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Die Stadt Bern zählt weniger Sozialhilfebezüger – weniger Personal beim Sozialamt?

Gute Arbeitsmarktlage

Die Stadt Bern zählt weniger Sozialhilfebezüger – weniger Personal beim Sozialamt?

24.10.2023, 17:15 Uhr
· Online seit 24.10.2023, 17:03 Uhr
In Schweizer Städten – darunter auch in Bern – haben 2022 weniger Menschen Sozialhilfe bezogen als im Jahr zuvor. Die Zahl der unterstützten Personen sank laut einer Erhebung der Städteinitiative Sozialpolitik im Durchschnitt um 2,4 Prozent. Sinkt nun auch der personelle Aufwand?
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Dass in der Stadt Bern weniger Menschen Sozialhilfe beziehen, kann Claudia Hänzi bestätigen. Sie leitet das Sozialamt der Stadt Bern. Es sei eine erfreuliche Entwicklung, wenn sich der Arbeitsmarkt verbessert und auch Personen eine Anstellung finden, die unter Umständen über weniger Ressourcen verfügen würden. «Es hat mehr Arbeit, für die Personal gesucht wird, das eine einfachere Ausbildung mitbringt.»

Beim Sozialamt der Stadt Bern gingen 2022 etwas weniger Fälle ein als in den vorangehenden Jahren. Bedeutet dies nun, dass es auf den Sozialämtern längerfristig weniger Personal braucht? Das sei schwer zu beurteilen und könne aktuell so nicht bestätigt werden, so Hänzi. «Es gibt auch Tendenzen, dass gewisse Dossier länger in der Sozialhilfe bleiben, die Fälle komplexer werden und wir dadurch auch Ressourcen brauchen, um diese Fälle zu betreuen», erklärt die Leiterin des Sozialamts.

Bis jetzt habe es keinen Grund gegeben, die personellen Ressourcen zu ändern bei der Stadt Bern – auch weil sich das Sozialamt mitten in der Digitalisierung befinde. «Diese Ressourcen brauchen wir, um diesen Change zu schaffen.»

Erhebung in 14 Schweizer Städten

Für den Bericht «Sozialhilfe in Schweizer Städten – Kennzahlen 2022 im Vergleich» analysierten die Städteinitiative Sozialpolitik des Schweizerischen Städteverbands und die Fachhochschule Bern Daten aus 14 Städten: Basel, Bern, Biel, Chur, Lausanne, Luzern, St. Gallen, Schaffhausen, Schlieren, Uster, Wädenswil, Winterthur, Zug und Zürich.

In den untersuchten Städten lebt laut den Studienautorinnen und -autoren ein Viertel der Sozialhilfebeziehenden in der Schweiz. Die Erhebung basiert auf in erster Linie auf der Sozialhilfestatistik des Bundesamts für Statistik (BFS).

Biel führt Rangliste weiterhin an

Am höchsten war die Sozialhilfequote den Angaben zufolge mit 9,9 Prozent nach wie vor in Biel. Dies, obwohl sie seit 2016, als ein Höchststand von 11,8 Prozent erreicht wurde, stetig abgenommen hat.

Auf Platz zwei der Rangliste folgt Lausanne mit einer Sozialhilfequote von 6,8 Prozent, wobei auch dort im Mehrjahresvergleich ein Rückgang zu beobachten ist. 2012 hatte die Sozialhilfequote in der Waadtländer Kantonshauptstadt noch 10,3 Prozent betragen.

Strukturelle Faktoren

Die tiefste Sozialhilfequote wies im vergangenen Jahr Zug mit 1,5 Prozent auf. In Basel belief sich die Quote auf 5,3 Prozent, in Bern auf 4,9 Prozent und in Zürich auf 4,1 Prozent.

Schweizweit ging auch die Zahl der neuen Fälle zurück – gegenüber dem Durchschnitt der vorangegangenen drei Jahre um 11,1 Prozent.

Als Gründe für die erheblichen Unterschiede zwischen den verschiedenen Städten bezeichnen die Studienautoren eine Reihe struktureller Faktoren: So hätten Städte mit höheren Bevölkerungszahl, in denen relativ viele preisgünstige Wohnungen verfügbar seien, in der Regel eine höhere Sozialhilfequote.

Eine Rolle spielt demnach auch der Anteil Alleinerziehender und Geflüchteter an der Bevölkerung – und wie viele Arbeitslose, Ausgesteuerte oder Menschen ohne Ausbildung an einem Ort leben. Zudem unterstützten die Kantone Haushalte mit geringem Einkommen unterschiedlich stark. Entsprechend sei auch das Risiko, auf Sozialhilfe angewiesen zu sein, nicht überall gleich gross.

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Geflüchtete arbeiten häufig

In vier Städten nahm die Zahl der Sozialhilfebezügerinnen und -bezüger im Vergleich zum Vorjahr zu: In Zug stieg sie um 6,2 Prozent, in Schaffhausen um 3,7 Prozent, in St. Gallen um 2,6 Prozent und in Luzern um 2,5 Prozent.

Die Zahl der unterstützten geflüchteten Personen habe in allen Städten zugenommen, schrieb die Städteinitiative dazu. Je höher der Anteil von anerkannten Flüchtlingen und vorläufig Aufgenommenen unter den Sozialhilfebeziehenden sei, desto stärker wirke sich die Zunahme auf die Gesamtentwicklung aus.

Im Bezug auf die Situation Geflüchteter hob die Städteinitiative hervor, dass Geflüchtete, die auf Sozialhilfe beziehen, häufig erwerbstätig sind. 2022 waren 36 Prozent von ihnen sogenannte Working Poor, von den übrigen Sozialhilfebeziehenden waren lediglich 23 Prozent erwerbstätig.

(sda/sst)

veröffentlicht: 24. Oktober 2023 17:03
aktualisiert: 24. Oktober 2023 17:15
Quelle: BärnToday

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