Weniger arbeiten

Berner KMU führt 7-Stunden-Tag bei gleichbleibendem Lohn ein

01.11.2022, 09:25 Uhr
· Online seit 01.11.2022, 05:31 Uhr
Die Ticketpark GmbH führt ab 1. November nach einer Testphase den 7-Stunden-Arbeitstag ein. Die Firma habe bemerkt, dass sich die Produktivität der Mitarbeitenden so merklich steigern lasse.
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Weniger lange arbeiten und dabei keine Lohneinbussen in Kauf nehmen: Wovon viele träumen dürften, wird bei der Berner KMU Ticketpark GmbH Realität. Die Veranstaltungsplanerin und Anbieterin für Ticketinglösungen führt ab Dienstag den 7-Stunden-Tag ein.

Das Unternehmen beruft sich dabei auf die Arbeitsforschung. So zeigten verschiedene Studien, dass die Produktivität bei reduziertem Arbeitspensum steigt. «Diesen Effekt konnten wir bei Ticketpark ganz konkret messen: Als ein Grossteil des Teams während der Covid-Pandemie auf Kurzarbeit gesetzt war, reduzierte sich der prozentuale Anteil der im Arbeitsrapport erfassten Pausen auf die Hälfte», schreibt das Unternehmen in einer Mitteilung an seine Kundschaft.

Im Spätsommer 2022 dann bewährte sich das Konzept in einer dreimonatigen Testphase, weshalb ab dem 1. November der 7-Stunden-Tag für alle Mitarbeitenden Tatsache wird. «Das Team konnte nach der Testphase abstimmen, ob es den 7-Stunden-Tag nun wirklich dauerhaft einführen will. Komplett alle haben sich dafür ausgesprochen», erklärt Geschäftsführer Manuel Reinhard auf Anfrage von BärnToday. Geschätzt werde vor allem, dass so mehr Zeit für Sport, Hobby, Erledigungen oder die Familie bleibe. Die zusätzliche Stunde Freizeit erhöhe die Lebensqualität: «Das hat bestimmt jeder schon mal erlebt, wenn man mal eine Stunde früher Feierabend macht. Das ist bei uns nun das neue normal.»

Weiterhin im Homeoffice

Die kürzeren Arbeitszeiten sind aber die einzigen Änderungen, die bei Ticketpark seit der Coronakrise eingezogen haben. Die Mitarbeitenden arbeiten weiterhin dezentral im Homeoffice. So soll man mitweniger Ablenkung arbeiten können und die Zeit im Pendelverkehr anderweitig einsetzen können.

Auch an seiner eigenen Arbeitsweise hat Reinhard einen Unterschied festgestellt, seit er im Homeoffice sieben Stunden am Tag arbeitet: «Ich war sehr produktiv, fühlte mich aber auch früher erschöpft als im Büro. Ich habe das analysiert und festgestellt, dass die konzentrierten Phasen viel länger geworden sind.» Die kleinen Unterbrechungen des Büros seien weggefallen. Gespräche mit den Mitarbeitenden hätten gezeigt, auch sie ähnliches festgestellt hätten. «Daraus kam der Ansatz, dass ein kürzerer Arbeitstag generell sinnvoll wäre.»

«Wir arbeiten effizienter»

Das die Arbeit durch die kürzeren Arbeitszeiten nun liegenbleiben würde, befürchtet Reinhard nicht: «Wir arbeiten nicht weniger, sondern effizienter.» Es könne dennoch vorkommen, dass vereinzelt Überstunden geleistet werden müssten: «Da wir im Event-Business tätig sind, gehören lange Tage mit dazu – immer dann, wenn wir vor Ort an einen Event gehen, um zum Beispiel die Technik für die Einlasskontrolle zu betreuen.»

Allgemein sei es auch nicht so, dass immer genau 7 Stunden lang gearbeitet werde: «Man arbeitet auch mal nur 6 Stunden oder halt 8 Stunden oder mehr. Die Qualität gegenüber dem Kunden muss gewährleistet sein.» Wenn aber Überstunden anfallen würden, könnten diese kompensiert werden.

veröffentlicht: 1. November 2022 05:31
aktualisiert: 1. November 2022 09:25
Quelle: BärnToday

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