Integration, Corona, Krieg

Regierungsrat Schnegg sieht Kanton vor grossen Herausforderungen

20.01.2023, 19:10 Uhr
· Online seit 20.01.2023, 12:21 Uhr
SVP-Regierungsrat Pierre Alain Schnegg sieht den Kanton Bern, aber auch das ganze Land, vor grossen Herausforderungen. Das Thema Integration werde ein Leitmotiv in den kommenden Jahren sein, sagte Schnegg am Freitag vor den Medien in Bern.
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Auf die Coronakrise folgte Anfang vergangenen Jahres mit dem Ausbruch des Kriegs in der Ukraine gleich die nächste Krise. Die Schweiz und mit ihr der Kanton Bern erlebten einen Zustrom von Flüchtlingen aus der Konfliktregion, blickte Schnegg auf das vergangene Jahr zurück.

Der Bundesrat aktivierte für die Ukraineflüchtlinge erstmals den Schutzstatus S, so dass die Betroffenen kein eigentliches Asylverfahren durchlaufen mussten. Dieser Status sei nach wie vor rückkehrorientiert, führte Manuel Michel, Vorsteher des Amtes für Integration und Soziales aus.

Das heisst, dass für Menschen mit Schutzstatus S keine Integrationsmassnahmen, ausser dem Spracherwerb, vorgesehen sind. Doch je länger diese Menschen in der Schweiz lebten, desto mehr integrierten sie sich ganz von alleine im Alltag, etwa durch Schulbesuch der Kinder, eigene Wohnung oder Arbeit.

Bund soll vorlegen

Ein Ende des Krieges in der Ukraine sei nicht absehbar, konstatierte Schnegg. Es werde damit nötig, verstärkt über eine Integration der Ukraine-Flüchtlinge nachzudenken. Der SVP-Regierungsrat nahm diesbezüglich den Bund in die Pflicht, um eine praxistaugliche Lösung vorzulegen.

Aber auch der Zustrom von Flüchtlingen aus anderen Ländern, namentlich aus Afghanistan und der Türkei, stieg 2022 stark an. Dabei stellten sich grundsätzliche Fragen - etwa, wie all diese Menschen in die Gesellschaft integriert werden und man sie fit machen könne für den Arbeitsmarkt.

Es gelte aber auch Fragen zu stellen, wie stark das Sozialhilfe-System belastet werden könne und die einheimische Bevölkerung gewillt sei, diese Zuwanderung auf Dauer zu akzeptieren.

«Es ist mir wichtig, dass wir diese Themen ansprechen, denn nur wenn die Dinge beim Namen genannt werden, kann man sie diskutieren und nach Lösungen suchen», sagte Schnegg.

Integrierte Versorgung

Schneggs Direktion hat im vergangene Jahr weitere grosse Projekte angepackt oder umgesetzt, etwa die Schaffung des Gesundheitsnetzwerks «Réseau de l’Arc» im Berner Jura. An ihm beteiligen sich der Kanton Bern, die Swiss Medical Network SA und die Visana-Krankenkasse.

Durch diese öffentlich-private Partnerschaft werde ein neues Versicherungsmodell möglich, das sich gezielt auf die Gesunderhaltung der Versicherten konzentriert, sagte Schnegg.

Er sieht die Zusammenarbeit aller Leistungserbringer in einer durchgängigen, integrierenden Versorgungskette auf der Basis von standardisierten Prozessen als einzige Lösung, die Kosten im Gesundheitswesen einzudämmen.

Mit einem neuen Fallführungssystem (NFFS) soll die Fallführung in der Sozialhilfe und dem Kindes- und Erwachsenenschutz (KESB) erleichtert werden, hob der Generalsekretär der Direktion für Gesundheits-, Soziales und Integration, Yves Bichsel, hervor.

Im Jahr 2023 sollen zudem alle Ambulanzen des Rettungswesens im Kanton Bern ihre Einsatzprotokolle elektronisch in einem «Ambulance-Pad2» führen. Nebst der elektronischen Erfassung von Patientendaten durch die Rettungssanitäter und -sanitäterinnen werden auch Vitaldaten von Patientinnen oder Patienten laufend in das Protokoll übernommen und können dadurch schon vor Erreichen einer Notfallstation übermittelt werden.

Mit Corona leben

Im vergangenen April wurden im Kanton Bern die letzten Corona-Massnahmen aufgehoben. Der Kanton hat die Grundstrukturen der Corona-Organisation erhalten, damit man auf entsprechende Entwicklungen rasch wieder reagieren kann.

«Wir müssen uns daran gewöhnen mit Covid-19 zu leben und weiterhin gewappnet sein, wenn eine schwere Variante kommen sollte», sagte Schnegg.

(sda)

veröffentlicht: 20. Januar 2023 12:21
aktualisiert: 20. Januar 2023 19:10
Quelle: BärnToday

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