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«BE 1» verkauft: Das steckt hinter der Faszination für tiefe Kennzeichen

«Plate Spotter» erklärt

«BE 1» verkauft: Das steckt hinter der Faszination für tiefe Kennzeichen

· Online seit 17.11.2022, 14:41 Uhr
Diese Woche haben sogenannte «Plate Spotter» in Bern für das Kennzeichen «BE 1» tief in die Tasche gegriffen. «Es gibt einige Leute, die nur darauf warten, bis ein tiefes und historisches Kontrollschild zum Verkauf steht», klärt Kontrollschild-Kenner Stefan Hotan jetzt auf.
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Das tiefste Berner Autokennzeichen hat am Mittwoch seinen Besitzer gewechselt. Das erste Mal seit rund 70 Jahren ist «BE 1» nicht mehr im Besitz von Nova Taxi. Damit reagiert das Berner Unternehmen auf die seit der Corona-Pandemie angeschlagene wirtschaftliche Situation, wie Geschäftsführer Markus Kunz gegenüber BärnToday erklärte. Über den Verkaufspreis wurde Stillschweigen vereinbart – er liegt wohl zwischen 170'000 und 200'000 Franken.

«Plate Spotter» spienzeln auf tiefe Nummernschilder

Wer nimmt so viel Geld für ein Kennzeichen in die Hand? Den Käufer will Kunz nicht bekanntgeben. Etwas Licht ins Dunkle bringen kann dafür Stefan Hotan. Als Vereinspräsident der Interessengemeinschaft Kontrollschilder kennt er sich mit der Schweizer «Plate Spotter»-Szene bestens aus. «Mich haben schon immer Zahlenbilder mit tiefen Ziffern fasziniert», erklärt er auf Anfrage.

«Es gibt einige Leute, die nur darauf warten, bis ein tiefes und historisches Kontrollschild zum Verkauf steht und dementsprechend bereit sind, einen hohen Betrag zu bezahlen», sagt Hotan. Das Hobby könne man aber nicht an einem Typ festmachen. «Es gibt sowohl Firmen wie auch Privatpersonen, die für tiefe Kontrollschilder derart grosse Emotionen empfinden und solche Beträge zahlen», erklärt er.

«BE 1» sei dabei ein besonderer Fall, meint Hotan, der selbst mit einem dreistelligen Kontrollschild unterwegs ist. «‹BE 1› hat nicht nur eine lange Geschichte, sondern wurde auch bekannt durch die Presse.» Zudem sei das Schild relativ spontan auf den Markt gekommen.

Kanton Bern bewegt sich im Mittelfeld 

Ein Verkaufspreis von bis zu 200'000 Franken sei zudem aussergewöhnlich hoch. «Der Kanton Bern gehört nicht zu den Topplayern, was die Schilderpreise betrifft, sondern liegt im Mittelfeld», so Hotan. «So gab es für ‹BE 11› nur ein einziges Gebot und es wurde mit 50'000 Franken für relativ wenig Geld verkauft.»

In Zürich, im Aargau oder im Bündnerland werde für ähnlich tiefe Kennzeichen deutlich mehr geboten. So wurde erst kürzlich das Nummernschild «ZH 100» für 226'000 Franken versteigert, «ZG 10» wechselte im Frühjahr 2018 für 233'000 Franken den Besitzer und ist damit Spitzenreiter. Zumindest von dem, was man öffentlich mitbekomme, so Hotan. «Viele Schilder wechseln auch ohne grosse öffentliche Aufmerksamkeit unter der Hand den Besitzer.»

Trotz allem: Im internationalen Vergleich können auch die Schweizer Top-Gebote nicht mithalten. Im Ausland werden Schilder zum Teil für mehr als fünf Millionen Franken verkauft. «In der Schweiz sind wir bei den Preisen im Jahr 2000 stecken geblieben», findet der Experte. «Bei der Kaufkraft ist noch Luft nach oben.»

veröffentlicht: 17. November 2022 14:41
aktualisiert: 17. November 2022 14:41
Quelle: BärnToday

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