Nachlassstundung

Gnadenfrist für Berner Taxibetrieb Bären Taxi verlängert – Rettung wahrscheinlich

25.04.2024, 07:59 Uhr
· Online seit 25.04.2024, 04:45 Uhr
Die Bären Taxi AG befindet sich seit Anfang Jahr in der Nachlassstundung. Dieser wurde nun um weitere drei Monate verlängert. Der Anwalt des Taxiunternehmens ist zuversichtlich.
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Es sind keine einfachen Zeiten für Taxiunternehmen. Zum einen hat die Coronapandemie ihre Spuren hinterlassen, andererseits kämpfen die Unternehmen mit Personalmangel.

Das spürt auch Bären Taxi, eines der grössten Berner Taxiunternehmen, welches seit über 50 Jahren Gäste transportiert. Anfang Jahr wurde eine sogenannte Nachlassstundung gewährt. Das Verfahren wird eingesetzt, wenn ein Unternehmen in finanziellen Schwierigkeiten steckt und ist eine Alternative zum Konkurs.

«Ein Unternehmen erhält mit der Nachlassstundung somit Zeit, um Sanierungsmassnahmen zu prüfen und allenfalls auch einen teilweisen Erlass der Gläubigerforderungen zu erwirken», erklärt Thomas Gisselbrecht, Rechtsanwalt der Bären Taxi AG. Somit wird bei einer Nachlassstundung das Unternehmen auch nicht – wie bei einem Konkurs – stillgelegt.

Anwalt blickt «zuversichtlich» auf Sanierung

Die ursprünglich gewährte Nachlassstundung wäre am 25. April abgelaufen, diese wurde nun bis am 25. Juli 2024 verlängert, wie dem aktuellen Amtsblatt des Kantons Bern zu entnehmen ist. Sind das gute Nachrichten für das Berner Taxiunternehmen? Ja, sagt der Rechtsanwalt. «Der laufende Betrieb mit den Schulbusfahrten und den Taxidiensten kann störungsfrei fortgeführt werden. Währenddessen können die Sanierungsgespräche mit den Gläubigern und möglichen Partnern in Ruhe fortgesetzt werden.»

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Es kann auch zu weiteren Verlängerungen der Stundung kommen, bis zu zwölf Monate sind möglich. «Eine nochmalige Verlängerung erachte ich aber im Fall der Bären Taxi AG als nicht notwendig», sagt Gisselbrecht. «Ich bin aufgrund des aktuellen Stands der Gespräche mit den Gläubigern sehr zuversichtlich, dass die Unternehmung nachhaltig saniert werden kann.»

Die Berner Taxibranche leidet

Viele sehen die Gründe der Berner Taxikrise in der schweren Eignungsprüfung, welche vor rund zehn Jahren eingeführt wurde. Dem widersprechen aber eigenständige Fahrer: Es gebe nicht zu wenig Chauffeure, sondern zu wenig Arbeit.

Vor einem Jahr hat die Stadt Bern trotzdem eine zweijährige Versuchsphase gestartet, während der angehende Taxifahrerinnen und Taxifahrer provisorische Bewilligungen erhalten können.

Aktuell seien 339 Taxifahrerinnen und Taxifahrer in der Stadt Bern aktiv, wie Norbert Esseiva, Leiter der Orts- und Gewerbepolizei der Stadt Bern, auf Anfrage erklärt. Vor zehn Jahren waren mit 428 Taxis noch fast 100 mehr unterwegs. 2019 waren es 380 gemeldete Taxifahrer. Seit der Coronapandemie hat die Zahl also um weitere zehn Prozent abgenommen.

Das grösste Berner Taxiunternehmen musste «Tafelsilber» verkaufen

Mit der Sanierung dürfte die Zukunft von Bären Taxi, mit 48 Taxifahrerinnen und -fahrern das zweitgrössten Berner Taxiunternehmen, gesichert sein. Nur von Nova Taxi sind mit 90 Personen mehr Fahrzeuge auf den Berner Strassen unterwegs. Auch dort waren die letzten Jahre nicht rosig.

2022 musste Nova Taxi das «Tafelsilber» verkaufen. Damit gemeint ist das begehrteste Berner Nummernschild überhaupt: «BE 1». Geschäftsführer Markus Kunz sprach im Dezember 2022 mit BärnToday über den Verkauf. Es müsse dem Unternehmen schon schlecht gehen, um diese Nummer verkaufen zu wollen, und jetzt sei es so weit.

Die Taxibranche sei während der Coronapandemie vergessen gegangen, klagte Kunz. Über den Verkaufsbetrag von «BE 1» wurde Stillschweigen vereinbart – BärnToday schätzte den Verkaufspreis aber auf rund 200'000 Franken.

veröffentlicht: 25. April 2024 04:45
aktualisiert: 25. April 2024 07:59
Quelle: BärnToday

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