Öffentlicher Verkehr

Libero erhöht Preise definitiv – darum greift der Preisüberwacher nicht ein

· Online seit 04.10.2023, 07:27 Uhr
Stromkosten, Mieten, Krankenkassenprämien – alles wird teurer und nun legt Libero noch obendrauf. Zur neuen Fahrplanänderung sollen die Ticket- und Abopreise erhöht werden. Und nach kurzem Aufbegehren krebst nun auch der Preisüberwacher zurück. Das sind die Gründe.
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Ab Dezember sollen die Libero-Preise um durchschnittlich 4,4 Prozent steigen. Das kündigte der Tarifverbund bereits im April 2023 an. Der Preisüberwacher kritisierte damals die Preiserhöhungen im öffentlichen Verkehr und machte Druck auf mehrere Tarifverbünde, auch auf den Berner Verbund Libero.

Der Preisüberwacher steht der Preiserhöhung jedoch nun nicht mehr im Weg. Beat Niederhauser, Stellvertreter des Preisüberwachers, bestätigt auf Anfrage von BärnToday, dass zusätzliche Auskünfte nötig gewesen seien, um die Preiserhöhung genauer beurteilen zu können.

«Wir haben in der Folge auf eine Empfehlung verzichtet», sagt Niederhauser. Es habe kein Missbrauch gemäss Preisüberwachergesetz gegeben. Anlässlich der neuen Beurteilung werde die frühere Empfehlung hinfällig, erklärt er. Somit steht der Tarifverbund Libero seitens Preisüberwacher nicht mehr unter Druck, mit der Preiserhöhung im Dezember nicht voranzuschreiten. Ben Küchler, Libero-Mediensprecher, bestätigt: «Ja, der Libero-Tarifverbund setzt die Anfang April kommunizierten Tarifmassnahmen wie geplant um.»

Libero nicht aus dem Schneider

Aber in Zukunft will der Preisüberwacher zugunsten der ÖV-Kundinnen und -Kunden eingreifen können. Darum werden künftige Preiserhöhungen im öffentlichen Verkehr aufgrund einer neuen Praxis beurteilt. Trotzdem hofft er, dass dies nicht nötig wird. Beat Niederhauser betont: «Aber natürlich geht der Preisüberwacher davon aus, dass auch Libero nun die neu angekündigte Praxis antizipiert und sich entsprechend verhält.»

Zur neuen Praxis habe sich der Libero-Tarifverbund noch keine konkreten Überlegungen gemacht, so Küchler. «Es wird, wie bereits in der Vergangenheit, immer eine Gratwanderung zwischen der geforderten Nutzerfinanzierung und möglichst attraktiven und sozialverträglichen Preisen bleiben.» Dies, damit die Leute immer mehr den öffentlichen Verkehr nutzen.

Die neue Praxis, die der Preisüberwacher veröffentlicht hat, hat zum Ziel, dass «ein angemessener Preis in erster Linie im Verhältnis zu einer in Anspruch genommenen Leistung steht und nicht ein der Allgemeinheit bereitgestelltes Leistungspaket abgelten muss». Konkret bedeutet das, dass Fahrgäste nur für ihren eigenen Platz und für die genutzte Strecke zahlen müssten und nicht für ein erweitertes Liniennetz und dafür, dass die Busse oder Züge regelmässiger fahren.

Gleichzeitig sollen die Kosten nicht direkt auf die Kundinnen und Kunden überwälzt werden. Sie sollen anfänglich stärker von der öffentlichen Hand getragen werden.

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Einige Abos in Bern werden trotzdem günstiger – profitierst auch du?

Libero erhöht die Preise um durchschnittlich 4,4 Prozent. Die neuen Preise gelten ab dem 10. Dezember. Es ist die erste Erhöhung seit 2016. Laut Mitteilung sei eine Preiserhöhung wegen der gestiegenen Energiekosten und der Inflation «nun unumgänglich».

Einige treue Bernerinnen und Berner haben Glück: Alle Jahresabos in der Region Bern und Solothurn werden günstiger. Das meistverkaufte Jahresabo – die Zonen 100 und 101 in der Stadt Bern –  kostet neu 738 Franken, gespart werden 52 Franken. Alle Jahresabos sind neunmal so teuer wie ein Monatsabo, man spart also drei Monate. Für Oberländer und Seeländer wird das Jahresabo trotzdem teilweise teurer. Wer ein Jahresabo mit 1-2, 4, 7 oder 8 Zonen kauft, zahlt bis zu 92 Franken mehr. In Thun wird sogar die Lokalzone 700/701 im Jahresabo um acht Franken teurer.

Für das Monatsabo müssen alle mehr zahlen. Aber in Biel und Thun steigen die Preise stärker, da Libero eine schrittweise Annäherung an die Preise in Bern plant. Einzig beim Kurzstreckenticket (reduziert, als Einzelbillet) bleibt es beim alten Preis. Die grösste Preissteigerung kommt bei den Mehrfahrtenkarten der Kurzstreckentickets: Wer den Vollpreis zahlen muss, muss neu 16.20 zahlen – über 24 Prozent mehr. Auch die Mehrfahrtenkarte für alle 15 Zonen kostet neu 21.60 Franken mehr, insgesamt also 211.80 statt 190.20 Franken.

Was denkst du zur Preiserhöhung? Schreib es in die Kommentare.

veröffentlicht: 4. Oktober 2023 07:27
aktualisiert: 4. Oktober 2023 07:27
Quelle: BärnToday

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