Gesamtprojektleiter der Stilllegung des AKW, gibt Auskunft.
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Drei Jahre ist es her, seit das Atomkraftwerk Mühleberg vom Netz genommen wurde. «Wir haben eine erfolgreiche Geschichte hinter uns, da überwiegt natürlich die Freude. Aber eine gewisse Wehmut ist vorhanden», erzählte Martin Saxer, ehemaliger Leiter des AKW Mühleberg, am 20. Dezember 2019 gegenüber TeleBärn.

Quelle: TeleBärn

Nur wenige Tage später – am 6. Januar 2020 – hat der Rückbau der Anlage begonnen. Fast drei Jahre später verläuft alles nach Plan, teilt Stefan Klute, Leiter Stilllegung und Entsorgung sowie Gesamtprojektleiter der Stilllegung des Kernkraftwerks Mühleberg, auf Anfrage von BärnToday mit. «Wir sind relativ gut in der Zeit und arbeiten auf unseren ersten grossen Meilenstein – die Kernbrennstoff-Freiheit – hin. Die ist geplant für Mitte 2024. Momentan sieht es sehr gut aus, dass wir diesen Zeitpunkt einhalten können oder sogar ein bisschen früher erreichen.»

Abtransport der Brennelemente läuft nach Plan

Um Kernbrennstoff-Freiheit zu erreichen, werden einerseits die stark radioaktiven Komponenten aus dem Inneren des Reaktors unter Wasser gelegt und verpackt. Parallel dazu wurde im Maschinenhaus radioaktiv verunreinigtes Material gereinigt. Ab Januar 2022 begann man zudem mit dem Abtransport der Brennelemente ins Zwischenlager in Würenlingen. Damit sei man definitiv im Plan, meint Klute. «Wir sind 2019 in die Stilllegung mit 418 Brennelementen in der Anlage gestartet. Mittlerweile sind 203 davon bereits abtransportiert. Ziel für das nächste Jahr ist es, die verbleibenden 215 Brennelemente genauso sicher und zuverlässig ins Zwischenlager nach Würenlingen zu bringen.» Spätestens Ende 2024 sollen keine Brennelemente mehr im Kernkraftwerk Mühleberg vorhanden sein.

Der Rückbau des AKW Mühleberg wurde auch durch Corona nicht aus der Bahn geworfen – obwohl er nur wenige Monate vor Pandemieausbruch startete. «Zum Glück konnten wir die Arbeiten wie geplant durchziehen. Aber wir hatten natürlich dieselben Probleme wie die gesamte Bevölkerung – zu Beginn der Pandemie waren nicht genügend Masken vorhanden. Zudem waren die Grenzen dicht, bestimmte Spezialisten konnten nicht einreisen. Daher war es teilweise schon nicht einfach, die Arbeiten aufrecht zu erhalten», erzählt Gesamtprojektleiter Klute.

So geht es jetzt weiter

Zwischen 2025 bis 2030 sieht das Stilllegungsverfahren den nuklearen Rückbau vor: Sämtliche noch verbliebenen Anlageteile, die je mit Radioaktivität in Berührung gekommen sind, sollen ab 2025 demontiert werden. Alle demontierten Komponenten werden einzeln auf Radioaktivität geprüft, gereinigt und verpackt. Je nach Möglichkeit wird Material, dass diesen Prozess durchlaufen hat, wiederverwendet. Radioaktive Abfälle werden ebenfalls ins Zwischenlager gebracht. 2031 soll das gesamte Areal schliesslich frei von radioaktivem Material sein.

Ab 2034 soll das Gelände neu genutzt werden können. Wie diese Nutzung aussieht, ist aber derzeit noch nicht klar. «Wir müssen bis 2027 dem Bundesamt für Energie ein klares Konzept vorlegen, was mit dem Areal geschehen soll. Doch so weit in die Zukunft zu sehen, ist aktuell sehr schwierig, da sich im Energieumfeld momentan sehr viel verändert», erklärt Klute.

veröffentlicht: 20. Dezember 2022 18:31
aktualisiert: 20. Dezember 2022 18:31
Quelle: BärnToday

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